20.05.10 – 20 Uhr – Unter dem Messer

Kulturelles Recht oder Menschenrecht?

Genitalbeschneidung bzw. Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen ist eine weltweit sehr verschiedenartig ausgeführte Praxis, und seit langem Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen. Oft werden diese als Kontroverse zwischen westlichen und nicht-westlichen Vorstellungen wahrgenommen: Dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit wird dabei das Recht auf die Ausübung der eigenen Kultur, Tradition und/oder Religion entgegengesetzt und gegenüber der Kritik am Patriarchat die weibliche Handlungserweiterung betont, die in dieser Praxis liegen soll. Jedoch lassen sich die Gegner_innen weder eindeutig „dem Westen“, noch die Befürworter_innen eindeutig „dem Rest“ zuordnen, und ebenso wenig kann dieser Konflikt auf einer Ebene gelöst werden, die Universalismus und Kulturrelativismus unvermittelt einander gegenüberstellt.

Vielmehr müssen beide Seiten auf ihre jeweils emanzipatorischen und repressiven Momente und auf ihre inneren Implikationen hin befragt werden, ohne dabei die Kategorien ineinander verschwimmen zu lassen. Dafür ist nicht zuletzt ein Maßstab notwendig, der im Rückgriff auf Adorno als „Abschaffung menschlichen Leidens“ aufgezeigt und herausgearbeitet werden kann, denn: „Leiden beredt werden zu lassen, ist Bedingung aller Wahrheit“. (Adorno)

Referentin: Janne Mende hat Ethnologie, Politikwissenschaft und Psychologie an der Freien Universität Berlin studiert und promoviert zurzeit zum Begriff kollektiver Menschenrechte und seiner Kritik. Aktuelle Veröffentlichung: „Emanzipation in der politischen Bildung. Theorien, Konzepte, Möglichkeiten“ (hrsg. gemeinsam mit Stefan Müller).

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