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Donnerstag, 08.02.2024 OFFENES PLANUNGSTREFFEN

Nach dem Wintersemester = vor dem Sommersemester

Wir wollen euch natürlich auch im Sommersemester 2024 wieder ein ausgewogen unausgewogenes Programm bieten und treffen uns daher am letzten Donnerstag des Wintersemesters, um [bitte Getränk einfügen] zu trinken und über den Sommer nachzudenken.

Alle, die uns kennenlernen oder in der freien uni bamberg mitmachen wollen, sind dazu herzlich eingeladen!
Wo? Balthasar, Balthasargäßchen 1
Wann? ab 20 Uhr

Donnerstag, 25.01.2024 LEO ROEPERT „Konformistische Revolte. Zur Mythologie des Rechtspopulismus“

Die Frage nach den Ursachen des »Rechtsrucks« ist Gegenstand anhaltender Debatten. Dabei ist zu beobachten, dass gerade gesellschaftskritische Ansätze dazu neigen, den Rechtspopulismus als fehlgeleiteten Protest gegen Neoliberalismus und Postdemokratie zu verharmlosen. Zwar ist es richtig, die Ursachen für den Erfolg des Rechtspopulismus in den Krisentendenzen des Kapitalismus zu suchen. Gleichzeitig sollte aber die Einsicht der Kritischen Theorie berücksichtigt werden, dass autoritäre Bewegungen eine irrationale Eigendynamik aufweisen. Rassismus und Verschwörungsmythen, die den Kern des Rechtspopulismus ausmachen, stellen den Versuch dar, die Krisentendenzen der Gegenwart in einer Weise wahrzunehmen, die eine Einsicht in ihre gesellschaftlichen Ursachen umgeht und es ermöglicht, die Identifikation mit dem Bestehenden aufrechtzuerhalten. So erscheint der gesellschaftliche Prozess der Krise als Verschwörung dunkler Mächte, als Verfall von Identität und Gemeinschaft und als Überwältigung durch Fremde. Damit ist auch eine autoritäre Lösungsperspektive vorgegeben: Beseitigung der Feinde, Sturz der korrupten Verhältnisse und die Wiederherstellung von »ewigen« Werten und Ordnungsprinzipien.

Dr. Leo Roepert ist Soziologe am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kritische Theorie, Rechtspopulismus/Neue Rechte, Rassismus und Antisemitismus. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über Trash und das Schicksal des Gebrauchswerts in der postmodernen Kultur gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00 Eintritt: frei

Donnerstag, 18.01.2024 LETZTE GENERATION BAMBERG „Wirksamer Klimaschutz durch zivilen Ungehorsam …in welcher Form?“

An diesem Abend wollen wir einen kritischen Blick auf die Proteste und
allgemein die Situation der Letzten Generation werfen.

Nach einem Hungerstreik vor dem Bundeskanzleramt wurde die
Klimaprotestgruppe Ende 2021 gegründet. In Bamberg haben sich 2023 eine Reihe Menschen engagiert, es fanden Proteste und Vernetzungsarbeit statt. Wir werden über unsere persönlichen Erfahrungen im zivilen Widerstand berichten sowie Erfolge und Misserfolge der Letzten Generation beleuchten. Außerdem überlegen wir, wie es 2024 weitergehen könnte und wie erfolgversprechend Kooperationen (wie z.B. mit Scientist Rebellion, die ebenfalls kurz vorgestellt werden) oder breitere Bündnisse sind/wären. Alex, Falk und Rasmus freuen sich auf eine konstruktive und lebhafte Diskussion.

Die Letzte Generation hat sich zum Ziel gesetzt die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels notfalls mit Mittel des zivilen Ungehorsams zu erzwingen. Interessierte können die Bamberger Gruppe unter bamberg@letztegeneration.org kontaktieren.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00 Eintritt: frei

Donnerstag, 11.01.2024 FELIX KLOPOTEK „Marinus van der Lubbe und der Reichstagsbrand“

Bis heute ist der endgültige Beweis nicht erbracht, dass die Nazis für die schwerwiegendste Brandstiftung des 20. Jahrhunderts: den Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933, verantwortlich waren –und nicht der halbblinde Maurergeselle Marinus van der Lubbe aus dem holländischen Leiden. Vielleicht istdas whodunnit aber gar nicht so interessant. Viel interessanter ist, dass van der Lubbe, von allen Seiten –von den Vertreter*innen der Einzeltäter-These wie von denen der Verschwörungsthese –stets niedergemacht wurde: als Fanatiker, politisch unzurechnungsfähig, als SA-Handlanger, Stricher… Wieso eigentlich? Van der Lubbe war Teil der radikalen Linken und seit er politisch denken konnte, nahm er an sozialen Kämpfen teil. Seine Wette war, dass die Schockstarre der Arbeiter*innenbewegung, ausgelöst durch die Machtergreifung Hitlers, nur durch eine exemplarische direkte Aktion gelöst werden könnte. Was mag also hinter der fortdauernden Denunziation van der Lubbes stecken? Der Vortrag –zum 90. Jahr des Justizmordes an van der Lubbe –geht dieser Frage nach.Es soll diskutiert werden, warum es so schwer fällt, die Provokation, die van der Lubbes Handeln darstellt, auszuhalten.

Felix Klopotek lebt und arbeitet in Köln. Jüngste Veröffentlichungen: »Rätekommunismus. Geschichte ─ Theorie« (Schmetterling Verlag 2021), »Heinz Langerhans: Die totalitäre Erfahrung. Werkbiographie und Chronik« (Unrast Verlag2022), »Die Chronik der Ausgebeuteten. Das Problem der Geschichte bei Karl Korsch und Heinz Langerhans« (Helle Panke 2023; erscheint demnächst).

Der Vortrag findet online über Zoom statt:
Link: https://uni-bamberg.zoom-x.de/j/64673678969
Meeting-ID: 646 7367 8969
Kenncode: ?DB0QC

Donnerstag, 21.12.2023 Ricardo Schreck & Thomas Bollwein „Transformation durch Selbstverwaltung? Der Widerstand des Fabrikkollektivs GFF“

Nachdem 500 Arbeiter*innen eines Automobilzulieferers bei Florenz im
Juli 2021 über Nacht ihre Kündigung per E-Mail erhalten hatten, besetzten sie ihre Fabrik, um sie zur demokratischen Bewegungsfabrik machen. Bereits 2017 hatten sich dort Selbstorganisationsstrukturen der Arbeiter*innen gebildet, die eine schnelle Reaktion auf die Entlassungen ermöglichten. Nach zwei Jahren Besetzung versuchen die Arbeiter*innen nun die Fabrik durch eine eigens gegründete Genossenschaft zu übernehmen. Statt PKW-Bauteilen sollen dort Lastenräder und Photovoltaik-Anlagen hergestellt werden. Sie wollen nicht nur ihre Arbeitsplätze erhalten, sondern das große Ganze verändern. Der Vortrag möchte am Beispiel von GFF die Möglichkeit der sozial-ökologischen Transformation erläutern und einen kritischen Blick auf die Selbstorganisation der Arbeiter*innen sowie die Rolle der italienischen Metallgewerkschaft werfen. Anschließend soll diskutiert werden, wie dieser Ansatz auf Deutschland übertragen werden kann.

Riccardo Schreck ist als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung auf das
Fabrikkollektiv gestoßen und kämpft seither begeistert an der Seite der Arbeiter*innen für eine demokratischere Gesellschaft.

Thomas Bollwein ist promovierter Soziologe und Aktivist. Er beschäftigt sich zurzeit mit ökonomischer Selbstverwaltung und Rechtsextremismus.

Donnerstag, 14.12.2023 KATHRIN FISCHER „Lernen als Abenteuer. Pen&Paper-Rollenspiel in Bildung und Therapie“

Analoge Pen&Paper-Rollenspiele wie »Dungeons & Dragons«wurden lange als Nischenhobby belächelt, obwohl sie das kritische Denken, die Kreativität, Kollaboration und Kommunikation fördern. Längst werden sie daher in der schulischen Bildung und von verschiedene Therapierichtungen, vor allem in Psychotherapie, Logopädie und Ergotherapie, eingesetzt, weil sie sich flexibel an die jeweiligen Ziele anpassen lassen, weil sie motivierend wirken, Interaktion (sowohl mit der Spielwelt als auch untereinander) fördern und die Möglichkeit bieten, niedrigschwellig und mit geringem organisatorischen Aufwand Inhalte zu erarbeiten.

Kathrin Fischer ist Lehrerin für Deutsch, Biologie und Physik und Lerntherapeutin. Seit 2020 setzt sie mit ihrem Unternehmen EduTale Pen&Paper-Rollenspiel als Methode zielgerichtet in Bildungsprojekten und in der Ergotherapie ein. Gerade ist ihr neues Spiel »Abenteuer im Märchenwald« erschienen.

Online-Teilnahme über:
Link: https://us06web.zoom.us/j/85949267146?pwd=4DGtzUrwmWxS7HMzIf5ibjSrErrJn1.1
Meeting-ID: 859 4926 7146
Kenncode: 764138

Donnerstag, 07.12.2023 BEO TOMEK / JONATHAN GÖHLER „Plantage Dachau. Der „Kräutergarten“ im Konzentrationslager

Die ehemaligen SS-Versuchsgüter »Kräutergarten« waren ein Arbeitskommando des Konzentrationslagers Dachau, das in Zwangsarbeit Würz- und Heilkräuter anbaute. Gefangene wurden hier zur Landarbeit und zur botanischen Forschung gezwungen und in großer Zahl ermordet. Das Arbeitskommando trug den Namen »Plantage«, der auch von den Häftlingen verwendet wurde. Das künstlerisch-interdisziplinäre Onlineprojekt plantage-dachau.de dokumentiert diesen Aspekt des Lagers. Auf der Webseite werden Rechercheergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Besucher*innen können sich dort selbstständig ein Bild von einem weithin in Vergessenheit geratenen Erinnerungsort machen. Das Projekt muss sich dabei auch mit Fragen auseinandersetzen wie der danach, wie an diesem Ort und mit seinen Archiven historisch gearbeitet werden kann, wie sich Räume in ihren historischen und gegenwärtigen Dimensionen digital darstellen lassen und wie das Leid der Menschen, die hier ausgebeutet und ermordete wurden, ebenso vermittelt werden kann, wie die Ideen, derjenigen, die die Plantage ersonnen, organisiert und aufrecht erhalten haben.

Beo Tomek ist bildender Künstler und forscht seit 2021 zur Plantage Dachau. Jonathan Göhler ist angehender Erzieher, phasenweise Künstler und gehört zu den ersten Mitwirkenden des Projekts.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00 Eintritt: frei

Donnerstag, 30.11.2023 CORNELIA THIELMANN „(Keine) Angst vor Autismus! Mit Neurodiversität gegen Falschinformationen und gesellschaftlichen Ausschluss“

Noch im Februar 2023 berichtete die Tagesschau von »immer mehr Autismus-Diagnosen«. Der Deutsche Presserat entschied nur zwei Monate später, dass es nicht herabwürdigend sei, Autist*innen als »gefühlskalt« zu bezeichnen. Elon Musk, selbst Autist, gab 2019 bekannt, mit ins Gehirn transplantierten Computerchips Autismus heilen zu wollen. Erst 2020 erlangte Chlorbleiche als angebliches Mittel gegen Corona Berühmtheit. Dass Eltern es seit spätestens 2014 ihren autistischen Kindern einflößen, um sie zu heilen, hatte einen weit geringeren Nachrichtenwert. Diese Liste könnte lange fortgeführt werden, haben die Meldungen doch eines gemein: Die Beteiligten verstehen Autismus nicht und schüren absichtlich oder unabsichtlich Angst und verstärken so das Stigma, das auf Autist*innen liegt. Der Vortrag erklärt Autismus aus der Sicht von Autist*innen, ordnet den Diskurs darum historisch und gesellschaftlich ein und zeigt gemeinschaftliche Lösungsvorschläge auf.

Cornelia Thielmann ist Denkmalpflegerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bamberg. Dort befasst sie sich mit Burgen und Identitätspolitik. Außerdem ist sie Autistin.

Für den Vortrag ist das Tragen einer FFP2-Maske verpflichtend.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00 Eintritt: frei

Der Vortrag wird parallel auch über Zoom übertragen.
Link zum Votrag:
https://uni-bamberg.zoom-x.de/j/62169078233
Meeting-ID: 621 6907 8233

DONNERSTAG, 23.11.2023 MARIA BERNREUTHER (NOTRUF NRW) „Krankenhausstreik in der Praxis“

Durch einen mehr als 77 Tage andauernden Streik haben Klinikangestellte in Nordrheinwestfalen 2022 einen Tarifvertrag erkämpft, der sie entlasten und ihnen bessere Arbeitsbedingungen garantieren soll. Wie die konkreten Forderungen entstanden sind und warum sich die Angestellten in sechs Unikliniken dazu entschlossen haben, in den Streik zu treten, wird im Vortrag ebenso zur Sprache kommen, wie die moralischen Probleme, mit denen sich Angestellte im Gesundheitswesens konfrontiert sehen, wenn sie streiken. Um die während des Streiks gewählten Aktionsformen zu verstehen, wird es außerdem nötig sein, auf Gewerkschaftsstrukturen einzugehen. Darauf aufbauend wird es darum gehen, warum war der Streik so lange andauert hat und warum in den Medien trotzdem so gut wie gar nicht darüber berichtet wurde. Abschließend soll erläutert werden, was die Streikenden eigentlich erreicht haben und welche ihrer Forderungen bereits praktisch umgesetzt wurden.


Maria Bernreuther (28) arbeitet als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Urologie Station mit Spezialisierung auf Tumorpatienten in der Uniklinik Aachen.

Der Vortrag findet in Kooperation mit der DGB Jugend statt.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00 Eintritt: frei