03.06.10 – 20 Uhr – Poststrukturalismus und Kritische Theorie

nachdem wir eine woche lang freie uni ferien haben – nicht zuletzt des KONTAKT-Festivals wegen – geht es in der nächsten woche gleich wieder weiter. und das sollen ferien sein??

Im Vortrag wird zum Verhältnis der beiden Ansätze von Poststrukturalismus und Kritischer Theorie Stellung genommen werden. Dies geschieht zum einen in historischer Hinsicht, also vor dem Hintergrund der Entwicklung beider Ansätze und ihrer gegenseitigen Wahrnehmung bzw. Nichtwahrnehmung sowie den damit verbundenen Verständnissen und Missverständnissen. Zum anderen soll darüber auch die institutionelle Seite beleuchtet, also kritisch gefragt werden, wie der jeweilige „Marsch durch die Institutionen“ dem entsprechenden Anliegen zu- oder abträglich war und wie sich die gegenwärtige Situation darstellt.

Dr. Stephan Günzel ist zurzeit Visiting Fellow am His­torisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum der Universität Trier und hat von 1992 bis 1995 in Bam­berg Philosophie studiert. Er ist wissenschaftlicher Mit­arbeiter in den Bereichen Philosophie, Kulturtheorie und Medienwissenschaft und arbeitet in Forschungs­projekten über Archäologie und Archivtheorie sowie zuletzt zur Bildräumlichkeit von Computerspielen.

www.stephan-guenzel.de

20.05.10 – 20 Uhr – Unter dem Messer

Kulturelles Recht oder Menschenrecht?

Genitalbeschneidung bzw. Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen ist eine weltweit sehr verschiedenartig ausgeführte Praxis, und seit langem Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen. Oft werden diese als Kontroverse zwischen westlichen und nicht-westlichen Vorstellungen wahrgenommen: Dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit wird dabei das Recht auf die Ausübung der eigenen Kultur, Tradition und/oder Religion entgegengesetzt und gegenüber der Kritik am Patriarchat die weibliche Handlungserweiterung betont, die in dieser Praxis liegen soll. Jedoch lassen sich die Gegner_innen weder eindeutig „dem Westen“, noch die Befürworter_innen eindeutig „dem Rest“ zuordnen, und ebenso wenig kann dieser Konflikt auf einer Ebene gelöst werden, die Universalismus und Kulturrelativismus unvermittelt einander gegenüberstellt.

Vielmehr müssen beide Seiten auf ihre jeweils emanzipatorischen und repressiven Momente und auf ihre inneren Implikationen hin befragt werden, ohne dabei die Kategorien ineinander verschwimmen zu lassen. Dafür ist nicht zuletzt ein Maßstab notwendig, der im Rückgriff auf Adorno als „Abschaffung menschlichen Leidens“ aufgezeigt und herausgearbeitet werden kann, denn: „Leiden beredt werden zu lassen, ist Bedingung aller Wahrheit“. (Adorno)

Referentin: Janne Mende hat Ethnologie, Politikwissenschaft und Psychologie an der Freien Universität Berlin studiert und promoviert zurzeit zum Begriff kollektiver Menschenrechte und seiner Kritik. Aktuelle Veröffentlichung: „Emanzipation in der politischen Bildung. Theorien, Konzepte, Möglichkeiten“ (hrsg. gemeinsam mit Stefan Müller).

„Menschenrechtsorientierung und Antisemitismus. Eine psychologische Bestandsaufnahme“ von Johannes Kopf

Die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im Jahr 1948 war eine Reaktion auf die Vorkommnisse des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts. Seit dieser Zeit haben sich die Strukturen und Auftretensformen antisemitischer Einstellungen in Deutschland zum Teil massiv verändert. Der Frage, was moderne Formen des Antisemitismus mit Menschenrechten zu tun haben, soll unter sozialpsychologischer Perspektive nachgegangen werden. Hierzu wird eine Studie zu Menschenrechtseinstellungen und Antisemitismus bei Jugendlichen aus dem oberfränkischen Raum vorgestellt. Auf der Basis von deren Ergebnissen soll über Konsequenzen und Handlungsoptionen diskutiert werden.

/Johannes Kopf studiert in Bamberg Psychologie, Theologie und Politikwissenschaften. Die Untersuchung entstand in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Friedensforschung der Universität Konstanz./

Do, 13.05.2010 um 20.00 Uhr im Balthasar (Balthasargäßchen 1).