JOSCHA FALCK: GEDANKEN ZUM HEIMLICHEN LEHRPLAN DER UNIVERSITÄREN LEHRERBILDUNG

Die Studierendenproteste im vergangenen Winter bezüglich der Überfrachtung der Lehramtsstudiengänge haben eindrucksvoll gezeigt, dass der Unmut groß ist. Lehramt zu studieren – so heißt es –, sei kaum mehr zu schaffen, ganz zu schweigen davon, nebenher noch anderen Dingen nachzugehen. Viele Studierende klagen – noch mehr haben sich eingerichtet, die Logik des Sachzwangs geschluckt und leiden im Stillen. Ihnen wurde vor Augen geführt, wie ohnmächtig sie gegenüber einer herrschenden Struktur sind.
Grund genug, einmal zu fragen, an welchen Stellschrauben fernab von Studiengebühren und Modulhandbüchern gedreht werden kann. In einer erfahrungsbezogenen Kritik der Lehrer_innenbildung geraten dann v. a. Beziehungen, Kommunikationsstrukturen und Zwischenmenschliches in den Fokus. Zur Diskussion soll das Elend in der Lehrer_innenfabrik gestellt werden. Im Vortrag wird nicht (nur) kritisiert, dass Lehrer unzureichend ausgebildet werden, sondern dass gerade diese Form der Ausbildung in ihren Wirkungen ein Teil der Katastrophe ist. So gesehen erscheinen Reformzwänge und studentischer Protest in einem anderen Licht. Was brauchen
Lehramtsstudierende und haben sie diese Bedürfnisse in den bisherigen Formen des Protests möglicherweise falsch artikuliert? Daraus ergibt sich nicht nur eine Perspektive, wie Studierende in Zukunft ihre Stimme erheben können.

Joscha Falck studiert seit 2006 an der Uni Bamberg zuerst Sozialpädagogik, dann Lehramt an Hauptschulen (Fächer Deutsch,
Geschichte/Soziakunde/Sport). Neben der Arbeit im Lehramtstreff ist er als Erstsemester-Tutor und Hilfskraft am Lehrstuhl für Schulpädagogik tätig.
Außerhalb der Uni engagiert er sich als Mitglied der Redaktion des pädagogischen Online Magazins »Auswege – Perspektiven für den
Erziehungsalltag« und ist Vorstandsmitglied der GEW Ansbach.

25.11.: LARS QUADFASEL: Gottes Spektakel Zur Kritik von Religion und Religionskritik

Kritik der Religion hat es im Spätkapitalismus mit einem Paradox zu tun: Die Kirchen, einst Herrn über Könige und Kaiser, sind zum Hilfsinstitut für Seelenhygiene herabgestürzt. Ihre Dome wurden zu Touristenattraktionen, ihre Prediger zu Showmastern, ihr Papst zum österlichen Grußaugust. Und doch scheint Gott sich als sentimentales Andenken an frommere Tage pudelwohl zu fühlen. Widerlegt, erledigt und entmachtet, hat sich die Religion mit ihrem Sturz nicht bloß arrangiert, sondern daraus neue Kraft geschöpft. Als bloße Privatangelegenheit darf sie sich ungehemmt in Fragen des Fickens, des Sterbens und der Kindererziehung austoben.
Spätestens seit dem weltweiten Erfolg der islamischen Glaubensoffensive gelten auch im Westen »religiöse Gefühle« wieder als schützenswertes Gut. Hauptsache, es wird geglaubt, und sei es an Djihad, Scharia und Frauenhass. Wer sein Herz nicht für eingeborene Kulte entdeckt, lässt sich buddhistisch erleuchten und jubelt einem abgesetzten tibetanischen Feudalherrn zu. Aus dem zwanghaften Drang, an irgendetwas zu glauben, spricht freilich nichts als der Wunsch nach einem Halt, egal woran: das Verlangen nach unbedingter Autorität. Adorno nannte derartige Pseudoreligiosität, die von Blasphemie kaum zu unterscheiden ist, den »ungeglaubten Glauben«.
Dessen Bedeutung verfehlen positivistische Religionskritiker wie Christopher Hitchens oder Richard Dawkins, die den Heiligen Schriften Fehler nachweisen und so Religion auf Priestertrug reduzieren. Sie kritisieren nicht die Unwahrheit der Religion, sondern deren Wahrheitsanspruch. Genau das also, was der Materialismus zu retten hätte – vor ungläubigen Pfaffen wie vor gläubigen Atheisten.
Lars Quadfasel ist assoziiert in der Hamburger Studienbibliothek und schreibt u. a. für konkret, Jungle World und das Bremer Extrablatt. Seine Aufsätze zu »Buffy the Vampire Slayer« erscheinen demnächst im Sammelband »Horror als Alltag« im Verbrecher Verlag.

fub in der Innenstadtmensa

Diese Woche wird die fub getanzt. Erscheinen Sie zahlreich!
mensaflyer
MENSAPARTY MINIMALKONSENS (18.11.)

DISCO – HOUSE – ELECTROSWING

LINEUP:

-> ein hertz für housemusik (schwarzweiss musik)

-> shooboo (schwarzweiss musik)

-> 959 Arne (morphclub classix)

-> mightymike (greenclub)

GIN & TONIC SPECIAL: 3 € (0,33l)

EINTRITT: 3 €

Kommen und auf feinste Musik tanzen!

Support your local fub!

SEBASTIAN KALICHA: Anarchismus heute

So wie der Anarchismus den Nationalstaat und seine Grenzen als Werkzeuge von Herrschaft ablehnt, so ist auch die anarchistische Bewegung eine weltweite und grenzenlose.
Sebastian Kalicha wird auf der Basis seiner aktuellen Veröffentlichung »Von Jakarta bis Johannesburg – Anarchismus weltweit« die globale anarchistische Bewegung vorstellen. »Von Jakarta bis Johannesburg« ist eine Sammlung von Interviews, die mit Anarchist_innen aus sechs Kontinenten geführt wurden, um einen Einblick in die gegenwärtige anarchistische Bewegung zu geben. Erörtert werden die Geschichten lokaler Bewegungen, die Aktivitäten in unterschiedlichen politischen Kontexten sowie die Hoffnungen, die sich an libertäre Ideen knüpfen.

Sebastian Kalicha ist Autor und Mitherausgeber der gewaltfrei-anarchistischen Monatszeitschrift Graswurzelrevolution. Er ist aktiv an unterschiedlichen Projekten zu gewaltfreiem Widerstand und Anarchismus beteiligt. Zuletzt erschienen: Sebastian Kalicha/Gabriel Kuhn
(Hg.): »Von Jakarta bis Johannesburg – Anarchismus weltweit« (Unrast Verlag 2010) und Sebastian Kalicha (Hg.): »Barrieren durchbrechen! Israel/Palästina: Gewaltfreiheit, Kriegsdienstverweigerung, Anarchismus« (Verlag Graswurzelrevolution 2008).

LUIS VON BERNUS: Was ist Maskulinismus?

Ungefähr seit dem Jahrtausendwechsel entwickelt sich in Deutschland eine soziale Bewegung, die sich selbst als »Maskul(in)ismus« bezeichnet. In den letzten zwei Jahren wurde ihr immer mehr mediale Aufmerksamkeit zuteil. U. a. widmete der Stern maskulistischen Thesen eine Titelgeschichte. Das Ministerium für Familie, Jugend, Frauen und Senioren hat mittlerweile ein Referat, dessen Aufgabe es ist, geschlechtsspezifische Benachteiligungen von Jungen im Bildungssystem entgegenzuwirken und Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen haben ein »Grünes Männermanifest« herausgegeben. Funktionäre von Vereinen wie MANNdat werden inzwischen immer wieder von überregionalen Zeitungen interviewt; die Friedrich-Ebert-Stiftung hat dieser Gruppierung eine Expertise gewidmet.
Wer aber sind nun diese Maskul(in)isten? Ist Maskul(in)ismus nur ein anti-feministischer Backlash oder gibt es tatsächlich soziale und kulturelle Benachteiligung, die nur oder überwiegend Männer betreffen?
Gibt es »Opfer« auf beiden »Seiten«? Haben es Männer immer noch besser als Frauen? Und wenn ja: Bedeutet das, dass Benachteiligungen, die vorwiegend oder ausschließlich Männer betreffen, nicht beseitigt werden müssen?

Luis von Bernus studiert Soziologie in Bamberg.