Donnerstag 24.11.11: STEPHAN GRIGAT: Kritik des Spektakels – Kritik der Situationistischen Internationale. Guy Debord und seine schlechten Erben

Die Situationistische Internationale und Guy Debord stehen für einen der wichtigsten Versuche, Gesellschaftskritik gegen den Traditionsmarxismus zu betreiben. Doch die Ignoranz gegenüber dem Antisemitismus, welche die SI mit großen Teilen jener Linken teilte, die sie ansonsten völlig zu Recht attackierte, verunmöglichte ihr von vornherein ein Verständnis des Zionismus. Debords Absage an die Kunst markiert zudem eine Differenz zur Kritischen Theorie: Nicht dialektische Aufhebung ist sein Programm, sondern Tabula rasa. Im Politischen schlug sich das in einer Begeisterung für spontane Aufstände nieder, die jedoch stets in einem Widerspruch zu Debords Forderung stand, die Arbeiter_innen müssten Dialektiker_innen werden. Doch die heutigen Fans der SI interessieren sich nicht mehr für solche Ambivalenzen und sehen in Debord nur mehr einen Stichwortgeber für den »kommenden Aufstand«.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und Mitherausgeber von »Spektakel, Kunst, Gesellschaft. Guy Debord und die Situationistische Internationale«

(gratis Download: http://sammelpunkt.philo.at:8080/2028/). Zuletzt hat er in der Freien Uni über die »Renovierung der Postnazis. Vergangenheitspolitik in Deutschland und Österreich« gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 17.11.2011 Daniel Kulla: Der kommende Aufstand

»Der kommende Aufstand« ist eine anarchistisch-kommunistische Anleitung zum Illusionsverlust und ein Aufruf, aufständische Assoziationen zu schaffen. Besonders in Deutschland hat der Text – im bürgerlichen Feuilleton ebenso wie in der linken Kampfpresse – eine bisweilen groteske Fehlrezeption erfahren. Kulla wird einige der häufigsten Missverständnisse aufklären und mögliche Lesarten für die bedauerliche Gegenwart hierzulande vorschlagen.

Daniel Kulla bloggt auf www.classless.org, wuchs im Osten mit dem kommunistischen Glücksversprechen auf und versucht seitdem damit klarzukommen, dass das bürgerliche noch das Beste von den anderen ist. Hält Vorträge über diskordische Philosophie, kommunistischen Aufstand und psychedelische Drogen. »Intellektueller Arm von Egotronic«. Ist irre verliebt. Zuletzt hat er in der Freien Uni über das Thema »Entschwörungstheorie. Niemand regiert die Welt« gesprochen.