fub presents: Donnerstag, 31.01 JANOS SCHWAB: Was nicht passt, wird passend gemacht. Eine Kritik der operativen Geschlechtszuweisungen bei Intersex-Kindern

Jedes Jahr werden etwa 2.000 Menschen in Deutschland geboren, die Ärzt_innen nicht als eindeutig »männlich« oder »weiblich« klassifizieren können. Sie werden als »intersexuell« bezeichnet, gelten als krank und werden in der Regel in eines der beiden gesellschaftlich anerkannten Geschlechter hinein operiert. Wie werden diese operativen Eingriffe gegen die Kritik von Betroffenenverbänden verteidigt? Wie genau sieht die medizinische Praxis aus? Welche Widersprüche zu medizin-ethischen Prinzipien werden akzeptiert, um das Konzept der Zweigeschlechtlichkeit aufrecht zu erhalten?
Der Vortrag wird zunächst die »Objektivität« von Wissenschaft im Allgemeinen und der Medizin im Speziellen hinterfragen. Im Anschluss soll der gesellschaftlich-historische Umgang mit Intersexuellen seit der Antike in Ausschnitten dargestellt werden, um sich schließlich dem aktuellen medizinischen Diskurs zuzuwenden.
Für Einsteiger_innen ins Thema geeignet …

Janos Schwab hat in Bamberg seinen B.A. Soziologie gemacht und versucht sich nun in Jena am Master.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 24. Januar. Norbert Trenkle. Die Entwertung des Kapitalismus

Die öffentliche Debatte über die anhaltende Wirtschafts- und Finanzkrise zeichnet sich durch allgemeine Verwirrung aus: Der Volkszorn von links bis rechts macht wahlweise die »gierigen Banker« oder die »faulen Südländer« verantwortlich; die politische Klasse agiert wie ein Hobbyklempner, der hier und da ein paar Rohre flickt, während der Keller voll Wasser läuft; und die ehrlicheren Vertreter_innen der Volkswirtschaftslehre geben offen zu, dass ihre Disziplin vollkommen ratlos ist. Tatsächlich jedoch stellen sich die Ursachen der Krise, kritisch betrachtet, alles andere als rätselhaft dar. Das jahrzehntelange Aufblähen des Finanzüberbaus ist keinesfalls die Ursache der gegenwärtigen Kalamitäten, sondern stellte selbst wiederum den Versuch dar, eine fundamentale Strukturkrise aufzuschieben, die bereits in den 1970er Jahren ihren Ausgangspunkt hat. Der damals einsetzende Produktivkraftschub der dritten industriellen Revolution hat die Grundlagen der Kapitalverwertung unwiderruflich untergraben: die Vernutzung von lebendiger Arbeitskraft in der Produktion von Waren. Die Akkumulation von fiktivem Kapital an den Finanzmärkten verhalf dem kapitalistischen Weltsystem zwar noch einmal zu einem letzten großen Schub, doch der beruhte auf dem Ansaugen von zukünftigem Wert. Dieser Vorgriff auf die Zukunft stößt jetzt an seine Grenzen und es zeigt sich: Die Gesellschaft ist zu reich für den Kapitalismus.

Norbert Trenkle ist Mitglied der Gruppe Krisis und hat zusammen mit Ernst Lohoff das Buch »Die große Entwertung. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind« (Unrast Verlag 2012) geschrieben.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presens: Donnerstag, 17.01 VINCENT GENGNAGEL/ANDREAS KALLERT : »Kapitalfetisch«? Ideologiekritik zwischen empirischer Praxis und Werttheorie

Der Kapitalbegriff ist in den Sozialwissenschaften vornehmlich durch zwei Namen besetzt: Karl Marx und Pierre Bourdieu. Einem analytisch aus der Warenform abgeleiteten Kapitalbegriff bei Marx steht Bourdieus Kapitalbegriff gegenüber, denen es für viele Kenner_innen der Kritik der politischen Ökonomie an analytischer Schärfe mangelt und die Bourdieus Kapital-Konzeption daher (vorschnell) ein »anything goes« attestieren. Dass dieser vermeintliche Antagonismus zum einen oftmals auf einer verkürzten Bourdieu-Lektüre beruht und zum anderen aus emanzipatorischen Gründen nicht wünschenswert ist, soll Gegenstand unserer Ausführungen und der anschließenden Diskussion sein. Hierfür werden wir die verschiedenen Kapitalbegriffe, den Kapitalfetisch und Bourdieus Illusio vorstellen und die komplementäre Intention kritischer Sozialforschung nach Bourdieu und der Neuen Marx-Lektüre mit Euch diskutieren.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert beschäftigen sich schon länger in der fub – hin und wieder auch mit kritischer Gesellschaftstheorie.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 10. Januar. ULRIKE WURMTHALER/SUSANNE KADE: Jungen als »Bildungsverlierer«? Über geschlechterbezogene Mythen in der Bildung

Seit einigen Jahren wird über die Benachteiligung von Jungen im weiblich dominierten Erziehungs- und Bildungskontext diskutiert. Eine besorgte Öffentlichkeit moniert, dass Jungen hier keine geeigneten Vorbilder hätten. Erzieherinnen und Lehrerinnen würden sie nicht ihren Neigungen entsprechend motivieren. Schlechtere Bildungsabschlüsse und geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt seien die Folge. Die Forderung nach mehr Männern beim Erziehungs- und Lehrpersonal wird laut …
Im Vortrag wird beleuchtet, wo und wie Jungen und Mädchen aufgrund ihrer Geschlechterzugehörigkeit im Bildungs- und Erziehungssystem benachteiligt werden, in welchen Bereichen aber auch Mythen existieren.

Ulrike Wurmthaler ist Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin. Sie arbeitet psychotherapeutisch in freier Praxis mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Susanne Kade ist Diplom-Psychologin. Sie arbeitet in einer heilpädagogischen Tagesstätte.
Beide sind aktiv im Bamberger Institut für Gender und Gesundheit e.V. (BIGG e.V.). Ihr Themenschwerpunkt ist geschlechterflexible Erziehung.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei