fub presents: Donnerstag 19. Dezember 2013. CHRIS WIL­PERT UND FRANK APUNKT SCHNEI­DER: »Tran­szen­denz – Aus­weg, Flucht­weg, Holz­weg?« Vor­stel­lung der test­card #23

»Die zwei­te Hälf­te des Him­mels könnt ihr haben / Doch das Hier und das Jetzt, das be­halt’ ich«, san­gen die Fehl­far­ben 1980. Pop gilt als das In­ner­welt­lichs­te und Im­ma­nen­tes­te über­haupt. Trotz­dem gab es dort immer schon Jen­seits-​Be­zü­ge und -​Dis­kur­se: Die Selbst­wahr­neh­mung bzw. -​ver­mark­tung ein­zel­ner Ak­teur_in­nen als »In­stru­ment Got­tes« oder als »Pop­göt­t_in­nen«; der »Ever­green« und das »Un­sterb­lich­wer­den« usw. Ex­pli­zi­te Tran­szen­denz-​Be­we­gun­gen im Free Jazz, im Afro­fu­tu­ris­mus oder in der »Welt­mu­sik« wurde bis­wei­len vom be­we­gungs­lin­ken Lager kri­ti­siert. Er­fah­run­gen von All­tags-​Tran­szen­denz (»Ab­fah­ren«, »Aus­klin­ken«, »Weg­drif­ten«) durch Pop er­schie­nen ihm un­ver­ein­bar mit auf­klä­re­ri­schem Sä­ku­la­ris­mus und in der Wir­kung kon­ter­re­vo­lu­tio­när. test­card #23 wid­met sich dem Pro­blem und der Mög­lich­keit der Tran­szen­denz durch Pop und un­ter­sucht den hei­li­gen Ernst im Pop mit un­hei­li­ger Neu­gier. Die Re­dak­teur_in­nen Chris Wil­pert und Frank Apunkt Schnei­der wer­den in ent­spann­ter vor­weih­nacht­li­cher At­mo­sphä­re (feat. Plätz­chen und Hör­bei­spie­len) durch die ak­tu­el­le Aus­ga­be füh­ren …

test­card ist eine An­tho­lo­gie zu Pop­ge­schich­te und Po­p­theo­rie und er­scheint seit 1995 im Ven­til Ver­lag.

Ort: Bal­tha­sar, Bal­tha­s­ar­gäss­chen 1 (zwi­schen Schran­ne und Kaul­berg)
Be­ginn: 20:00
Ein­tritt: frei

fub presents: Donnerstag 12. Dezember. JUS­TIN MON­DAY: Wie neo­li­be­ral war der Neo­li­be­ra­lis­mus?


Vor dem Herbst 2008 glaub­ten weite Teile der Lin­ken, sie hät­ten es mit einem ent­staat­lich­ten, neo­li­be­ra­len »Tur­bo­ka­pi­ta­lis­mus« zu tun. Für kurze Ir­ri­ta­ti­on sorg­te dann die An­ti-​Kri­sen­po­li­tik. War das noch neo­li­be­ral? Die­ser Ir­ri­ta­ti­on konn­te noch ein­mal mit der Be­haup­tung be­geg­net wer­den, der Neo­li­be­ra­lis­mus sei eben das au­to­ri­tä­re Pro­jekt he­ge­mo­nia­ler Staa­ten. Das käme der his­to­ri­schen Wahr­heit näher als die lange Zeit do­mi­nan­te Vor­stel­lung sei­ner Staats­fer­ne, würde nicht zu­gleich dar­auf be­harrt, der Be­griff ›neo­li­be­ral‹ könne die ge­sell­schaft­li­chen oder auch nur die po­lit­öko­no­mi­schen Ver­hält­nis­se seit den 1980er-​Jah­ren in allen we­sent­li­chen As­pek­ten er­fas­sen. Da­ge­gen soll an­hand der Ent­ste­hung der neo­li­be­ra­len Theo­rie in Re­ak­ti­on auf die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 und von deren Re­la­ti­on zur Wirt­schafts­po­li­tik des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus deut­lich ge­macht wer­den, dass seine we­sent­li­chen Merk­ma­le aus an­ti­li­be­ra­len Quel­len stam­men, die in der ak­tu­el­len Krise wie­der prä­sent sind.

Jus­tIn Mon­day ver­öf­fent­licht zum Thema u. a. in kon­kret, Exit!, Pha­se2 und Jung­le World.

Ort: Bal­tha­sar, Bal­tha­s­ar­gäss­chen 1 (zwi­schen Schran­ne und Kaul­berg)
Be­ginn: 20:00
Ein­tritt: frei

fub presents: Don­ners­tag, 05. Dezember. Benjamin Bauer: Die Er­zäh­lung vom »ent­ar­te­ten Volk«. Die his­to­ri­sche Eu­ge­nik und ihre Kri­ti­ker_in­nen

»Die größ­te Ge­fahr für ein Volk ist die Ent­ar­tung, d. h. die Ver­ar­mung an wert­vol­len Erb­an­la­gen. Ent­ar­tung tritt ein, wenn die tüch­ti­gen Volks­ge­nos­sen we­ni­ger Kin­der haben als die min­der tüch­ti­gen«. (Leit­sät­ze der Ge­sell­schaft für Ras­sen­hy­gie­ne, 1931/32)
Zwar wur­den die ras­sis­ti­schen und an­ti­se­mi­ti­schen Denk­mus­ter in Thilo Sar­ra­zins Deutsch­land schafft sich ab (2010) öf­fent­lich skan­da­li­siert. Im Bezug auf Sar­ra­zins eu­ge­ni­sche Wert- und Po­li­tik­vor­stel­lun­gen wurde je­doch kaum Kri­tik ge­äu­ßert, ob­wohl es seit dem »Hu­man­ge­nom­pro­jekt« und der Auf­schlüs­se­lung des »mensch­li­chen Bau­kas­tens« durch­aus eine wis­sen­schaft­lich-​phi­lo­so­phi­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit Eu­ge­nik gibt.
Der Man­gel an Kri­ti­ker_in­nen ist nichts Neues. Selbst wäh­rend der Phase der his­to­ri­schen Eu­ge­nik­be­we­gung (ca. 1900-​1933) waren sie sel­te­ne Aus­nah­men und auch in der For­schung wer­den sie nur am Rande be­han­delt. Eu­ge­ni­sche Po­li­tik fand in der Wei­ma­rer Re­pu­blik vor allem wäh­rend der Welt­wirt­schafts­kri­se Un­ter­stüt­zung, ob­wohl die Eu­ge­nik in­ter­na­tio­nal in den spä­ten zwan­zi­ger Jah­ren in eine Krise ge­riet. Der Vor­trag wid­met sich den Ar­gu­men­ten sowie der so­zia­len Stel­lung ei­ni­ger Kri­ti­ker_in­nen und geht der Frage nach, wes­halb die Kri­tik der Eu­ge­nik in Deutsch­land so lange mar­gi­na­li­siert war.

Ben­ja­min Bauer stu­dier­te Ge­schich­te, Ger­ma­nis­tik und Phi­lo­so­phie in Bam­berg und ar­bei­tet in der Of­fe­nen Be­hin­der­ten­ar­beit.

Ort: Bal­tha­sar, Bal­tha­s­ar­gäss­chen 1 (zwi­schen Schran­ne und Kaul­berg)
Be­ginn: 20:00
Ein­tritt: frei