fub presents: Do, 26.6.: ROSWITHA SCHOLZ: Antiziganismus und Arbeitsgesellschaft

Antiziganismus ist ein weit verbreitetes Phänomen. In nahezu allen Staaten Europas werden Menschen als »Zigeuner« diskriminiert und nicht selten verfolgt. In dem Vortrag werden antiziganistische Tendenzen im Kontext neuzeitlicher Disziplinierungsprozesse und der Herausbildung der Arbeitsgesellschaft analysiert. Dabei werden auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum
Antisemitismus aufgezeigt.

Roswitha Scholz ist freie Publizistin und Redakteurin der linken Theoriezeitschrift Exit!, diverse Zeitschriftenpublikationen und Buchveröffentlichungen, darunter »Differenzen der Krise – Krise der Differenzen« (2005) und »Das Geschlecht des Kapitalismus« (2011).

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Do, 18.06.: FRITHJOF GRELL: Erziehung zur Freiheit? Die Pädagogik »vom Gesichtspunkt« Rudolf Steiners

Die Pädagogik des Waldorfkindergartens stellt die Erziehungswissenschaft vor große Herausforderungen: Kann es eine »gute« pädagogische Praxis geben, auch wenn die Theorie auf höchst fragwürdigen Annahmen beruht und kaum weniger fragwürdige Ziele verfolgt? Der Vortrag geht dieser Frage nach und kommt zu einem eindeutigen Urteil: Nein! Die Qualität pädagogischer Praxis ist nie nur nach ihren Wirkungen, sondern immer auch vor dem Hintergrund der Motive zu beurteilen, die mit pädagogischem Handeln bezweckt werden. So beurteilen wir die Handlungen von Menschen. Warum also sollte es im Hinblick auf pädagogische Handlungskonzepte und ihre Praxis anders sein?

Prof. Dr. phil. Frithjof Grell ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Elementar- und Familienpädagogik an der Universität Bamberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Theorie und Geschichte der frühkindlichen Bildung und Erziehung sowie Professionalisierung und Akademisierung der Erzieherinnenausbildung.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Doppel-Spezial: 5.6. und 6.6.: Philipp Eichhorn und Lucas Zeise: „Soziale Marktwirtschaft als vermeintliches Geheimnis der Erfolgsgeschichte »BRD«“ und „Geld und Finanzkapital“

Donnerstag, 05.06.2014
PHILIPP EICHHORN:
»Mir scheint es wirklich nur eine Frage der Begriffe zu sein, ob man eine freie Marktwirtschaft sozialistisch nennt oder nicht«.
Soziale Marktwirtschaft als vermeintliches Geheimnis der Erfolgsgeschichte »BRD«
Quo vadis, Soziale Marktwirtschaft (SM)? Ihr Wortschöpfer Alfred Müller-Armack schien, zumindest in der Konzeptionsphase, ein eher entspanntes Verhältnis zu diesem inzwischen äußerst populären Begriff zu haben. Spätestens mit der Agenda 2010 entbrannte ein neuer Diskurs um sie, der bis heute geführt wird: Das Ordnungsmodell, welches die BRD wieder in den Olymp der Wirtschaftsmächte führte, das Kapital mit dem Sozialstaat versöhnte und den Menschen auf beiden Seiten der Mauer den Zusammenhang von (sozialer) Marktwirtschaft, Demokratie und Freiheit vor Augen führte, scheint in Gefahr. Besonders allerlei linke Kräfte werfen der Politik vor, die »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« pervertiere den Begriff, negiere das Soziale und ersetze die SM durch »Neoliberalismus«. Sahra Wagenknecht wünscht sich gar den »Vater« des Ganzen, Ludwig Erhard, zurück. Um was es den Schöpfer_innen der SM eigentlich ging, wie erfolgreich sie wirklich war und welcher unterschlagene Faktor heute immer mehr zu Tragen kommt, will der Vortrag erläutern.

Philipp Eichhorn hat über das Thema gerade seine DA geschrieben und ist froh, in Zukunft mal wieder theoretische Texte diesseits eines tautologischen Erkenntnisinteresses lesen zu dürfen. Zuletzt hat er in der freien uni über Antikommunismus in der BRD gesprochen.

Freitag, 06.06.2014
LUCAS ZEISE:
Geld und Finanzkapital
Ziel des Vortrages ist es, Stellung und Funktion des Finanzsektors im heutigen Kapitalismus zu bestimmen. Dazu ist eine Charakterisierung des Geldes notwendig, das grundlegend nicht nur allgemeines Äquivalent, sondern auch Kredit ist. Die Geldware ist das, was Marx im Anschluss an andere Autoren »fiktives Kapital« genannt hat. Besser wäre es vielleicht – den Usancen der Terminhändler_innen folgend – von »Kontrakten« zu sprechen, also Verträgen oder Ansprüchen, die nicht auf die Person fixiert, sondern eben geldüblich handelbar sind. Die außerordentliche Macht des Finanzsektors entstammt auch aus seiner – staatlich verliehenen – Fähigkeit, Geld zu schöpfen und Vermögenspreisinflation zu erzeugen. Die fortdauernde Krise der Weltwirtschaft erklärt sich zu einem Großteil aus dem Anspruch auf Zahlung, der vom Überhang der Finanzvermögen ausgeht.

Lucas Zeise ist Finanzjournalist. Er hat Philosophie und Volkswirtschaft studiert und u. a. für das japanische Wirtschaftsministerium, die deutsche Aluminiumindustrie, die Frankfurter Börsen-Zeitung und die Financial Times Deutschland gearbeitet. Seit deren Ableben schreibt er in verschiedenen, vorwiegend linken Publikationen, bevorzugt für die junge welt und die Marxistischen Blätter.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei