Donnerstag, 27.10.2016: TOM D. UHLIG: Wahnmachen. Eine Adoleszenzkrise des völkischen Protests 

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Die »Montagsmahnwachen für den Frieden«, die seit dem Frühjahr 2014 in bis zu 90 deutschen Städten stattfinden, sind mit dem Auftritt von »Pegida« weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Dennoch überdauern die ideologischen Motive in den nachfolgenden »neurechten« Bewegungen. Gegründet in der Absicht, eine militärische Konfrontation der NATO mit Russland zu verhindern, entwickelten sich die Mahnwachen schnell zu einem Forum für Verschwörungstheorien, die internationale Politik oder Phänomene der alltäglichen Lebenswelt erklärbar machen und eine Fremdgruppe hinter allem Übel ausmachen. Der Vortrag befragt den Antiamerikanismus und (strukturellen) Antisemitismus der Konspirationist_innen auf seine psychosoziale Bedeutung und seine komplexitätsreduzierende Logik. Welche Bedeutung kommt dem verdinglichten Gegner für die eigene (nationale) Identität zu?

Tom David Uhlig hat in Frankfurt u. a. Psychologie studiert und ist Mitglied des AK kritische Psychologie sowie Mitherausgeber der Freien Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie.