Donnerstag, 02.02.2017: FREDERIK WILHELMI: Bad Moms Rising Eltern, Kinder, Risiko

02 02 WILHELMI

Wenn es um Kinder geht, haben die meisten Menschen Angst, etwas falsch zu machen. Gleichzeitig maßen sich viele Leute an, die Elternschaft anderer von der Empfängnis an kontrollieren und bewerten zu wollen. Obwohl westliche Länder nach allen möglichen Indizes sicherer, das Essen gesünder und Schulen immer besser werden, scheint die Angst um das Wohlbefinden der Kinder zu wachsen. Die irrationale Bewertung von Risiken vermischt sich mit moralischen Urteilen über Eltern, insbesondere über Mütter. Sie stehen im Kontext von Gleichberechtigung, Angst um den sozio-ökomischen Status und Elternschaft als Performance. Der Vortrag wird die Geschichte und die moderne Entwicklung des Phänomens »Elternangst« sowie ihre gesellschaftlichen Ursachen und Ergebnisse betrachten. Im Zentrum steht die Frage: Was sind die praktischen und prinzipiellen Grenzen des Kinderschutzes?

Frederik Wilhelmi arbeitet seit 2014 an einer Promotion zum Thema Kinderrechte. Er würde gerne mehr Gifs mit Baby-Ottern und/oder Roten Pandas geschickt bekommen.

Donnerstag, 26.01.2017: SEBASTIAN BAUER: Die Wiedergeburt des Rassenantisemitismus aus dem Geiste des Poststrukturalismus

27 01 BAUER

Seit einigen Monaten mehren sich Beiträge (zuletzt v. a. in der Jungle World), die sich kritisch mit Critical Whiteness auseinandersetzen. Ein üblicher Einwand gegen sie besteht darin, die praktischen Auswüchse als Verzerrung eines an sich emanzipativen Ansatzes von diesem abzuspalten. Bestimmte Praktiken Critical Whiteness inspirierter Gruppen hätten in dieser Lesart nichts mit der zugrunde liegenden Theorie zu tun. In dieser Form der Krisendiplomatie bleibt jedoch eine grundsätzliche Kritik unberücksichtigt, wodurch sich dann auch die Auseinandersetzung mit der unschönen Praxis erledigt hat. Am Umgang der Weißseinskritischen mit Kritik zeigt sich eine wichtige diskursive Funktion der Critical Whiteness: die Selbstimmunisierung gegen Kritik von außen, die Hand in Hand geht mit Formen autoritärer Disziplinierung nach innen. Beides macht Critical Whiteness zum Instrument für regressive Ideologien innerhalb der Linken. Aktuelle Vorfälle in Mainz und Köln können den Blick dafür schärfen, inwieweit Critical Whiteness als Türöffnerideologie fungiert.

Sebastian Bauer ist autonomer Referent im AStA der Universität Mainz, engagiert sich gegen Antisemitismus an deutschen Hochschulen und referiert sonst zum strukturellen Antisemitismus der antifeministischen Männerrechtsbewegung.

Donnerstag, 19.01.2017: DOMINIK NEUMANN: Kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet: Marktsichtung und empirische Nutzungsanalyse

19 01 NEUMANN

Bildungsmedien sind das Rückgrat des Unterrichts, daran hat auch die Digitalisierung nichts geändert. Allerdings hat sie die Arten und Formen, in denen Lehrmittel vorliegen, den aktuellen Entwicklungen angenähert. Kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet sowie der digitale Lehrmittelmarkt müssen untersucht, diskutiert und in die Debatte um Open Educational Resources eingebettet werden, auch weil das meiste Online-Lehrmaterial dessen definitorische Kriterien nicht erfüllen kann. Lehrmittel haben eine politische Dimension. Dies bedeutet auch, dass die Wirkungen kostenloser digitaler Lehrmaterial auf den Lehrmittelmarkt und damit auf das Bildungssystem analysiert werden müssen.

 

Dr. Dominik Neumann arbeitet im Rahmen der »Qualitätsoffensive Lehrerbildung« als Projektkoordinator für den Kompetenzbereich C (Bildungsmedien) am Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Augsburg.