Donnerstag, 21.12.2017: STEFAN DIETL: »Blame the System!«. Kleine Einführung in die Kapitalismuskritik

Für die einen »gibt es kein System, das die Armut schneller beseitigt« (Wirtschaftswoche), und sind sich daher sicher, dass er »alternativlos ist und bleibt« (Die Welt). Für die anderen »ist der Kapitalismus gescheitert« (attac) und die »Idee des Kapitalismus tot« (Michael Moore). Wieder andere stellen fest, dass »der Kapitalismus so quicklebendig ist wie nie« (Spiegel). Doch was ist eigentlich dieser Kapitalismus, von dem alle reden? Welche historischen und sozialen Rahmenbedingungen kennzeichnen die kapitalistische Produktionsweise, und wie kann eine emanzipatorische Kritik an den bestehenden Verhältnissen aussehen? Der Vortrag stellt einige grundlegende Vorstellungen der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie vor. Dabei wird er sich auch mit den regressiven Vorstellungen einiger »Kapitalismuskritiker_innen« beschäftigen und der Frage nachgehen, ob und wie eine emanzipatorische Aufhebung der kapitalistischen Verhältnisse möglich ist.

Stefan Dietl ist ehrenamtlich bei ver.di aktiv und schreibt regelmäßig zu sozial- und wirtschaftspolitischen Themen, u. a. für die jungle world. 2017 ist sein Buch Die AfD und die soziale Frage im Unrast Verlag erschienen.

Donnerstag, 14.12.2017: CHRIS W. WILPERT: Buffy als Massenbetrug? Kulturindustrie und Kulturkritikindustrie

2017 ist ein Jahr denkwürdiger Jubiläen: 20 Jahre sind seit Ausstrahlung der ersten Staffel von Buffy – The Vampire Slayer vergangen. Vor 70 Jahren ist die Dialektik der Aufklärung von Adorno und Horkheimer erstmals erschienen. Das darin enthaltene Kulturindustrie-Kapitel mit dem Untertitel »Aufklärung als Massenbetrug« gilt es kritisch zu würdigen. Über Buffy gibt es dabei nicht viel zu sagen. Sie ist unzweifelhaft die beste Serie. Aufgrund ihres gesellschaftskritischen Gehalts gab sie Anstoß zu der akademischen und popkritischen Rezeption, die als so genannte Buffy Studies firmiert. Inzwischen werden zu jeder Serie Massen an vermeintlicher Kulturkritik produziert. Diese ist meist ebenso langweilig, wie sie krampfhaft überall fundamentale Gesellschaftskritik zu erkennen meint. Die Kulturindustrie hat dabei unweigerlich eine eigene Kulturkritikindustrie mit hervorgebracht. Diese verwässert jedoch den Begriff einer emanzipatorischen Kulturkritik. Der Vortrag will nicht nerdig bloß Buffy-Fantum zur Schau stellen. Stattdessen soll er in die Geschichte und den Begriff der Kulturindustrie einführen und zugleich die Möglichkeiten und Grenzen einer emanzipatorischen Kulturkritik als radikale Gesellschaftskritik ausloten. Ein Kampf, der so aussichtslos scheint wie der von Buffy.

Chris W. Wilpert schreibt u. a. über Thomas Harlan, Battlestar Galactica und Hipster_innen und ist Teil der Freien Uni Bamberg.

Donnerstag, 07.12.2017: MARKUS BAUMGART: Das japanische Feedback. Japanische Popkultur im Kontext der Amerikanisierung nach dem Zweiten Weltkrieg

 

Als eine der so genannten Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg wurde die japanische Popkultur nach 1945 – ähnlich der deutschen – durch die amerikanische Besatzungszeit geprägt. Zwar gab es schon vorher Anleihen, aber erst mit den GIs kam in den Jahren der Okkupation westliche Popmusik nach Japan, die vor allem die Jugendlichen ansprach. Von den 1950ern bis in die 1970er entspannen sich dort exemplarische Diskurse zur Populärkultur: die Übernahme des internationalen Pop versus die Reaktivierung traditioneller Genres; die entgrenzte versus die nationale Identität; englische versus japanische Songtexte. Der Vortrag möchte die japanische Poprezeption chronologisch anhand von Ton- und Bildbeispielen bis in die späten 1970er nachvollziehen, als das Yellow Magic Orchestra dann erstmals den Versuch unternahm, eine zeitgemäße kosmopolitische Musik zu erschaffen.

Markus Baumgart hat in Tübingen Empirische Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte studiert. Neben seinem Brotjob in einem Verlag ist er als Schallplattenunterhalter, Veranstalter und mit Vorträgen zu exotischen Popkultur-Themen unterwegs.