fub presents: Donnerstag, 04.06.2015 BETTINA WILPERT This Is What Makes Us Girls: Prekarisierung und Selbstoptimierung in der Kulturindustrie am Beispiel der Serien Girls und Broad City

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„I want to be the voice of a generation. Or maybe a voice of a generation.“ Was die Figur Hannah Horvath in der ersten Folge von Girls proklamiert, hat die Regisseurin, Schauspielerin und Schriftstellerin Lena Dunham geschafft: Ihre Serie stellt die Generation der weißen, jungen Frau dar, die bevorzugt als Wissenschaftlerin oder in Kreativjobs in der Großstadt arbeitet und die Selbstoptimierung im Postfordismus verinnerlicht hat. Die fast zeitgleich ausgestrahlten amerikanischen Serien Girls und Broad City handeln jeweils von jungen jüdischen Frauen in New York in ihren Zwanzigern. Anhand des Bilds des „Jungen-Mädchens“ (Tiqqun) soll die Tendenz der Feminisierung von Arbeit und die Kolonisierung aller Lebensbereiche durch den Kapitalismus analysiert werden. Der Vortrag untersucht, inwieweit Geschlecht und Klasse im Kapitalismus eine Rolle spielen. Außerdem geht es um nichts weniger als Freundschaft, Kollektivität und das „Individuum in seiner Einsamkeit“. Keine Sorge: Es gibt genug Filmbeispiele und die einschlägigen Theoretiker*innen wie Adorno, Federici usw. werden auch nicht fehlen.

Bettina Wilpert studierte Kulturwissenschaft und Anglistik/Amerikanistik in Potsdam und Berlin. Seit 2013 ist sie Studentin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie ist Teilnehmerin der Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung in Herrenhaus Edenkoben 2015 und schreibt für Missy Magazine, Outside the Box und testcard. Wenn sie keine Serien schaut, hört sie Musik oder prokrastiniert.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1,  Bamberg
Uhrzeit: 20h c.t.
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 28. Mai 2015 JOHANNES OEHME „Der Erdenwunder schönstes war die Mauer“ – Peter Hacks und der Staatshumanismus

OEHME 28 05 20150001Woher kommt und wohin führt linke und weniger linke Staatsverachtung? Stammt die fixe Idee einer „Revolution gegen den Staat“ von Karl Marx oder doch eher von Eugen Dühring? Was nützt der Staatshumanismus von Goethe, Hegel, Marx und Hacks gegen romantische Erweckungsbewegungen von 1813 bis 1989 und danach? Statt des Vorwurfs, die DDR sei zuviel Staat gewesen, könnte man auch die Gegenposition vertreten und behaupten, dass sie nicht Staat genug war. Was haben Wolf Biermann, Heiner Müller, Franz Fühmann und Markus Wolf mit der „Zerstörung der Vernunft“ (G. Lukács) und somit der Zerstörung der DDR zu tun? Und warum konnte der „Salonbolschewist“, „Fürstenknecht“ und „Totalitarist“ Hacks auch in den Niederungen der Nachwendezeit so erlesene wie nützliche Dramen, Gedichte und Essays hervorbringen? Der Vortrag umreißt mit Hilfe ausgewählter Zitate die politischen Grundpositionen von Peter Hacks.

Johannes Oehme ist Student der Philosophie und Geschichte an der FU Berlin, Mitglied der Peter-Hacks-Gesellschaft und des „Unentdecktes Land“ e.V. Außerdem ist er Herausgeber der Reihe „Analysen zum deutschen Imperialismus“ (edition ost).

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1,  Bamberg
Uhrzeit: 20h c.t.
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 14.05.2015 MARCO BONAVENA & JOHANNES HAUER: Die Grenzen der Schrumpfung

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In den letzten Jahren wurden viele Illusionen über den Kapitalismus auf schmerzhafte Weise zerstört: Die Weltwirtschaft steckt in der Krise, der Abbau von Sozialsystemen und die Verschärfung von Konkurrenz und Verelendung sind die Folge. Es mehren sich Stimmen, die nach Alternativen zum Kapitalismus fragen, unter ihnen auch die zusehends populärer werdende Idee einer Postwachstumsökonomie. Um sie soll es gehen: Wir wollen zeigen, dass die Vertreter_innen von „Degrowth“ keine überzeugenden Antworten auf die drängenden Probleme der bürgerlichen Gesellschaft finden können und warum das so ist – weil sie keines der grundlegenden Verhältnisse dieser Gesellschaft in Frage stellen. In Abgrenzung zur Empörung über die Dominanz des „Wachstumsdenkens“ in unserer Gesellschaft wollen wir den Zusammenhang von sozialökologischer Katastrophe und kapitalistischer Akkumulation in Ansätzen herausarbeiten und Vorschläge für eine politische Perspektive jenseits der Schrumpfung machen.

Die Referenten Marco Bonavena und Johannes Hauer sind Teil der IG Roboterkommunismus in der Leipziger translib. Die IG widmet sich der Kritik der gegenwärtigen Alternativökonomie.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1, Bamberg
Zeit: 20h ct
Eintritt: Kostenlos

fub präsentiert: Do 30. April 2015. LORENZ KUTZER. Lernräume der Widerständigkeit. Die Bedeutung Öffentlicher Räume für die Befähigung zur politischen Widerständigkeit

KUTZER 30 04 2015

Dass Öffentliche (Stadt-)Räume Austragungsort des Widerstands gegen neoliberale Gesellschaftsentwicklung sein können, dürfte sich herumgesprochen haben. Wenig beleuchtet ist hingegen ihr Potential als Aufbauort dieser Widerständigkeit.
Notwendig ist diese Befähigung zum Widerstand angesichts der Gefährdung eines menschenwürdigen Gemeinwesens durch den Neoliberalismus. Öffentliche Räume wiederum sind prädestinierte Lernorte einer kritisch-ganzheitlichen Befähigung zum Widerstand. Denn verstehen wir diese Räume mit dem Soziologen Lefebvre als soziale Produkte, so stellen sie sich als dreidimensionale Lernorte dar: In ihnen kann die Analyse bestehender Verhältnisse, das Ersinnen von Alternativen und ein praktisches Anfangen-, respektive Weitermachen-Können geschult werden. Zugleich gilt es angesichts der Grenzen dieses Lernorts (selbst-)kritische Distanz zu wahren.

Lorenz Kutzer studiert Politische Bildung an der Uni Bamberg. In seiner Abschlussarbeit widmete er sich der Bedeutung Öffentlicher Räume für den Aufbau politischer Widerständigkeit.

Ort: Balthasar,  Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

 

fub presents: Fr. 24. April. MICHAEL SCHULZE VON GLAßER Quo vadis Games-Journalismus? New Games Journalism, GamerGate & Co

SCHULZE V ON GLASSER 25 04 2015

Über 34 Millionen Menschen in Deutschland spielen digitale Spiele: Sie retten Prinzessinnen, bauen Zivilisationen auf oder ziehen in virtuelle Kriege. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Spielen hinkt ihrer schon heute enormen gesellschaftlichen Bedeutung dabei weit hinterher – sowohl im wissenschaftlichen als auch journalistischen Bereich: Die „Game Studies“ stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen und Videospiel-Magazine halten seit Jahrzehnten an altbekannten Rezensionsformaten fest. Viele Nutzer_innen sind mit der Aufarbeitung ihres Mediums unzufrieden: Die Auflagen der großen Videospiel-Magazine sinken. Zudem werden immer wieder die engen Verbindungen zwischen der Industrie und den Fachmedien kritisiert. 2014 brach sich die Unzufriedenheit einiger Videospieler in der „GamerGate“-Auseinandersetzung Bahn und schoss weit über die Kritik am Videospiel-Journalismus hinaus. Im Vortrag wird ein Blick auf den aktuellen Videospiel-Journalismus, seine Probleme und neuere Entwicklungen wie den „New Games Journalism“ geworfen.

Michael Schulze von Glaßer (*1986) ist Politikwissenschaftler, freier Journalist und beschäftigt sich auf seinem YouTube-Kanal „Games’n’Politics“ mit politischen Aussagen von Videospielen und Games-Kultur.

fub presents: 5. Februar 2015. THOMAS ZÖRNER: Uniform Boys Der autoritäre Kern des Hardcore

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Die Empörung war groß, als sich vor einigen Jahren die ersten Nazis als Hardcore-Fans outeten, anfingen zu moshen und Askese predigten. Die eigene Moral und Ethik aus dem Munde von Faschist_innen zu vernehmen, war unerträglich. Der gute Hardcore war außer sich. Dreister Diebstahl? Feindliche Übernahme? Die infamen Übergriffe von Rechtsaußen wurden mehr schlecht als recht abgewehrt. Die Szene bemühte sich um eine Begründung, warum Nazis keinen Spaß an Youth of Today haben könnten. Statt Hardcore an seinen reaktionären Wurzeln zu packen, hüllten sich die gestählten Männerkörper lieber in textilförmige Bekenntnisse, und alle waren zufrieden. Der Vortrag will Hardcore an seinen autoritären Kern erinnern und Standards wie Askese, Crew-Denken und Ökologie, die Hardcore-Fans mit Stolz erfüllen, unter die Lupe nehmen. Wer ist der Hardcore-Mensch? Ist er die neoliberale Transformation des Punk oder doch ein Nazi in postmodernem Gewand? Eine fetzige Powerpointpräsentation und feinste Zitate aus der Hardcoregeschichte erwarten euch …

Thomas Zörner hat seinen Bachelor in Soziologie in Erlangen abgelegt und ist momentan dabei, die Projekte Universität und Soziologie in Jena fortzusetzen und möglicherweise sogar zu beenden. Er war außerdem sehr freier Journalist bei Radio Z in Nürnberg und phasenweise Teil des Hardcore-Kultes oder davon zumindest angetan.

Ort: Balthasar,  Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Ein fub-Doppelspezial. Do/Fr 29./30. Januar 2015. DZUDZEK/EICHHORN. Gouvernementalitäten der Kreativen und Grünen

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Donnerstag, 29.01.2015
IRIS DZUDZEK:
Kreativpolitik zwischen Unternehmen und Unvernehmen
In den vergangenen Jahren ist Kreativität zum Leitbild vieler Städte und Teil der Reartikulation von städtischer Regierung geworden. Der Vortrag fragt nach den Machteffekten dieses Prozesses. Führt eine Regierung durch Kreativität zur endgültigen Hegemonialisierung unternehmerischer Stadtpolitik? Bedeutet sie den Ausverkauf von Sozialpolitik zugunsten von Kulturpolitik? Welche Formen des Unvernehmens lassen sich erkennen?

Iris Dzudzek ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Humangeographie in Frankfurt am Main. Sie hat zum Thema »Kreativpolitik« promoviert und interessiert sich für das Verhältnis von Kultur, Politik und Ökonomie aus der Perspektive der Gouvernementalitätsstudien, der Diskurs- und Hegemonietheorie und der politischen Philosophie.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Freitag, 30.01.2015
PHILIPP EICHHORN:
»Green New Deal«
Die Grüne Gouvernementalität des Kapitalismus
Als die Grünen vor einiger Zeit das Konzept eines »Green New Deal« für die neue Einheit von Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik vorstellten, war ihnen Spott nicht nur aus der marxistischen Ecke gewiss. Wer allerdings die letzten 40 Jahre Revue passieren lässt, kommt nicht umhin, ihnen eine avantgardistische Rolle zuzuschreiben. Auch jenseits von Energiewende, Corporate Social Responsibility und Kriegsführung-wegen-Auschwitz haben sie Trends losgetreten, die die kapitalistischen Eliten gerne aufgegriffen haben. Selbst im Umfeld der radikalen Linken erfreut sich diese Trends kritikloser Sympathie, obwohl sie ja eigentlich nur den verzweifelten Versuch darstellen, die Profitakkumulation aufrecht zu halten. Und oft liegt alldem ein ausgeprägter Sozialchauvinismus zugrunde. Mit welchem Überbau sich der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts präsentiert, was Dein Auslandsjahr in Südamerika, Diversity Management und A+++ Kühlschränke damit zu tun haben, und wo dabei überhaupt das Problem liegt, möchte der Vortrag erklären.

Philipp Eichhorn plädiert immer noch für den Hauptwiderspruch, würde auch gerne Weltreisen machen können und braucht dringend eine neue Spülmaschine. Er würde aus den letzten beiden kein politisches Programm machen. Aus dem ersten hingegen schon. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über die Soziale Marktwirtschaft gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: KATRIN RACKERSEDER Zur Exklusion von Geflüchteten als Nicht-bürger_innen und ihre Konsequenzen für die Soziale Arbeit

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Der soziale Ausschluss von Geflüchteten bedeutet ihren »bürgerlichen Tod«, soziale Isolation sowie eine Situation der Rechts- und Rollenlosigkeit. Der Vortrag wird zunächst auf den Begriff der Exklusion eingehen, wie er in der aktivierenden Sozialpolitik verwendet wird, die ihre Hauptaufgabe in der Aufrechterhaltung individueller Beschäftigungsfähigkeit sieht. Ihm soll ein kritischer Exklusionsbegriff entgegengesetzt werden. Um die Rolle der Staatsbürgerschaft für den gesellschaftlichen Ausschluss von Geflüchteten erläutern zu können, muss jedoch auch über den theoretischen Ursprung von Staatsbürgerrechten sowie die konkrete Staatsbürgerschaftspraxis in Deutschland gesprochen werden. Die diskriminierende Behandlung von Asylsuchenden, die sich bei den Protesten der letzten Jahre selbst als »Non-Citizens« bezeichnet haben, kann mit Goffmans Konzept der »totalen Institution« kritisiert werden, das eine umfassende staatliche Kontrolle charakterisiert. Welche Rolle spielt die Soziale Arbeit bei alldem? Kann sie sich von dem Widerspruch befreien, der sich aus ihren staatlich vorgegebenen Zielen und ihrer „Menschenrechtsprofession“ ergibt?

Katrin Rackerseder hat gerade ihr Diplomstudium in Pädagogik abgeschlossen, um jetzt mit halbem Vollgas in die sozialpädagogische Praxis zu starten. Die verbleibende Energie will sie in Klettern und die Textarbeit mit anderen stecken.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Do&Fr 18./19. Dezember 2014. Ein fub-doppelspezial: Chris Wilpert²/Frankt Apunkt Schneider. Wundkanal&Bug Report

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Donnerstag, 18.12.2014

CHRIS W. WILPERT:

»Wundkanal« und »Notre Nazi«: Die Nachgeschichte der Shoah in der Bundesrepublik in den Filmen Thomas Harlans

In Thomas Harlans Film »Wundkanal« spielt der verurteilte Massenmörder Alfred Filbert sich selbst: einen Massenmörder, der von unbenannten und unsichtbar bleibenden Terrorist_innen (offensichtlich Erb_innen von Baader und Meinhof) entführt wird. Die Kamera kreist um den Protagonisten, der schließlich sich selbst verhört. Nicht umsonst geriet »Wundkanal« – gemeinsam mit dem »Gegenfilm« »Notre Nazi«, der die Dreharbeiten zu »Wundkanal« dokumentiert – sowohl bei der Aufführung auf den Filmfestspielen von Venedig 1984 als auch auf der Berlinale 1985 zum Eklat. Jenseits der problematischen Parallelisierung von Auschwitz und Stammheim zeigen beide Filme Wunden der bundesrepublikanischen Erinnerungskultur und -politik auf: die Kontinuität der Herrschaft von NS-Täter_innen in der BRD und ihre weitgehende Straffreiheit. Zudem lassen sie sich heute nicht nur als historische Dokumente bzw. bloße Artefakte betrachten, weil sie auf Lücken in der Vergangenheitsaufarbeitung hinweisen und mittels der Kunst einen anderen Umgang mit Geschichte anbieten.

 

Chris W. Wilpert lebt, wohnt, arbeitet, studiert, liest, schlürft gerne Latte Macchiato mit Sojamilch, promoviert über das »Erzählen von Geschichte in Thomas Harlans Prosa« und ist Mitherausgeber*in der testcard. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über die Rezeption von Walter Benjamin gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

 

Freitag, 19.12.2014

CHRIS W. WILPERT/

FRANK APUNKT SCHNEIDER:

Bug Report. Digital war besser!

Vorstellung der testcard #24

Nach dem hundertsten Leitartikel über das Verschwinden des Privaten und dem x-ten Profilbild, das durch das Gesicht von Edward Snowden ersetzt wurde, macht nun auch noch die testcard eine Ausgabe über Digitalisierung, Computer, Netze und das alles?! Wo uns die FAZ doch beinahe täglich Artikel bringt, die früher nur per Mailingliste in einem handverlesenen Kreis netzaffiner Theorieproduzent_innen zirkuliert wären. Wozu also gerade jetzt eine testcard zum Thema, auf Papier und gemacht von alten Männern, die sich noch immer jener Pop-Industrie verbunden fühlen, der die Digitalisierung doch endlich den verdienten Garaus gemacht hat? Aber was ist im Netz eigentlich Basis, was der Überbau, und wie verhalten sie sich zueinander? Sinnvoll über Digitalisierung zu sprechen, fällt nicht zuletzt deshalb so schwer, weil Technologie nie ohne jene polit-ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen zu verstehen ist, die sie reproduziert. Ob und unter welchen Bedingungen ein anderes Onlinesein möglich wäre, wissen die testcard-Redakteur_innen Chris W. Wilpert und Frank Apunkt Schneider auch nicht so recht, was sie aber nicht davon abhält, in entspannter vorweihnachtlicher Atmosphäre durch die aktuelle Ausgabe zu führen und dazu Plätzchen, Ton- und Bildbeispiele sowie handverlesene Nebenwidersprüche zu reichen.

 

testcard ist vielleicht nicht die beste, dafür aber die einzige deutsche Anthologie zu Popgeschichte und Poptheorie und erscheint seit 1995 im Ventil Verlag.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

fub presents: Do. 11. Dezember 2014. Lara Schultz. Vom Maidan zum Donbass

Was haben der Westen, Aliens, die EU, Putin, die USA, Dinosaurier und Faschist_innen gemeinsam? Unterschiedlichen Theorien zufolge sind sie alle gerade eifrig dabei, einen Keil in die ukrainische Gesellschaft zu treiben. Dabei wird gerne übersehen, dass die Bevölkerung sich längst an der Frage gespalten hat, ob die Ukraine jetzt eigentlich Opfer des Stalinismus oder Sieger über den deutschen Faschismus ist bzw. ob der »Unabhängigkeitskämpfer« Stepan Bandera als Volksheld oder als Nazikollaborateur zu gelten hat. Der eklatante Mangel an Informationen darüber, wer seit Januar 2014 für verschiedene Kampfhandlungen nebst Todesschüssen verantwortlich ist, führt zu verschwurbelten Verschwörungstheorien, bringt aber auch Menschen mit ansonsten seriösen Forschungsansätzen zu kruden Ansichten und absurden Aussagen. Die Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine werden von einem Kampf um Meinungs- und Deutungshoheit flankiert, u. a. darüber, wer der Nazi ist. Der Vortrag wird Schlaglichter auf die ukrainische Geschichte werfen und näher auf die Maidan-Proteste eingehen. Dabei wird sich wenig überraschend zeigen: Nur der Nazi ist der Nazi! Aber wer sich nicht von ihm distanziert, muss dafür kritisiert werden.

Lara Schultz beschäftigt sich als Journalistin mit der extremen Rechten, mit Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus in Mittel- und Osteuropa und schreibt darüber z. B. für blick nach rechts, publikative.org und die Jungle World. Wo es die Recherche erfordert, beschäftigt sie sich mit Dinos und Aliens, schreibt aber lieber nicht darüber.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei