fub presents: Ein fub-Doppelspezial. Do & Fr 4.&5. Dezember 2014. Matthias Schneider & Benjamin Bauer. Männlichkeit & Antirassimus

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Donnerstag, 04.12.2014

MATTHIAS SCHNEIDER:

Justin Bieber vs. Tyler Durden

Über die gesellschaftliche Konstruktion von Männlichkeit

Tyler Durden (»Fight Club«) und Justin Bieber sind zwei Charaktere, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Während Durden einen längst vergangene Form der Männlichkeit im Film repräsentiert, wird Bieber als femininer Weichling mit Mikro-Penis und Vaterkomplex verspottet. Auf Grundlage dieser Archetypen wird der Versuch unternommen, hegemoniale Männlichkeitsvorstellungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts herauszuarbeiten. Dabei wird aus feministischer Perspektive argumentiert, dass diese stark vom historischen Kontext abhängig und variabel sind. Darauf aufbauend werden die Reaktionen auf Biebers und Durdens Männlichkeitsdarstellungen im Rahmen von gesellschaftlichen Entwicklungen erklärt.

Matthias Schneider ist konformistischer Studierender der Soziologie in Bamberg. Den Leerstellen seines Studiums ausgesetzt radikalisierte er sich in feministischen Keimzellen in Kopenhagen und New York. Wieder zurück versucht er, seinen intellektuellen Terrorismus durch leicht zugängliche Themen zu vertuschen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Freitag, 05.12.2014

BENJAMIN BAUER:

Kulturanthropologie:

Die Geburt des wissenschaftlichen Antirassismus

Im frühen 20. Jahrhundert hat eine Gruppe lose verbundener Wissenschaftler_innen in den USA, an deren Spitze Franz Boas stand, erste Ergebnisse gegen die Dominanz rassistischer Erklärungen menschlicher Diversität geliefert. Anhand von Schädelmessungen konnten sie nachweisen, dass die Umwelt (Milieu, Klima), also die Kultur, den Menschen viel stärker determiniert als seine Biologie. Gleichzeitig engagierten sich viele der Forscher_innen für die Aufhebung diskriminierender Gesetze und die Gleichbehandlung »rassischer« Minderheiten. Sie etablierten die Kulturanthropologie als antirassistische Wissenschaft, deren Erfolge in den 1950er Jahren zur globalen Diskreditierung biologistischer Vorstellungen über menschliche Vielfalt führten und sich heute noch in gängigen antirassistischen Vorstellungen äußeren. Allerdings waren die »Hebammen« dieser Disziplin selbst Rassenwissenschaftler_innen und nahmen Grundlagen der Rassentheorie in ihre antirassistische Disziplin mit auf. Der Vortrag beleuchtet das Wechselspiel zwischen Rassismus und Kulturalismus bei der Herausbildung der Kulturanthropologie, um die Entstehung und die Probleme des gegenwärtigen Antirassismus zu erhellen.

Benjamin Bauer hat Geschichte, Germanistik und Philosophie studiert. Zurzeit arbeitet er. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über die historische Eugenik und ihre Kritiker_innen gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

fub presents: Do+Fr 27./28. November 2014. Ein fub-Doppelspezial: Reproduktion&Pop / Propaganda&Cartoons

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Donnerstag, 27.11.2014

ANNIKA MECKLENBRAUCK/LUKAS BÖCKMANN: The Mamas and the Papas:  Reproduktion und Pop. Ein kleiner Zwist.

Wer die Verantwortung für ein unmündiges, sowohl geistig als auch körperlich völlig ausgeliefertes Wesen zu übernehmen bereit ist, wird in den meisten Fällen sein bisheriges Leben erheblich umstellen müssen. Das bringt gemischte Gefühle mit sich, wird man/frau doch von allen Seiten her beständig mit Schaumworten wie »Flexibilität«, »Unabhängigkeit« und der völlig gegenstandslosen »individuellen Freiheit« eingerieben. Sich – gerade während der ersten Jahre – in die selbstgewählte Abhängigkeit vom Kind und möglicherweise weiteren Elternteilen zu begeben, die dem Druck der marktwirtschaftlichen Verwertung mühsam abgerungene Freizeit nicht mehr der Muße, Zerstreuung oder nächtlichen Eskapaden zu widmen, sondern der Reproduktionsarbeit, mag manches Mal erscheinen, als fräße das Kind eine_n auf. Über Fressen und Gefressenwerden streiten Annika Mecklenbrauck und Lukas Böckmann, die Herausgeber_innen des Sammelbandes »The Mamas and the Papas. Reproduktion, Pop und widerspenstige Verhältnisse«.

Annika Mecklenbrauck hat Ethnologie, Indologie und Naturschutz in Göttingen studiert. Zurzeit arbeitet sie beim B.U.N.D. Lukas Böckmann ist gelernter Romanist, ungelernter Redakteur und hin und wieder als freier Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Mit ihrem gemeinsamen Kind leben sie in Leipzig.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Freitag, 28.11.2014

MARCEL FRANZE:Propaganda in Zeichentrickserien am Beispiel von Popeye und Käpt’n Balu

Der Vortrag basiert auf einer qualitativen Analyse, die ich im Rahmen einer Facharbeit durchgeführt habe. In ihr wird die Darstellung von Propaganda in je zwei Folgen zweier Zeichentrickserien untersucht: »You’re a Sap, Mr. Jap« aus der Reihe Popeye the Sailor (1942) und die Episode »Flying Dupes« aus Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew (im Original: Tale Spin; 1991). Im Zentrum steht die Fragestellung, ob und in welcher Weise Propaganda in den beiden Episoden dargestellt wird und inwieweit der Propagandabegriff, wie er in der einschlägigen Fachliteratur definiert wird, hinreichend für die Untersuchungsobjekte ist. Des Weiteren werden Analogien und Divergenzen der beiden Episoden eruiert und in Bezug zu ihrer Entstehungszeit gesetzt, um damit Entwicklungen der Propaganda im Zeichentrick aufzuzeigen.

Marcel Franze studiert zurzeit in Bamberg Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Politikwissenschaft.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Do 13. November 2014: ANGELIKA LIMMROTH: Jenny Marx: Das andere Kapital

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Jenny Marx: eigenwillig, engagiert, klug und gebildet, eine starke, schöne Frau an der Seite eines der bekanntesten Männer der Weltgeschichte. Behütet aufgewachsen entschied sich Jenny von Westphalen dennoch für ein Leben mit dem politisch agierenden, unbequemen und von der Gesellschaft abgelehnten, vier Jahre jüngeren Karl Marx. Gemeinsam bewältigten sie die von Geldsorgen, Ausweisungen und Anfeindungen belastete Existenz im Exil, in Paris, Brüssel und London, persönliche Krisen, die Geburt von sieben Kindern, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichten, und von Marx’ außerehelichem Sohn Frederick Demuth. Jenny Marx beteiligte sich aktiv an der sozialistischen Bewegung, war für die Weggefährt_innen eine zuverlässige Ansprech- und Korrespondenzpartnerin und eine anerkannte Mitarbeiterin ihres Mannes. Karl Marx’ wissenschaftliches Hauptwerk ist »Das Kapital«. Sein menschliches »Kapital« war seine Frau Jenny.

Angelika Limmroth, forscht seit zehn Jahren über Jenny Marx. Zu ihr publizierte sie die biographische Skizze: »Jenny von Westphalen – Die Frau von Karl Marx«, »Jenny Marx. Die Biographie« und hat das Buch »Jenny Marx. Die Briefe« mit herausgegeben.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

fub presents: Do 23.10.2014 ALEXANDER PEHLEMANN: EastBam, WestBam und die »Disko in Moskau« Eine audio-visuelle Exkursion durch die Subkulturen Osteuropas

Pehlemann0001Ein Ex-DDR-Provinz-Punk begibt sich auf eine radikal subjektive Spurensuche durch die ehemaligen Provinzen des Sowjet-Empires und Ex-Jugoslawien. Er erforscht Subkulturen und popkulturelle Begegnungen zwischen Ost und West, wie jene zwischen WestBam und EastBam, der als erstes auf Lettisch gerappt hat. Sie war der Beginn einer lang anhaltenden Sound-Freundschaft zu Perestroika-Bedingungen und brachte EastBam Auftritte und Plattenveröffentlichungen im Westen ein, um anschließend im Chaos der Zeit zu verschwinden. »Disko in Moskau«? Von ihrer Zersetzungskraft sangen die Toten Hosen 1987 in Pilsen beim Olof-Palme-Friedensfest. Danach brach ein Riot aus, von dem aus sich wiederum ein Bogen zu WestBams angeblichem »Disco Riot«-Konzept schlagen lässt, der selbst wiederum im September 1989 – kurz vor dem Zusammenbruch – in Berlin (Ost) aufgetreten ist: bei einem FDJ-Staats-Rave zur Feier von 40 Jahren DDR …

Alexander Pehlemann tauschte Ende der 1980er seine angehende Karriere als Ringer im griechisch-römischen Stil beim Armeesportklub »Vorwärts« Frankfurt/Oder gegen popkulturelle Verwirrung zu DDR-Konditionen ein und gibt seit 1993 das Zonic heraus, das sich u. a. mit osteuropäischer Subkultur beschäftigt. 2014 erschien sein Buch »Go Ost! Klang – Zeit – Raum. Reisen in die Subkulturzonen Osteuropas« im Ventil Verlag. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über das Thema »Magnetbanduntergrund DDR« gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

fub presents: Do, 16.10.2014 CLAUDIA BARTH: Esoterik: die Suche nach dem Selbst

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Esoterik ist en vogue. Als relativ junge Religion – in Deutschland vor etwa 150 Jahren parallel mit der Reichsgründung entstanden –transportiert sie nationale Mythen, völkisch-rassistisches Gedankengut und bietet sich als adäquate Religionsform der Moderne an. Neben einem Einblick in die Geschichte und die Grundlagen esoterischen Denkens geht es um die Gründe ihrer Attraktivität. Esoterische Ratgeber versprechen individuelle Möglichkeiten, dem Druck der derzeitigen Arbeitswelt – das permanente Selbst-Empowerment zur »Arbeitskraftunternehmer_in« – stand zu halten. Der Vortrag behandelt die Frage, warum sich Menschen der Esoterik verschreiben. Ausgehend von Interviewstudien soll erörtert werden, welche Bedürfnisse und gesellschaftlichen Probleme mit ihrer Hilfe gelöst bzw. kompensiert werden sollen.

Claudia Barth ist Sozialpädagogin und Sozialpsychologin. Sie arbeitet zur Kritik der Esoterik als Publizistin und freie Referentin sowie im Bereich Kinder- und Jugendhilfe mit Sinti und Roma. Veröffentlichungen u. a.: »Esoterik – Die Suche nach dem Selbst. Sozialpsychologische Studien zu einer Form moderner Religiosität« und »Über alles in der Welt – Esoterik und Leitkultur. Eine Einführung in die Kritik irrationaler Welterklärungen«.
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Do, 9.11.2014: HENDRIKE HELLMANN: Prostitution: der »Verkauf« des eigenen Körpers? Nachgefragt bei Hegel

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Obwohl Sexarbeit zumindest in Deutschland seit 2002 als legitime Erwerbsarbeit anerkannt ist, ist ihre Legalisierung weiterhin Gegenstand heftiger Diskussionen. In der theoretischen Debatte geht es dabei grundlegend um die Frage, in welcher Beziehung wir zu unserem eigenen Körper stehen. Einige Philosoph_innen vertreten die Auffassung, dass Prostitution mit Sklaverei gleichzusetzen wäre, da ein Mensch, der sich prostituiert, nicht nur seinen Körper, sondern sein eigenes Selbst verkauft. Andere Autor_innen argumentieren in der Tradition liberaler Eigentumstheorien hingegen, dass Prostituierte mit ihrem Körper – wie mit anderem Privateigentum auch – tun und lassen könnten, was sie wollen. Die beiden gegensätzlichen Positionen – Körper als Privateigentum vs. Körper als eigenes Selbst – scheinen jedoch nicht die einzigen möglichen Antworten zu sein. Mit Hegel lässt sich eine dritte Position konstruieren, die einen Mittelweg verspricht. Mit Hilfe seines Begriffs der Arbeitskraft lässt sich zeigen, dass Prostitution nicht mit dem »Verkauf« des Körpers gleichgesetzt werden muss.

 

Hendrike Hellmann studiert seit 2009 Philosophie in Bamberg. Seit einiger Zeit beschäftigt sie sich vermehrt mit Fragen der politischen Theorie und der angewandten Ethik.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

(zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

fub presents: DO, 17.7.: Nicole Espinoza: Das Mapuche-»Problem« in Chile. Polizei statt Politik


Seit der Rückkehr der Demokratie 1990 eskalieren die Konflikte zwischen dem chilenischen Staat und den Mapuche aufgrund der »Besetzung« der Araucanía. Die Mapuche stellen eine Reihe ethnischer Forderungen, darunter die nach autonomer Rechtsprechung, nach Rückgabe früherer Gebiete, nach wirtschaftlichen Begünstigungen und der Anerkennung ihrer kulturellen Identität.
Aber wer zum Teufel sind diese Mapuche, und wo liegt noch mal die Araucanía?
Die Araucanía ist eine Region etwa 600 Kilometer südlich von Santiago. Dort haben sich die Mapuche im 5. Jahrhundert angesiedelt. Die Mapuche sind eine indigene Ethnie, die in Chile und Teilen Argentiniens lebt. Im Kampf um Land und Bodenschätze standen sie immer wieder am Rande der Auslöschung, die in Argentinien schon fast vollzogen ist. Obwohl ihre Zahl in Chile inzwischen wieder steigt (auch weil sich immer mehr Menschen zu ihrer Mapuche-Herkunft bekennen), besitzen sie keine politische Repräsentation. Innerhalb des Landes wird dieses Thema weitgehend tabuisiert. Das Wort »Mapuche« wird im chilenischen Alltag häufig auf pejorative Konnotationen reduziert und mit Terrorismus in Verbindung gebracht.
Wer den Konflikt in seiner Gesamtheit verstehen will, muss sich mit der Geschichte Chiles und der Mapuche auseinandersetzen. Zum Glück gibt es einen Vortrag darüber, durch den man/frau sich schlau machen kann.

Hallo! Ich bin die Niko und komme aus Santiago de Chile. Ich studiere Romanistik und Germanistik. Ich leite mit meiner Kollegin Constanza das Spanische Theater der Uni Bamberg. Ich mag Vodka mit Vodka, fette Katzen und den Philipp 1313.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents:Do 10.7 und Fr.11.7.: BERND KASPAREK & VINCENT GENGNAGEL/ANDREAS KALLERT: Mord im rassitischem Kontinuum & Kleinste anzunehmende terroristische Vereinigung

Donnerstag, 10.07.2014
BERND KASPAREK:
Mord im rassistischen Kontinuum

Im Bezug auf den NSU-Komplex ist vielfach über institutionellen Rassismus diskutiert worden. Er gilt als viel versprechender Ansatz, die eklatanten Ermittlungsfehler der deutschen Strafverfolgungsbehörden zu deuten. Im Vortrag soll hingegen noch einmal auf den Kontext des gesellschaftlichen Rassismus eingegangen werden, der die 2000er Jahre in Deutschland geprägt hat. Der deutsche Rassismus organisierte sich in den 1990ern vor allem um die Frage des Asyls und die Figur des Asylbewerbers bzw. der Asylbewerberin. Mit dem Antritt der rot-grünen Bundesregierung 1998 und ihrem durchaus engagierten migrationspolitischen Reformprogramm verschob sich die rassistische Mobilisierung hin zu Themen der Staatsbürgerschaft und der Einbürgerung. In den 2000er Jahren wurde ein erbitterter Kampf um die Frage ausgefochten, ob Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft sei. Diese Auseinandersetzung spiegelt sich auch in den Morden des NSU wieder. Im Gegensatz zu den 90ern, als sich neonazistische Gewalt gegen gesellschaftlich marginalisierte Menschen wendete (z.B. Asylbewerber_innen und Obdachlose), ermordete der NSU Migrant_innen, die längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen waren. Angesichts dieser Verschiebung stellt sich die Frage, wie viel gesellschaftlicher Rassismus in den Taten des NSU steckt.

Bernd Kasparek ist Diplom-Mathematiker und Kulturanthropologe. Er forscht und publiziert zur europäischen Migrations- und Grenzpolitik und ist Mitglied des Vorstands der Forschungsassoziation bordermonitoring.eu und Mitglied des Netzwerks Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Freitag, 11.07.2014
VINCENT GENGNAGEL/ANDREAS KALLERT:
Kleinste anzunehmende terroristische Vereinigung

Noch immer erscheint es sinnvoll, sich mit der rechtsradikalen Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds zu befassen, während sich die deutsche Presse über staatliche Förderung von Rechtsradikalen empört (wenn auch nur in Russland). Wie erwartet geht die Salamitaktik auf, mit der der NSU behandelt wird: Trotz der noch immer laufenden Verfahren schrumpft die sowieso schon erschreckend kleine kritische Öffentlichkeit weiter – als wäre der Skandal längst vom Tisch. Damit das so bleibt, werden Medienvertreter_innen schon mal im vertraulichen Hintergrundgespräch von der Staatsanwaltschaft auf Linie gebracht: Fragen zum Verhältnis der Polizistin Kiesewetter zu ihren mutmaßlichen Mördern werden als gegenstandlos betrachtet – und der behördenkritischen Nebenklage solle keine weitere mediale Aufmerksamkeit mehr geschenkt werden!
Wir halten es für wichtig, das formale Ziel des NSU-Prozesses im Spannungsverhältnis zwischen Bundesanwaltschaft, Nebenklage, Presse, »Sicherheitsdiensten« und Behörden zu diskutieren: Was kann der Prozess erreichen, was nicht? Warum ist überhaupt nur Zschäpe der Mitgliedschaft im NSU angeklagt?
Wir nehmen das zum Anlass, an eine schon lang eingestellte Ermittlung zu erinnern, deren Wiederaufnahme zuletzt gefordert wurde: Rund um das Oktoberfestattentat von 1980 zeigen sich ähnliche Ungereimtheiten in der Konstruktion der Einzeltäterthese. Und wir fragen uns, wie wohl in 30 Jahren über den NSU geschrieben werden wird.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert haben den NSU schon mehrfach in der freien uni bamberg thematisiert und möchten sich für etwaige Redundanzen schon im Vorfeld entschuldigen. Wie immer freuen sie sich auf die Diskussion.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Do, 3. Juli: SEVI MEIER: Fragend gehen wir voran … Die zapatistische Revolution

Vor 20 Jahren begann im mexikanischen Bundesstaat Chiapas ein hauptsächlich von Indigenen getragener Aufstand, um der vorherrschenden Armut und Aussichtlosigkeit durch autonome Selbstverwaltung entgegenzutreten. Die Ablehnung von Regierungsansprüchen seitens des politischen Arms der Revolution (EZLN) und die praktizierten fortschrittlichen Formen von Demokratie führten dazu, dass sich selbst die sonst so streitsüchtige Linke auf diese Bewegung einigen kann.
Der Vortrag möchte sie vorstellen, ihre theoretischen Anknüpfungspunkte aufzeigen sowie Erfolge und Rückschläge der zapatistischen Praxis erörtern.

Sevi Meier studiert in Bamberg Berufliche Bildung/Sozialpädagogik und stammt selbst aus einer von Aussichtlosigkeit geprägten Region (dem ländlichen Niederbayern). Seit zwei Semestern gehört er der
illustren Gruppe freie uni bamberg an.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei