
Kleists Drama »Die Hermannsschlacht«, das frei die Ereignisse der Schlacht im Teutoburger Wald auf die französische Besatzung deutschsprachiger Gebiete Anfang des 19. Jahrhunderts bezieht, hatte die Wirkungsabsicht, den nationalen Befreiungskampf gegen Napoleon zu entfachen. Gelungen ist das nicht wirklich. Dennoch haben die Deutschen Kleists Schauspiel im Laufe der Geschichte immer wieder ausgegraben: Meist, um die Bevölkerung gegen die Feinde der herrschenden Ideologie zu mobilisieren. Besonders die NSDAP nutzte »Die Hermannsschlacht«, um der Bevölkerung zu zeigen, wer im 20. Jahrhundert »die ganze Brut ist, die in den Leib Germaniens sich eingefilzt wie ein Insektenschwarm.« 145 Aufführungen des Stücks zwischen 1933 und 1934 sprechen eine deutliche Sprache: Für die Säuberung nach innen und außen und zur Vorbereitung der Shoa brauchte es die Benennung und Überlieferung eines Feindbildes. Der Vortrag will zeigen, warum das mit Kleists »Hermannsschlacht« so leicht gelingen konnte.
Hendrik Torner ist Bildungsgewerkschafter und studiert im Master Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Bamberg.
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei