A Sentimental Journey into the Sadness of Karen Carpenter
Die Geschwister Richard und Karen Carpenter waren als die Carpenters die erfolgreichste Band der 1970er. Lange Zeit galt ihre züchtige und beinahe scheue Geschwistermusik als Aushängeschild des sauberen, weißen Amerika – und als familienfreundlicher Gegenentwurf zum exzessiven Rock. Die zahllosen Widersprüche, aus denen sie konstruiert ist, wurden erstmals im Februar 1983 erahnbar, als Karen Carpenter an den Folgen ihrer Magersucht verstarb. Mit ihrem Tod geriet die Krankheit Magersucht in den Fokus der Öffentlichkeit. Dass Karen Carpenter lange Zeit aber nicht nur Sängerin der Carpenters war, sondern auch deren Schlagzeugerin, ist heute weitgehend vergessen. Dabei wäre sie vermutlich sogar die beste Schlagzeugerin der Welt gewesen, wenn sie (abgesehen von Moe Tucker) nicht sowieso die einzige geblieben wäre.
Dass die wunderschöne und doch immer auch merkwürdig gebrochene Musik der Carpenters schon immer einen komplexen Diskurs über Wahrheit und Unwahrheit des Popversprechens führte, ist erst im Zuge ihrer Neubewertung aufgefallen. In den 1990er wurden die Carpenters von queeren Subkulturen wiederentdeckt und gewürdigt, weil aus ihrer verschlungenen Sounddialektik eine wahre Traurigkeit über die eigene Unwahrheit spricht. Warum sie damit die höchste Vollendungsstufe großer Popkunst darstellt, wird der Vortrag erklären.
Frank Apunkt Schneider ist typischer Poplinker und seit zwei Jahrzehnten manischer Fan der Carpenters. 2013 hat er endlich den Mut gefunden, öffentlich darüber zu reden. Zuletzt hat er in der freien uni über das Thema »Deutschpop halt’s Maul! Für eine Ästhetik der Verkrampfung« gesprochen.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei