»Die größte Gefahr für ein Volk ist die Entartung, d. h. die Verarmung an wertvollen Erbanlagen. Entartung tritt ein, wenn die tüchtigen Volksgenossen weniger Kinder haben als die minder tüchtigen«. (Leitsätze der Gesellschaft für Rassenhygiene, 1931/32)
Zwar wurden die rassistischen und antisemitischen Denkmuster in Thilo Sarrazins Deutschland schafft sich ab (2010) öffentlich skandalisiert. Im Bezug auf Sarrazins eugenische Wert- und Politikvorstellungen wurde jedoch kaum Kritik geäußert, obwohl es seit dem »Humangenomprojekt« und der Aufschlüsselung des »menschlichen Baukastens« durchaus eine wissenschaftlich-philosophische Auseinandersetzung mit Eugenik gibt.
Der Mangel an Kritiker_innen ist nichts Neues. Selbst während der Phase der historischen Eugenikbewegung (ca. 1900-1933) waren sie seltene Ausnahmen und auch in der Forschung werden sie nur am Rande behandelt. Eugenische Politik fand in der Weimarer Republik vor allem während der Weltwirtschaftskrise Unterstützung, obwohl die Eugenik international in den späten zwanziger Jahren in eine Krise geriet. Der Vortrag widmet sich den Argumenten sowie der sozialen Stellung einiger Kritiker_innen und geht der Frage nach, weshalb die Kritik der Eugenik in Deutschland so lange marginalisiert war.
Benjamin Bauer studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie in Bamberg und arbeitet in der Offenen Behindertenarbeit.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei