fub presents: Doppel-Spezial: 5.6. und 6.6.: Philipp Eichhorn und Lucas Zeise: „Soziale Marktwirtschaft als vermeintliches Geheimnis der Erfolgsgeschichte »BRD«“ und „Geld und Finanzkapital“

Donnerstag, 05.06.2014
PHILIPP EICHHORN:
»Mir scheint es wirklich nur eine Frage der Begriffe zu sein, ob man eine freie Marktwirtschaft sozialistisch nennt oder nicht«.
Soziale Marktwirtschaft als vermeintliches Geheimnis der Erfolgsgeschichte »BRD«
Quo vadis, Soziale Marktwirtschaft (SM)? Ihr Wortschöpfer Alfred Müller-Armack schien, zumindest in der Konzeptionsphase, ein eher entspanntes Verhältnis zu diesem inzwischen äußerst populären Begriff zu haben. Spätestens mit der Agenda 2010 entbrannte ein neuer Diskurs um sie, der bis heute geführt wird: Das Ordnungsmodell, welches die BRD wieder in den Olymp der Wirtschaftsmächte führte, das Kapital mit dem Sozialstaat versöhnte und den Menschen auf beiden Seiten der Mauer den Zusammenhang von (sozialer) Marktwirtschaft, Demokratie und Freiheit vor Augen führte, scheint in Gefahr. Besonders allerlei linke Kräfte werfen der Politik vor, die »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« pervertiere den Begriff, negiere das Soziale und ersetze die SM durch »Neoliberalismus«. Sahra Wagenknecht wünscht sich gar den »Vater« des Ganzen, Ludwig Erhard, zurück. Um was es den Schöpfer_innen der SM eigentlich ging, wie erfolgreich sie wirklich war und welcher unterschlagene Faktor heute immer mehr zu Tragen kommt, will der Vortrag erläutern.

Philipp Eichhorn hat über das Thema gerade seine DA geschrieben und ist froh, in Zukunft mal wieder theoretische Texte diesseits eines tautologischen Erkenntnisinteresses lesen zu dürfen. Zuletzt hat er in der freien uni über Antikommunismus in der BRD gesprochen.

Freitag, 06.06.2014
LUCAS ZEISE:
Geld und Finanzkapital
Ziel des Vortrages ist es, Stellung und Funktion des Finanzsektors im heutigen Kapitalismus zu bestimmen. Dazu ist eine Charakterisierung des Geldes notwendig, das grundlegend nicht nur allgemeines Äquivalent, sondern auch Kredit ist. Die Geldware ist das, was Marx im Anschluss an andere Autoren »fiktives Kapital« genannt hat. Besser wäre es vielleicht – den Usancen der Terminhändler_innen folgend – von »Kontrakten« zu sprechen, also Verträgen oder Ansprüchen, die nicht auf die Person fixiert, sondern eben geldüblich handelbar sind. Die außerordentliche Macht des Finanzsektors entstammt auch aus seiner – staatlich verliehenen – Fähigkeit, Geld zu schöpfen und Vermögenspreisinflation zu erzeugen. Die fortdauernde Krise der Weltwirtschaft erklärt sich zu einem Großteil aus dem Anspruch auf Zahlung, der vom Überhang der Finanzvermögen ausgeht.

Lucas Zeise ist Finanzjournalist. Er hat Philosophie und Volkswirtschaft studiert und u. a. für das japanische Wirtschaftsministerium, die deutsche Aluminiumindustrie, die Frankfurter Börsen-Zeitung und die Financial Times Deutschland gearbeitet. Seit deren Ableben schreibt er in verschiedenen, vorwiegend linken Publikationen, bevorzugt für die junge welt und die Marxistischen Blätter.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

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