Donnerstag, 26.01.2017: SEBASTIAN BAUER: Die Wiedergeburt des Rassenantisemitismus aus dem Geiste des Poststrukturalismus

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Seit einigen Monaten mehren sich Beiträge (zuletzt v. a. in der Jungle World), die sich kritisch mit Critical Whiteness auseinandersetzen. Ein üblicher Einwand gegen sie besteht darin, die praktischen Auswüchse als Verzerrung eines an sich emanzipativen Ansatzes von diesem abzuspalten. Bestimmte Praktiken Critical Whiteness inspirierter Gruppen hätten in dieser Lesart nichts mit der zugrunde liegenden Theorie zu tun. In dieser Form der Krisendiplomatie bleibt jedoch eine grundsätzliche Kritik unberücksichtigt, wodurch sich dann auch die Auseinandersetzung mit der unschönen Praxis erledigt hat. Am Umgang der Weißseinskritischen mit Kritik zeigt sich eine wichtige diskursive Funktion der Critical Whiteness: die Selbstimmunisierung gegen Kritik von außen, die Hand in Hand geht mit Formen autoritärer Disziplinierung nach innen. Beides macht Critical Whiteness zum Instrument für regressive Ideologien innerhalb der Linken. Aktuelle Vorfälle in Mainz und Köln können den Blick dafür schärfen, inwieweit Critical Whiteness als Türöffnerideologie fungiert.

Sebastian Bauer ist autonomer Referent im AStA der Universität Mainz, engagiert sich gegen Antisemitismus an deutschen Hochschulen und referiert sonst zum strukturellen Antisemitismus der antifeministischen Männerrechtsbewegung.

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