Donnerstag, 11.07.2019: ANDREAS KALLERT: »Theorie der Widersprüche selbst«. Mit Gramsci das Scheitern der Linken verstehen?

Die wesentliche Erkenntnis im Staatsverständnis des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci liegt darin, den Staat nicht auf die Apparate selbst zu beschränken, sondern die so genannte »Zivilgesellschaft« ebenso als Teil des Staates zu begreifen. Der »integrale Staat« verbindet Gewalt und Konsens, Repression und Moral. Insbesondere Hegemonie als konsensbasierte Form von Herrschaftsausübung im Kapitalismus spielt hierbei eine wichtige Rolle. Die Diskurse in der Zivilgesellschaft sind daher Teil staatlicher Herrschaft, die durch die stets präsente Gewalt abgesichert ist: »Hegemonie, gepanzert mit Zwang«. Gramscis Ideen sind vor dem Hintergrund des Scheiterns der europäischen Linken zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Auch die Gegenwart bietet leider zahllose Beispiele des Scheiterns, Versagens und der strukturellen Folgenlosigkeit linker Interventionen: der Nazi-Terror des NSU, das Sterben in deutschen Polizeizellen, die organisierten Verbrechen der Autowirtschaft oder die Folgen des Klimawandels. Nach einer Einführung in Gramscis Staatsverständnis soll diskutiert werden, inwiefern wir mit seiner »Theorie der Widersprüche selbst« die konsequente Fortführung des immergleichen Elends besser verstehen und kritisieren können.
 
Andreas Kallert ist Politikwissenschaftler, arbeitet an der Universität Marburg zu Bankenrettungen in Europa und verdingt sich nebenbei als kritischer Beobachter des NSU-Komplexes und anderer Katastrophen. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über den national-autoritären Wettbewerbsstaat gesprochen.
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

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