fub presents: Donnerstag 23. Januar. FRANK SCHELLENBERG: Universalismus und Partikularismus im (Ge)denken an die Schoa

Eine Frage, an der sich viele Debatten über die Deutung der nationalsozialistischen Massenvernichtung der europäischen Juden entzünden, betrifft die Gewichtung der universalistischen und der partikularistischen Perspektive. Selbige, antagonistisch anmutenden Deutungsmuster schlagen sich bereits in den unterschiedlichen Begriffen nieder und spielen eine entscheidende Rolle für Fragen der Repräsentation und des Gedenkens sowie möglicher Implikationen und ›Lehren‹. Dass sich die beiden Perspektiven jedoch keineswegs ausschließen, dass sie vielmehr zusammengedacht werden müssen, zeigte bereits Adorno und wird auch heute kaum ernsthaft bestritten. Dennoch gibt es in den Diskursen der verschiedenen Gruppen, Länder und Regionen klare Unterschiede in der Gewichtung.
Im Vortrag sollen zunächst die beiden Deutungsmuster und ihre Implikationen einführend dargestellt werden. Anschließend soll kurz auf die Bedeutung der Gedächtnisikone Auschwitz für die Herausbildung einer deutschen und israelischen wie auch einer europäischen oder westlichen Identität eingegangen werden. Am Ende soll die Frage stehen, inwieweit die partikularistische Perspektive und die Elemente kollektiver Gedächtnisse den Anschluss außereuropäischer Gesellschaften an diese Erinnerungskultur behindern und andererseits inwieweit der Universalisierung des Gedenkens bereits die Gefahr seiner Aushöhlung und der Relativierung des Verbrechens immanent ist.

Frank Schellenberg hat in Bamberg studiert und in der freien uni zuletzt über essentialistische Religionskritik und über die arabische Perzeption des Nationalsozialismus gesprochen.

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