Als eine der so genannten Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg wurde die japanische Popkultur nach 1945 – ähnlich der deutschen – durch die amerikanische Besatzungszeit geprägt. Zwar gab es schon vorher Anleihen, aber erst mit den GIs kam in den Jahren der Okkupation westliche Popmusik nach Japan, die vor allem die Jugendlichen ansprach. Von den 1950ern bis in die 1970er entspannen sich dort exemplarische Diskurse zur Populärkultur: die Übernahme des internationalen Pop versus die Reaktivierung traditioneller Genres; die entgrenzte versus die nationale Identität; englische versus japanische Songtexte. Der Vortrag möchte die japanische Poprezeption chronologisch anhand von Ton- und Bildbeispielen bis in die späten 1970er nachvollziehen, als das Yellow Magic Orchestra dann erstmals den Versuch unternahm, eine zeitgemäße kosmopolitische Musik zu erschaffen.
Markus Baumgart hat in Tübingen Empirische Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte studiert. Neben seinem Brotjob in einem Verlag ist er als Schallplattenunterhalter, Veranstalter und mit Vorträgen zu exotischen Popkultur-Themen unterwegs.