Freitag, 12.02.2018: HENDRIKE HELLMANN: Versöhnung mit der Wirklichkeit? Über Hannah Arendts Versuch, den Totalitarismus zu verstehen.

Hannah Arendt hat einmal bemerkt, sie sei keine geborene Schriftstellerin, sondern durch Zufall dazu geworden. Der Zufall bzw. Unfall, der sie zum Schreiben brachte und zeitlebens beschäftigt hat, wären jene »extraordinary events of this century« gewesen, die mit dem Aufkommen des Totalitarismus einhergingen. Offenbar konnte sie gar nicht anders, als den Versuch zu unternehmen, das Phänomen der totalitären Herrschaft zu untersuchen und zu verstehen. Ihr Begriff des »Verstehens« hat eine existenzielle Bedeutung, wovon ihr Essay Understanding and Politics Zeugnis ablegt. Dort beschreibt Arendt Verstehen als charakteristisch menschliche, unabschließbare Tätigkeit, durch die der Mensch sich mit der Wirklichkeit versöhnt. Aber geht das überhaupt zusammen: Totalitarismus und Versöhnung? – Der Vortrag möchte Arendts Konzept des Verstehens vorstellen und fragen, welchen Gewinn es im Umgang mit der totalitären Vergangenheit abwirft.

Hendrike Hellmann hat in Bamberg und Tallinn Philosophie studiert und sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit Hannah Arendt beschäftigt. Dass sie nach dieser langen und entbehrungsreichen Schreibphase immer noch bereit ist, sich mit der Philosophin auseinanderzusetzen, legt nahe, dass sie an einem Stockholm-Syndrom leidet.

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