Donnerstag, 19.04.2018: MATTHIAS ZWACK: Titoismus. Theorie und Praxis des Selbstverwaltungssozialismus in Jugoslawien

Das ehemalige Jugoslawien wird heute vor allem mit gutem Essen und schönen Stränden in Verbindung gebracht. Fast ein halbes Jahrhundert lang stand das Land jedoch für einen Sozialismus der Weltoffenheit, der individuellen Freiheit und der echten sozialen, politischen sowie wirtschaftlichen Teilhabe. Der jugoslawische Weg beruhte auf einem historischen Bruch mit der Sowjetunion. Er war jedoch alles andere als widerspruchsfrei. Dem emanzipatorischen Anspruch stand die Herrschaft einer Einheitspartei gegenüber. Der Vortrag möchte dieses Kapitel der realsozialistischen Geschichte beleuchten. Im Zentrum steht dabei das Verhältnis autoritärer und antiautoritärer Tendenzen, die nebeneinander bestanden und sich gegenseitig ergänzten. War der Autoritarismus Relikt des Stalinismus oder brachte das Selbstverwaltungssystem seinen eigenen, spezifischen Autoritarismus hervor? Und welchen Anteil hatte all das am jugoslawischen Zerfall und den sich anschließenden Bürgerkriegen? Die Fragen, die das jugoslawische Modell aufwirft, sind für die emanzipatorische Theorie und Praxis der Gegenwart noch immer relevant.

Matthias Zwack ist Historiker, lebt in München und wühlt im Trümmerhaufen der Vergangenheit auf der Suche nach einer besseren Zukunft.

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