Donnerstag, 23.01.2020: FRANK APUNKT SCHNEIDER: The »German Church Rock«. Die fremde und seltsame Welt des Sakropop

Der deutsche Sakropop wurde um 1970 vom Erfolg christlicher Rockmusik in den USA inspiriert. Teile der Amtskirchen sahen darin eine willkommene Gelegenheit, wieder zur Jugend vorzudringen, indem deren Kultur christianisiert wurde. Sakropop blieb jedoch ein deutsches Sonderformat, das wenig mit dem hochprofessionellen, aber stinklangweiligen Rock zu tun hatte, dann christliche Bands in Amerika spielten. Während seiner Blütezeit (bis 1980) blieb er (nach aktuellem Ermittlungsstand) das seltsamste und bizarrste Genre, das es in der Popmusik bisher gegeben hatte. Die Jugendlichen, die er in ihrer Sprache anzukumpeln versuchte, konnten damit nichts anfangen. Er blieb die Angelegenheit einer fast unsichtbaren und völlig unvermittelbaren kircheninternen Subkultur. Erst die Sammler*innen von so genannter »Incredibly Strange Music« haben ihn wiederentdeckt. Sie erst können seine besonderen Qualitäten würdigen. Als deutschsprachige und als christliche Popmusik hat der Sakropop ein beeindruckendes worst of both worlds abgeliefert. Seine ebenso heillose wie himmelschreiende Verkrampftheit setzt die zahllosen Haupt- und Nebenwidersprüche zwischen religiösem Dogmatismus und popkulturellem Freiheitsversprechen adäquat in Szene und zeigt, wie unwohl sich die ewiggestrige Ideologie der Religion in der modernen Welt fühlt, mit der sie sich aber trotzdem irgendwie arrangieren zu müssen glaubt. Frank Apunkt Schneider wird Höhepunkte seiner umfangreichen Sakropop-Sammlung vorspielen und umfassend erläutern.

Frank Apunkt Schneider ist unfreundlicher Plattenhändler, unfreier Autor und selbsternannter Poptheoretiker, Mitherausgeber der testcard und der deutsche Außenposten der Kulturbewegung monochrom. Im Ventil-Verlag ist 2015 sein Buch »Deutschpop halts Maul. Für eine Ästhetik er Verkrampfung« erschienen. Zuletzt hat er in die Freien Uni über die Carpenters gesprochen.
 
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
(zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

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