Donnerstag, 13.01. CHRISTIAN HELLER: Meine Daten in meiner Festung. Kleine Kritik der Privatsphäre.

»Meine Daten gehören mir« und »Schutz der eigenen vier Wände«: Privatsphäre gilt dem bürgerlichen Subjekt als hohes Gut und als Existenz-Bedingung. Erst in ihr soll sich das freie Individuum, das Eigene der Persönlichkeit herausbilden. Dabei ist der Freiheits-Wert des Privaten uneindeutig: Als Mauer zwischen dem Einzelnem und der Gesellschaft bietet es beiden gleichermaßen Schutz davor, sich mit dem jeweils Anderen auseinander zu setzen. Emanzipation führt oft nicht in einen Schutz des Privaten hinein, sondern aus dessen Isolation heraus. Zugleich beansprucht »informationelle Selbstbestimmung« mit derselben Härte einen Eigentumsanspruch auf Informationsmuster wie die Rechteverwertungsindustrien ihn gegen »Raubkopierer« prozessieren. Die Auflösung des Menschen im Digital-Zeitalter in frei umherschwebende und rekontextualisierbare Informationen nennt der Apologet der Privatsphäre einen Angriff auf dessen Würde und Souveränität.

Christian Heller, Jahrgang 1984, hat in Berlin einige Semester Filmwissenschaft und Philosophie studiert, bevor er sich publizistisch auf den technischen Wandel gesellschaftlicher Formen und Werte und digitale Identitätspolitik verlegte.

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