Donnerstag, 10.12.2020: CHRIS W. WILPERT: Das Bewusstsein des Nichtmitmachens. Leo Löwenthal und die Aktualität der Kritischen Theorie

In Gesprächen am Ende seines Lebens rekapitulierte Leo Löwenthal den Kern der Kritischen Theorie: »Man kann niemals, und dagegen haben wir uns immer gewehrt, positiv ausführen, was das richtige Leben ist.« Löwenthal gehörte als Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung zum engsten Kreis um Max Horkheimer. An Adorno und Horkheimers Elemente des Antisemitismus hatte er wesentlichen Anteil. Einen eigenen Beitrag zu den Studien zum Autoritarismus legte er zusammen mit Norbert Guterman in Prophets of Deceit vor. Seit den 1930er-Jahren arbeitete er an einer materialistischen Literaturwissenschaft und analysierte das »bürgerliche Bewusstsein in der Literatur«. Seine soziologische Auseinandersetzung mit der Massenkultur knüpfte an Adornos Analyse der Kulturindustrie an. Da Löwenthal als einziger aus dem engeren »Horkheimer-Kreis« noch die 1980er und 1990er erlebte, begleitete er nicht nur die Rezeption der Kritischen Theorie. Er widmete sich zusammen mit Sabine Lang auch kritischen Studien über die Postmoderne, die eine politische Kultur der »Exklusivität und Ausgrenzung« erzeuge. Sein Werk ist Ausgangspunkt für die Frage nach Geschichtlichkeit und Aktualität der Kritischen Theorie.
 
Chris W. Wilpert ist fub-Alumni, Literaturwissenschaftler und Technischer Redakteur. Zuletzt hat er zusammen mit Robert Zwarg in der freien uni bamberg über »Hipster und andere destruktive Charakter der Gegenwart« gesprochen.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/Xfmm2rgP44s

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

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