Donnerstag, 05.07.2012 ANDREAS KALLER/VINCENT GENGNAGEL: »Unten bleiben …!« & Freitag, 06.07.2012 BENEDIKT FRANK: Level Up!

Donnerstag, 05.07.2012

ANDREAS KALLER/VINCENT GENGNAGEL: »Unten bleiben …!«

Zur Aufklärung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds

(Info: s. unten)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Freitag, 06.07.2012

BENEDIKT FRANK: Level Up!

Gamification und Ausbeutung

(Info: s. unten)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

INFO: ANDREAS KALLER/VINCENT GENGNAGEL: »Unten bleiben …!«

Zur Aufklärung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds

»Wir haben die Dimension ihres Hasses ebenso unterschätzt wie ihren Willen zur Tat. Die Ermordung von Menschen aus dem einzigen Grund, dass sie als ‚fremdländisch’ empfunden werden, passt in die Gedankenwelt der rassistischen Täter. Das wussten wir. Und wir konnten uns das als Bombenanschlag oder als Brandstiftung vorstellen, aber nicht als eine kaltblütige Exekution« (Heinz Fromm, Präsident des Verfassungsschutzes).

Die so genannten »Sicherheitsbehörden« nahmen zwar die Bombenattentate des NSU über Jahre hinweg billigend in Kauf – aber einen öffentlich gewordenen rassistischen Serienmord konnte auch der Thüringer Verfassungsschutz nicht mehr unterstützen. Der Vortrag wertet Pressemitteilungen und Zeitungsberichte aus und vollzieht den medialen Diskurs nach, seitdem die Mordanschläge als rechtsradikaler Terror aufgedeckt wurden. Aus ihnen ergibt sich ein Netzwerk aus BKA, LKA, Verfassungsschutzämtern, MAD, polizeilichen Stellen und NSU sowie deren Umfeld. Dies führt zu Fragen, wie sie in deutschen Leitmedien nicht gestellt wurden: Die mangelnde Fantasie deutscher Behörden allein kann nicht erklären, in welchem Ausmaß sie rechtsradikalen Terror gedeckt oder allererst möglich gemacht haben. In einem Rechtstaat wäre die Klärung dieses Verdachts eine Aufgabe der Justiz – eine kritische Öffentlichkeit hingegen sollte wiederum in der Lage sein, entsprechende Fragen zu stellen. Dass sie das im Falle der NSU nicht getan hat, wird am vorliegenden journalistischen Material illustriert, aus dem sich durchaus eine informelle Selbstzensur deutscher Medien ablesen lässt.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert haben in Bamberg studiert und in der Freien Uni zuletzt über das Thema »Deutsche Perspektiven auf Ostafrika. Krieg mit anderen Mitteln« gesprochen.

INFO: BENEDIKT FRANK: Level Up!

Gamification und Ausbeutung

Spiele sind beliebt – zumindest beliebter als andere Beschäftigungen des Alltags, zu dessen Mühen und Langeweile sie eine willkommene Ablenkung darstellen. Wäre es daher nicht großartig, wenn das Leben ein bisschen wie ein Spiel sein könnte? Das Schlagwort von der »Gamification« bezeichnet Strategien, den (Arbeits-)Alltag mit Hilfe der Prinzipien des Spiele-Designs zum Spiel werden zu lassen. Geht es nach der Gamedesignerin Jane McGonigal, ist Gamification ein Tool, mit dem sich die Welt verbessern lässt. Mit ihm sollen wir unsere persönlichen Ziele erreichen, aber auch gesellschaftliche Probleme lösen können. Auch andere Akteur_innen zeigen großes Interesse: Marketingabteilungen setzen Gamification zur Kund_innenbindung ein, indem sie ihre Produkte zu Teilen eines großen Spiels machen. Und das Personalmanagement nutzt durch die »spielerische« Gestaltung der Arbeit, Ressourcen: Die Menschen sollen in ihrem Job aufgehen wie in einem Spiel. Gamification funktioniert damit als allgemeines Heilsversprechen wie ebenso als Instrument von Bedürfnismanipulation und Motivationspsychologie. Doch lässt sie selbst da, wo sie etwas verändern möchte, die herrschenden Spielregeln weitgehend unberührt. Für den Spieledesigner Ian Bogost ist sie daher »Exploitationware«. Um Mittel und Wege zu finden, auch in Zukunft nicht mitspielen zu müssen, ist es daher wichtig zu wissen, wie Gamification funktioniert, was sie umgestalten will und wo ihre Grenzen liegen.

Benedikt Frank ist unter anderem Gamer, FUB-Referent, testcard-Autor und Pirat_Innenkino-Gründer. Zuletzt hat er in der Freien Uni über das Thema »Sonntag Abend, 20:15. Tatorte der Erinnerungspolitik« gesprochen.

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