Donnerstag, 11.01.2024 FELIX KLOPOTEK „Marinus van der Lubbe und der Reichstagsbrand“

Bis heute ist der endgültige Beweis nicht erbracht, dass die Nazis für die schwerwiegendste Brandstiftung des 20. Jahrhunderts: den Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933, verantwortlich waren –und nicht der halbblinde Maurergeselle Marinus van der Lubbe aus dem holländischen Leiden. Vielleicht istdas whodunnit aber gar nicht so interessant. Viel interessanter ist, dass van der Lubbe, von allen Seiten –von den Vertreter*innen der Einzeltäter-These wie von denen der Verschwörungsthese –stets niedergemacht wurde: als Fanatiker, politisch unzurechnungsfähig, als SA-Handlanger, Stricher… Wieso eigentlich? Van der Lubbe war Teil der radikalen Linken und seit er politisch denken konnte, nahm er an sozialen Kämpfen teil. Seine Wette war, dass die Schockstarre der Arbeiter*innenbewegung, ausgelöst durch die Machtergreifung Hitlers, nur durch eine exemplarische direkte Aktion gelöst werden könnte. Was mag also hinter der fortdauernden Denunziation van der Lubbes stecken? Der Vortrag –zum 90. Jahr des Justizmordes an van der Lubbe –geht dieser Frage nach.Es soll diskutiert werden, warum es so schwer fällt, die Provokation, die van der Lubbes Handeln darstellt, auszuhalten.

Felix Klopotek lebt und arbeitet in Köln. Jüngste Veröffentlichungen: »Rätekommunismus. Geschichte ─ Theorie« (Schmetterling Verlag 2021), »Heinz Langerhans: Die totalitäre Erfahrung. Werkbiographie und Chronik« (Unrast Verlag2022), »Die Chronik der Ausgebeuteten. Das Problem der Geschichte bei Karl Korsch und Heinz Langerhans« (Helle Panke 2023; erscheint demnächst).

Der Vortrag findet online über Zoom statt:
Link: https://uni-bamberg.zoom-x.de/j/64673678969
Meeting-ID: 646 7367 8969
Kenncode: ?DB0QC

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