Alle Beiträge von fub

fub presents: Donnerstag 6. Februar. Georg Seeslen. Sex-Fantasien in der Hightech-Welt

Die nach-humane Zukunft hat schon begonnen: Menschen werden immer weiter umgebaut, verbessert, verschönert und maschinell, pharmakologisch oder chirurgisch in Post-Menschen verwandelt: in Maschinenwesen, denkende Roboter, lebende Computerprogramme, Klone, Androiden, gentechnisch veränderte, alters- und leidenslose, transhumane Lebewesen. Ob diese Wesen asexuell, hypersexuell oder metasexuell sein werden …?
Von dem Tag an, da Frankensteins Braut sich in ihren Schöpfer verliebte, entwickelten sich Liebesgeschichten zwischen Menschen und Post-Menschen, zwischen Körper und Maschine, zwischen Wirklichkeit und Simulation. Zweifellos verschwinden die sexuellen Impulse nicht, wenn der Mensch im Labor geboren wird. Nur: Wohin damit? Das Bildnis des sexuellen Post-Menschen wird aus Begehren und Angst zusammengesetzt. Langweilig ist das nicht.
Wird sich der neue Mensch noch verlieben können? Wird es Mischehen geben? Können Post-Menschen sich ihre sexuelle Identität programmieren lassen? Und wie erotisch ist eigentlich dieses Menschenbasteln, von dem Wissenschaftler_innen in Fiktion und Wirklichkeit besessen scheinen? – Ein Streifzug durch die populäre Mythologie, von der Science-Fiction zum Porno, vom Videogame zum Trash-Fernsehen, von der sexuellen Prothese zur Fickmaschine und von Wissenschaft zum Märchen (und zurück).

Georg Seeßlen schreibt über Film, Kultur und Politik u. a. für Die Zeit, Spiegel, taz, konkret, Jungle World, epd Film und verfasst Bücher zu Film und populärer Kultur, darunter: »Quentin Tarantino gegen die Nazis. Alles über INGLOURIOUS BASTERDS« und »Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität« (zusammen mit Markus Metz).
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 31.01 JANOS SCHWAB: Was nicht passt, wird passend gemacht. Eine Kritik der operativen Geschlechtszuweisungen bei Intersex-Kindern

Jedes Jahr werden etwa 2.000 Menschen in Deutschland geboren, die Ärzt_innen nicht als eindeutig »männlich« oder »weiblich« klassifizieren können. Sie werden als »intersexuell« bezeichnet, gelten als krank und werden in der Regel in eines der beiden gesellschaftlich anerkannten Geschlechter hinein operiert. Wie werden diese operativen Eingriffe gegen die Kritik von Betroffenenverbänden verteidigt? Wie genau sieht die medizinische Praxis aus? Welche Widersprüche zu medizin-ethischen Prinzipien werden akzeptiert, um das Konzept der Zweigeschlechtlichkeit aufrecht zu erhalten?
Der Vortrag wird zunächst die »Objektivität« von Wissenschaft im Allgemeinen und der Medizin im Speziellen hinterfragen. Im Anschluss soll der gesellschaftlich-historische Umgang mit Intersexuellen seit der Antike in Ausschnitten dargestellt werden, um sich schließlich dem aktuellen medizinischen Diskurs zuzuwenden.
Für Einsteiger_innen ins Thema geeignet …

Janos Schwab hat in Bamberg seinen B.A. Soziologie gemacht und versucht sich nun in Jena am Master.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 24. Januar. Norbert Trenkle. Die Entwertung des Kapitalismus

Die öffentliche Debatte über die anhaltende Wirtschafts- und Finanzkrise zeichnet sich durch allgemeine Verwirrung aus: Der Volkszorn von links bis rechts macht wahlweise die »gierigen Banker« oder die »faulen Südländer« verantwortlich; die politische Klasse agiert wie ein Hobbyklempner, der hier und da ein paar Rohre flickt, während der Keller voll Wasser läuft; und die ehrlicheren Vertreter_innen der Volkswirtschaftslehre geben offen zu, dass ihre Disziplin vollkommen ratlos ist. Tatsächlich jedoch stellen sich die Ursachen der Krise, kritisch betrachtet, alles andere als rätselhaft dar. Das jahrzehntelange Aufblähen des Finanzüberbaus ist keinesfalls die Ursache der gegenwärtigen Kalamitäten, sondern stellte selbst wiederum den Versuch dar, eine fundamentale Strukturkrise aufzuschieben, die bereits in den 1970er Jahren ihren Ausgangspunkt hat. Der damals einsetzende Produktivkraftschub der dritten industriellen Revolution hat die Grundlagen der Kapitalverwertung unwiderruflich untergraben: die Vernutzung von lebendiger Arbeitskraft in der Produktion von Waren. Die Akkumulation von fiktivem Kapital an den Finanzmärkten verhalf dem kapitalistischen Weltsystem zwar noch einmal zu einem letzten großen Schub, doch der beruhte auf dem Ansaugen von zukünftigem Wert. Dieser Vorgriff auf die Zukunft stößt jetzt an seine Grenzen und es zeigt sich: Die Gesellschaft ist zu reich für den Kapitalismus.

Norbert Trenkle ist Mitglied der Gruppe Krisis und hat zusammen mit Ernst Lohoff das Buch »Die große Entwertung. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind« (Unrast Verlag 2012) geschrieben.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presens: Donnerstag, 17.01 VINCENT GENGNAGEL/ANDREAS KALLERT : »Kapitalfetisch«? Ideologiekritik zwischen empirischer Praxis und Werttheorie

Der Kapitalbegriff ist in den Sozialwissenschaften vornehmlich durch zwei Namen besetzt: Karl Marx und Pierre Bourdieu. Einem analytisch aus der Warenform abgeleiteten Kapitalbegriff bei Marx steht Bourdieus Kapitalbegriff gegenüber, denen es für viele Kenner_innen der Kritik der politischen Ökonomie an analytischer Schärfe mangelt und die Bourdieus Kapital-Konzeption daher (vorschnell) ein »anything goes« attestieren. Dass dieser vermeintliche Antagonismus zum einen oftmals auf einer verkürzten Bourdieu-Lektüre beruht und zum anderen aus emanzipatorischen Gründen nicht wünschenswert ist, soll Gegenstand unserer Ausführungen und der anschließenden Diskussion sein. Hierfür werden wir die verschiedenen Kapitalbegriffe, den Kapitalfetisch und Bourdieus Illusio vorstellen und die komplementäre Intention kritischer Sozialforschung nach Bourdieu und der Neuen Marx-Lektüre mit Euch diskutieren.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert beschäftigen sich schon länger in der fub – hin und wieder auch mit kritischer Gesellschaftstheorie.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: Donnerstag, 10. Januar. ULRIKE WURMTHALER/SUSANNE KADE: Jungen als »Bildungsverlierer«? Über geschlechterbezogene Mythen in der Bildung

Seit einigen Jahren wird über die Benachteiligung von Jungen im weiblich dominierten Erziehungs- und Bildungskontext diskutiert. Eine besorgte Öffentlichkeit moniert, dass Jungen hier keine geeigneten Vorbilder hätten. Erzieherinnen und Lehrerinnen würden sie nicht ihren Neigungen entsprechend motivieren. Schlechtere Bildungsabschlüsse und geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt seien die Folge. Die Forderung nach mehr Männern beim Erziehungs- und Lehrpersonal wird laut …
Im Vortrag wird beleuchtet, wo und wie Jungen und Mädchen aufgrund ihrer Geschlechterzugehörigkeit im Bildungs- und Erziehungssystem benachteiligt werden, in welchen Bereichen aber auch Mythen existieren.

Ulrike Wurmthaler ist Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin. Sie arbeitet psychotherapeutisch in freier Praxis mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Susanne Kade ist Diplom-Psychologin. Sie arbeitet in einer heilpädagogischen Tagesstätte.
Beide sind aktiv im Bamberger Institut für Gender und Gesundheit e.V. (BIGG e.V.). Ihr Themenschwerpunkt ist geschlechterflexible Erziehung.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: 20. Dezember. Sonja Vogel. Die rote Köchin

Geschichte und Kochrezepte einer spartakistischen Zelle am Bauhaus Weimar

„Dein Traum, Hannah: Die Proletarier ganz unterschiedliche Gerichte kennenlernen zu lassen – nicht umsonst nennen sie dich die Rote Köchin. Mithilfe des guten Essens möchtest Du den Keim legen für die Ideen einer neuen sozialen Gerechtigkeit.“ (Luigi Veroneli, italienischer Weinpapst)
Hannah war die Rote Köchin, Mitglied einer spartakistischen Zelle am Bauhaus Weimar. Sie betrieb in den 1920ern ein Restaurant – mit dem Kochlöffel wollte sie die Werktätigen für die Revolution gewinnen. Nach Seminar und Küchendienst mischten die Zellenmitglieder Sprengstoff, jagten Faschist_innen und stellten an den Bauhaus-Werkbänken Pistolen her. Hannahs Geschichten zeigen, wie intensiv der Kampf um ein besseres Leben war, aber auch wie skurril und tragisch. Was ist aus Hannah geworden? Unklar. Geblieben sind nur ihre Aufzeichnungen und Rezepte.
»Die Rote Köchin« ist ein autobiografischer Roman zwischen Doku-Fiction, Kochbuch und Agitprop.

Sonja Vogel ist Journalistin und Lektorin im Ventil Verlag.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: 13.12. Magdalena Marsovsky. Ungarn konservative Revolution

2010 erhielt die rechte Fidesz 53% der ungarischen Wahlstimmen und damit die absolute Mehrheit. Weitere 17 Prozent stimmten für die »Bewegung für ein besseres Ungarn« (Jobbik), die sich offen zu rechtsextremen Positionen bekennt. Ideologische Rückendeckung finden solche völkischen und demokratiefeindlichen Parteien durch eine Gesellschaft, in der Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus weit verbreitet sind. Die ungarische Nation, so scheint es, ist durch die Wahlen zu einer geschlossenen Gesellschaft g
eworden, die sich als ethnisch homogene Volksgemeinschaft definiert. Auf ein Feindbild angewiesen geht die chauvinistische Politik einher mit der Gleichschaltung von Medien, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Wer nicht als Teil des »magyarischen Volkstums« betrachtet wird, sieht sich einem gewaltigen psychischen und wirtschaftlichen Homogenisierungsdruck ausgesetzt. Die wohl am stärksten gefährdeten Gruppen, gegen die sich eine Politik des Hasses richtet, sind Roma, Jüdinnen und Juden und Kosmopolit_innen, Intellektuelle, Linksliberale, Obdachlose und Homosexuelle, die als »verjudet« gelten.

Magdalena Marsovszky ist Kulturwissenschaftlerin, freie Publizistin, Lehrbeauftragte der Hochschule Fulda, Vorstandsmitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V. und Vorstandsmitglied der in Ungarn tätigen Bürger_innenrechtsbewegung für die Republik (Nachfolgeorganisation der ehemaligen Roma-Bürger_innenrechtsbewegung).

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

fub presents: 5.-7. Dezember 2012. 20 Jahre Nationalistische Asylpolitik

Von Pogromen und Asylkompromiss zur heutigen Kritik

20 Jahre nach den ausländer- und asylfeindlichen Pogromen von Rostock-Lichtenhagen und Mannheim-Schönau gedenkt die Bundesrepublik der Opfer von Rassismus und rechter Gewalt. Der Bundespräsident pflanzt eine (inzwischen beseitigte) Friedenseiche und predigt wie gewohnt gegen Extremismus von Links und Rechts. Während er Aktivist_innen, die ihn kritisieren, mit Nazis gleichsetzt, zerreißen engagierte Bürger_innen ein von Antifas entrolltes Transparent mit d
er Aufschrift »Rassismus tötet«. Zur Gedenkfeier geladenen Mitgliedern eines deutsch-afrikanischen Freundeskreises wird aus rassistischen Motiven der Zutritt verweigert. Wie vor 20 Jahren ist anlässlich des Terrors des Nationalsozialistischen Untergrunds viel vom »Versagen« der Sicherheitsbehörden, wenig von amtlicher Beihilfe zu Mord und Totschlag die Rede. Eine politische Konsequenz aus den Pogromen war Anfang der 1990er der »Asylkompromiss«, der das Grundrecht auf Asyl einschränkte – die parlamentarische Umsetzung der Forderungen des fremdenfeindlichen Mobs. Gegenwärtig steht dieses Gesetz wieder in der Kritik: Nicht nur in Bamberg gab es diesen Sommer Protestaktionen gegen diese Asylpolitik.
Wir wollen an drei aufeinander folgenden Tagen die Vorgeschichte des »Asylkompromiss« und seine parlamentarische Durchsetzung rekapitulieren sowie die Positionen der Aktivist_innen vergangener und aktueller Asylrechtskampagnen (v. a. des Bamberger Prostestcamps) diskutieren.

Mittwoch, 05.12
VINCENT GENGNAGEL/ANDREAS KALLERT: Pogromly?
»Kein Volk kann aber eine drohende Überfremdung widerstandslos hinnehmen, will es sich nicht selbst aufgeben« (Manfred Kanther, CDU, anlässlich der Morde von Solingen)
Der Vortrag führt in die völkisch-regressiven gesellschaftlichen Zustände des wiedervereinigten Deutschlands Anfang der 1990er Jahre ein, die auf politisch-legislativer Ebene in den so genannten »Asylkompromiss« mündeten. Anhand von exemplarischem Film- und Audiomaterial wird die Geschichte der Pogrome und Morde nacherzählt, die ab 1990 massiv zunahmen und durch Sicherheitsbehörden und Mehrheitsgesellschaft gedeckt und bestärkt wurden. Die politische Grundstimmung spiegelte sich im gewalttätigen »Kampf um die Straße« wider, bei dem sich alte und neue Nazis frei unter deutschen Überfremdungswutbürger_innen bewegen konnten.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert beschäftigen sich schon länger mit »Behördenversagen«.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Donnerstag, 06.12
JANA HEINE: 20 Jahre Nikolauskompromiss
Zum »Wohle des deutschen Volkes«
Die Rede vom »Asylmissbrauch« durch »Scheinasylanten« wurde bereits seit Mitte der 1970er Jahre von CDU/CSU verbreitet, um eine weitere Einschränkung des Asylgrundrechts zu legitimieren. Als Regierungspartei nutzte sie dann die europäische Ebene, um Druck auf die anderen Parteien auszuüben: In intransparenten Verhandlungen entwickelte sie das Konzept des »sicheren Drittstaates«, um Asylsuchende in jene Länder zurückzuschicken, über die sie eingereist sind. Dies wäre – ohne dass die Asylberechtigung geklärt wird – ohne Änderung des Asylgrundrechts nicht zulässig. Noch unter dem Eindruck der Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen und Mölln schlossen CDU/CSU, SPD und FDP dann am 6.12.1992 den »Nikolauskompromiss«, mit dem das Asylgrundrecht de facto abgeschafft wurde. Wie es dazu kam, möchte der Vortrag u. a. anhand von Drucksachen des Bundestages, Parteipressemitteilungen, Zeitungsartikeln sowie parteinahen Periodika nachzeichnen.

Jana Heine promoviert über die Europäisierung nationaler Asylbehörden und engagiert sich bei freund statt fremd.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Freitag, 07.12
Das Bamberger Protest-Camp im Rückblick
eine offene Diskussion
Den Juli hindurch protestierten die iranischen Asylsuchenden Hadi, Siamak und Ashkan öffentlich auf dem Bamberger Markusplatz für ihre rasche Anerkennung als politische Flüchtlinge und gegen die rassistische bayerische Asylpolitik. Unterstützt wurden sie dabei von einem ebenso breiten wie spontanen Bündnis an Gruppen und Aktivist_innen. Wir wollen Beteiligte aus asylsuchenden, kirchlichen, bürgerlichen, studentischen und antifaschistischen Kreisen mit anderen Interessierten zusammenzubringen und die (erreichten) Ziele sowie die unterschiedlichen Positionen des Bamberger Protest-Camps, die durchaus über das primäre Ziel der Anerkennung von Hadi, Siamak und Ashkan hinausgingen, diskutieren.
Wir freuen uns auf Euch!
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Donnerstag, 29.11 FRANK SCHELLENBERG: Die Araber_innen, der Nationalsozialismus und die westliche Forschung Eine schwierige Konjunktion?!

Schellenberg

Nicht viele Themen bieten ein derartig hohes Konfliktpotential wie die Auseinandersetzung mit arabischen Reaktionen auf den Nationalsozialismus und die Shoa. Die Existenz arabischer Kollaborateur_innen mit dem Naziregime, die große Anzahl revisionistischer und/oder relativierender Arbeiten unter den arabischen Veröffentlichungen zum Thema und der virulente Antisemitismus in arabischen Ländern sind für manche Beweis dafür, dass die Erb_innen des Nationalsozialismus heute in der arabischen Welt zu suchen seien. Andere betonen die Vielfältigkeit arabischer Reaktionen in den 1930er und 1940er Jahren oder die Einbettung des Nationalsozialismus in der westlichen Kultur und verurteilen derartige Konjunktionen als unwissenschaftliche Projektionen.
Der Vortrag gibt einen Einblick in die wichtigsten Entwicklungen und Motive der arabischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoa. Ebenso wird die westliche Forschung zu diesem Thema, ihre Defizite, Paradigmen und Desiderate angesprochen, um schließlich die Gründe für die Schwierigkeiten, die dieses Thema noch immer bereitet, zur Diskussion zu stellen.

Frank Schellenberg hat in Bamberg Islamwissenschaft und Arabistik studiert.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Donnerstag, 18.10.12: MARKUS HAMMERSCHMITT: Alkoholismus, Wahnsinn und Drogen in der russischen Literatur. Deformierte Wirklichkeitswahrnehmung und ideologische Indoktrination

Seit der Romantik sind Alkohol, Wahnsinn und Drogen ein prominentes Motiv der europäischen Literatur. Rausch, Ekstase und Delirium brachten die verborgene, irrationale Seite der menschlichen Natur zum Vorschein, die lange ignoriert worden war. In der sowjetischen Untergrundliteratur soll die durch den Konsum von Drogen und Wahnsinn verzerrte Realität das Andere der sowjetischen Vernunft ans Licht zu bringen. Die Wirklichkeit der Kokainist
_innen, Alkoholiker_innen und Irren steht in krassem Gegensatz zur offiziellen sowjetischen Wirklichkeit und stellt diese radikal in Frage. Geboten wird eine fetzige Powerpointpräsentation über den leidvollen Weg Venedikt Erofeevs nach Petuški, die verqueren schizophrenen Phantasien eines Sonderschülers und die Abenteuer eines kokainsüchtigen Rotarmisten sowie ein paar theoretische Überlegungen zu Delirium, Rausch, Ekstase und Wahnsinn in der Literatur.

Markus Hammerschmitt arbeitet am Lehrstuhl für slavische Literaturwissenschaft und beschäftigt sich mit der Literatur des 20. Jahrhunderts und (post-)strukturalistischer Theorie. Momentan promoviert er über »Realitäts- und Wirklichkeitskonstrukte in der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts«.

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 19.07.2012 GÜNTHER FRIESINGER: Stadtguerilla. & Freitag, 20.07.2012 PHILIPP FERNANDES DO BRITO: Drag Kings.

Donnerstag, 19.07.2012

GÜNTHER FRIESINGER: Stadtguerilla.

Taktisches Handeln in der Stadt der Zukunft (Info s. unten)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Info: s. unten

Freitag, 20.07.2012

PHILIPP FERNANDES DO BRITO: Drag Kings.

Von Frauen in Männerkleidung, Tomboys und falschen Bärten (Info s. unten)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Info: s. unten

INFO: GÜNTHER FRIESINGER: Stadtguerilla.

Taktisches Handeln in der Stadt der Zukunft

Die Stadtguerilla operiert im städtischen Milieu und greift dabei auf Strategien und Methoden der klassischen Guerilla zurück. Waren es zu Beginn der 1970er militante Gruppen der so genannten »Spontiszene«, hat sich der Begriff in den letzten Jahren verändert. Heute steht er für ein Ensemble aus Politikformen, die »Guerilla Gardening«, »Urban Hacking« oder »Culture Jamming« umfassen. Doch wie sieht die Zukunft der Stadtguerilla aus? Häufig wird davon ausgegangen, dass sich die Stadt von morgen zu einer utopischen Stadtwelt für den Meta-Menschen entwickeln wird. Doch ist das wirklich erstrebenswert? Und welche Strategien werden Stadtguerillas in Zukunft benutzen, um einem derart reglementierten Leben zu entgehen?

Günther Friesinger ist Philosoph, Künstler, Kurator, Produzent und Edu-Hacker. Gründer und Leiter des „paraflows“-Festivals, Chairman des QDK Wien und Geschäftsführer der Kunstgruppe monochrom.

INFO: PHILIPP FERNANDES DO BRITO: Drag Kings.

Von Frauen in Männerkleidung, Tomboys und falschen Bärten

Wenn Frauen Männerkleidung tragen, sorgt dies immer noch für Verwirrung, obwohl Figuren wie Jeanne d’Arc oder Calamity Jane längst Bestandteil populärer Erzählungen geworden sind. Was aber, wenn diese Verwirrung nicht bloß als amüsanter Gegenstand historischer Geschichten auftritt, sondern sich in der Realität manifestiert und so unser geschlechtliches Begriffssystem in Frage stellt? Frauen, deren Aussehen und Verhalten als maskulin bewertet wird, werden »Garçonnes«, »Tomboys«, »Drag Kings« oder »Dykes« genannt. Solche Begriffe definieren nicht selten sexuelle und geschlechtliche Identität als lesbisch, bi- oder transsexuell, obwohl die zugrunde liegenden Strategien einem geschlechtlichen Alternativmodell Ausdruck verleihen, das dergleichen Zuordnungen außer Kraft setzt. Vor dem Hintergrund einer Kultur der Androgynität, des Genderswitchings und der performativen Geschlechtsidentität, wie sie sich aktuell abzeichnet, geben so genannte »Drag Kings« ein Beispiel, wie die Idee von Maskulinität durch ihre expressive Darstellung am vermeintlich anderen Körper hinterfragt werden kann. Der Vortrag stellt Fotographien, Video-, Musik- und Filmbeispiele vor, um an ihnen zu zeigen, wie sich Travestie und »drag kinging« als Mittel zur Verunsicherung geschlechtlicher Normen und Rollenmuster seit den 1970ern einsetzen lassen.

Philipp Fernandes do Brito ist freier Kunsthistoriker, Autor und Ausstellungsführer. Forschungsschwerpunkte: Surrealismus und Fotografie, Body- und Performance Art / Happening sowie Sexualität, Gender- und Identitätskonstruktion in der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst.

Donnerstag, 12.07.2012 CHRIS WILPERT: Hipsters Selbsthass

Für die schwarzen Hipster der 1940er war Hipness in Form von Wissen, Mode, Slang und Musik eine subversive, subkulturelle Strategie. Sie verhieß eine Gegenkultur, an die die weißen Hipster der 1950er und 1960er, die »White Negros« und Beatniks, in ihrer Begeisterung für schwarzen Jazz, avantgardistische Literatur und Drogen anknüpften und damit weiße Privilegien aufgaben, zu denen ihre afroamerikanischen Vorbilder freilich niemals Zugang hatten.

Die Hipster der Jahre 1999 bis 2003 sind hingegen längst ein im Mainstream angekommenes Modephänomen. Ihre wesentliche Eigenschaft ist es, keine Hipster sein zu wollen. Neben der Distinktion zeichnen sie sich durch unreflektierten Konsumismus, Whiteness und Männlichkeit aus, denn auch wenn es schwarze Hipster_innen gibt, gibt es sie nicht, weil sie in der aktuellen Hipster-Rezeption nicht sichtbar sind. Ist Hipstertum damit ganz im Mainstream aufgegangen oder wohnt ihm im Rekurs auf die avantgardistische Tradition doch noch ein kritisches Potenzial inne?

Chris Wilpert ist Mitherausgeber_in der testcard, übersetzt für den Ventil Verlag, liest unhipe Bücher und promoviert gegenwärtig zu Thomas Harlan.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 05.07.2012 ANDREAS KALLER/VINCENT GENGNAGEL: »Unten bleiben …!« & Freitag, 06.07.2012 BENEDIKT FRANK: Level Up!

Donnerstag, 05.07.2012

ANDREAS KALLER/VINCENT GENGNAGEL: »Unten bleiben …!«

Zur Aufklärung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds

(Info: s. unten)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Freitag, 06.07.2012

BENEDIKT FRANK: Level Up!

Gamification und Ausbeutung

(Info: s. unten)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

INFO: ANDREAS KALLER/VINCENT GENGNAGEL: »Unten bleiben …!«

Zur Aufklärung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds

»Wir haben die Dimension ihres Hasses ebenso unterschätzt wie ihren Willen zur Tat. Die Ermordung von Menschen aus dem einzigen Grund, dass sie als ‚fremdländisch’ empfunden werden, passt in die Gedankenwelt der rassistischen Täter. Das wussten wir. Und wir konnten uns das als Bombenanschlag oder als Brandstiftung vorstellen, aber nicht als eine kaltblütige Exekution« (Heinz Fromm, Präsident des Verfassungsschutzes).

Die so genannten »Sicherheitsbehörden« nahmen zwar die Bombenattentate des NSU über Jahre hinweg billigend in Kauf – aber einen öffentlich gewordenen rassistischen Serienmord konnte auch der Thüringer Verfassungsschutz nicht mehr unterstützen. Der Vortrag wertet Pressemitteilungen und Zeitungsberichte aus und vollzieht den medialen Diskurs nach, seitdem die Mordanschläge als rechtsradikaler Terror aufgedeckt wurden. Aus ihnen ergibt sich ein Netzwerk aus BKA, LKA, Verfassungsschutzämtern, MAD, polizeilichen Stellen und NSU sowie deren Umfeld. Dies führt zu Fragen, wie sie in deutschen Leitmedien nicht gestellt wurden: Die mangelnde Fantasie deutscher Behörden allein kann nicht erklären, in welchem Ausmaß sie rechtsradikalen Terror gedeckt oder allererst möglich gemacht haben. In einem Rechtstaat wäre die Klärung dieses Verdachts eine Aufgabe der Justiz – eine kritische Öffentlichkeit hingegen sollte wiederum in der Lage sein, entsprechende Fragen zu stellen. Dass sie das im Falle der NSU nicht getan hat, wird am vorliegenden journalistischen Material illustriert, aus dem sich durchaus eine informelle Selbstzensur deutscher Medien ablesen lässt.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert haben in Bamberg studiert und in der Freien Uni zuletzt über das Thema »Deutsche Perspektiven auf Ostafrika. Krieg mit anderen Mitteln« gesprochen.

INFO: BENEDIKT FRANK: Level Up!

Gamification und Ausbeutung

Spiele sind beliebt – zumindest beliebter als andere Beschäftigungen des Alltags, zu dessen Mühen und Langeweile sie eine willkommene Ablenkung darstellen. Wäre es daher nicht großartig, wenn das Leben ein bisschen wie ein Spiel sein könnte? Das Schlagwort von der »Gamification« bezeichnet Strategien, den (Arbeits-)Alltag mit Hilfe der Prinzipien des Spiele-Designs zum Spiel werden zu lassen. Geht es nach der Gamedesignerin Jane McGonigal, ist Gamification ein Tool, mit dem sich die Welt verbessern lässt. Mit ihm sollen wir unsere persönlichen Ziele erreichen, aber auch gesellschaftliche Probleme lösen können. Auch andere Akteur_innen zeigen großes Interesse: Marketingabteilungen setzen Gamification zur Kund_innenbindung ein, indem sie ihre Produkte zu Teilen eines großen Spiels machen. Und das Personalmanagement nutzt durch die »spielerische« Gestaltung der Arbeit, Ressourcen: Die Menschen sollen in ihrem Job aufgehen wie in einem Spiel. Gamification funktioniert damit als allgemeines Heilsversprechen wie ebenso als Instrument von Bedürfnismanipulation und Motivationspsychologie. Doch lässt sie selbst da, wo sie etwas verändern möchte, die herrschenden Spielregeln weitgehend unberührt. Für den Spieledesigner Ian Bogost ist sie daher »Exploitationware«. Um Mittel und Wege zu finden, auch in Zukunft nicht mitspielen zu müssen, ist es daher wichtig zu wissen, wie Gamification funktioniert, was sie umgestalten will und wo ihre Grenzen liegen.

Benedikt Frank ist unter anderem Gamer, FUB-Referent, testcard-Autor und Pirat_Innenkino-Gründer. Zuletzt hat er in der Freien Uni über das Thema »Sonntag Abend, 20:15. Tatorte der Erinnerungspolitik« gesprochen.

Donnerstag, 28.06.2012 PHILIPP EICHHORN: »Mindestens so gefährlich …« Antikommunismus in der BRD.

Nicht nur für Adenauer war klar, worin der wahre Schrecken der Menschheit bestand. Gerade einmal sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (und zwei nach Gründung der BRD) schlug der Staatsapparat wieder zu: Während in Frankreich und Italien die Kommunistischen Parteien Massenbasis besaßen, wurde die KPD kurzerhand verboten. Das Andenken an die kommunistischen Opfer des NS und die Würdigung ihres Widerstandes waren im Land der Henker_innen nicht vorgesehen. Der Antikommunismus der BRD war aber kein paranoider Ausrutscher und er war auch nicht bloß konservativer Unduldsamkeit oder der Tatsache geschuldet, dass die Protagonist_innen deutscher Innenpolitik ihre Grundausbildung im NS absolviert hatten. Er war seit jeher integraler Bestandteil der BRD-Ideologie und lässt ich von ihr und ihrem Grundgesetz nicht trennen. Der Vortrag gibt einen Streifzug durch die Geschichte des Antikommunismus in der BRD und zeigt Funktionen und Gehalt einer Ideologie auf, die das zentrale Moment ihrer Vergesellschaftung darstellt.

Philipp Eichhorn ist FUB-Referent, Pirat_innenkinoaktivist und Autor für testcard. Zuletzt hat er am 17.6.2010 in der Freien Uni über das Thema »Nationalbolschewismus. Zum dialektischen Verhältnis von Nationalismus und Sozialismus« gesprochen.

fub in dieser Woche: Donnerstag, 21.06.2012 JULIA SEEBERGER: Der Tod der Kräuterhexe Zur (De-)Konstruktion von Hexen und der Geschichte der Hexenverfolgung in Bamberg & Freitag, 22.06.2012 INGO ELBE: Privateigentum… »Tief im Wesen des Menschen begründet?«

INFO: JULIA SEEBERGER: Der Tod der Kräuterhexe

Zur (De-)Konstruktion von Hexen und der Geschichte der Hexenverfolgung in Bamberg

»Hast du deinen nackten Leib mit Honig bestrichen, Korn auf ein Leintuch am Boden gestreut, dich von allen Seiten darin gewälzt und die an dir klebenden Körner sorgfältig gesammelt, hast du sie gemahlen und […] hast du aus dem Mehl ein Brot für deinen Ehemann gebacken und gehofft, er möge daran zugrunde gehen?« (aus dem Bußbuch des Burchard von Worms um 1100)

Obwohl Frauen und Männer aus unterschiedlichen sozialen Schichten Opfer der Hexenverfolgung wurden, bildeten Frauen mit 75 bis 80 Prozent die deutliche Mehrheit. Allein in Bamberg wurden im 17. Jahrhundert ca. 900 Menschen wegen angeblicher Hexereiverbrechen verbrannt. Dennoch haben sich gängige Stereotype wie das Bild der alten Kräuterhexe oder der wollüstigen Rothaarigen bis heute gehalten. Warum das so ist, soll im Vortrag diskutiert werden. Dazu wird die Entwicklung der Frauenfeindlichkeit der katholischen Kirche nachgezeichnet, denn die »christliche Ideologie hat nicht wenig zur Unterdrückung der Frau beigetragen« (Simone de Beauvoir). Außerdem wird die Rezeption der Hexen und Hexenverfolgung in der Moderne kritisch betrachtet.

Julia Seeberger studiert in Bamberg Geschichte, Pädagogik und Politikwissenschaft.

INFO: INGO ELBE: Privateigentum…

»Tief im Wesen des Menschen begründet?«

Zur Entstehung und Kritik des bürgerlichen Eigentumsbegriffs

Das Privateigentum (an Produktionsmitteln) ist das rechtliche Basisinstitut der kapitalistischen Gesellschaft. Seit ihrer Entstehung wurde daher auch versucht, dieses Institut zu rechtfertigen. Die bei weitem einflussreichste Legitimationsstrategie findet sich in der 1689 veröffentlichten »Zweiten Abhandlung über die Regierung« von John Locke. Das Privateigentum wird hier systematisch als unantastbares Menschenrecht aufgefasst und aus dem Selbsteigentum der Person und seiner Vermischung mit Naturgegenständen im Prozess der Arbeit abgeleitet. Damit wird dem aufstrebenden Bürgertum eine nachhaltige Legitimationsgrundlage verliehen, die noch im BGB nachwirkt.

Der Vortrag soll Lockes eigentumstheoretische Revolution in ihren ideengeschichtlichen Konstellationen vorstellen, ihre immanenten Widersprüche kritisieren und zeigen, wie im so genannten »Besitzindividualismus« der Besitz sich letztlich radikal gegen das Individuum kehrt.

Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg und Vorsitzender des Bochumer Instituts für Sozialtheorie. Zuletzt hat er in der Freien Uni über das Thema »Gesellschaftskritik als proletarische Weltanschauung« gesprochen.

Wie gewohnt beginnen die Veranstaltungen um 20 Uhr im Balthasar.

Donnerstag, 14.6. CHRISTIAN WERTHSCHULTE: Riots in England. Der Aufstand der Zeichenlosen?

Im August 2011 führte ein lokaler Protest gegen Polizeiwillkür im Norden Londons zu Ausschreitungen in fast allen englischen Großstädten, Plünderungen von Geschäften und Angriffen auf die Polizei. Diese Ereignisse provozierten eine Reihe von Reaktionen: Die einen sprachen vom »Aufstand der Abgehängten«, andere machten »reine Kriminalität« als Ursache aus. Unter den intellektuellen Beobachter_innen zirkulierte bald die Formel vom »sich rächenden Konsumismus«.

Gemeinsam ist diesen Erklärungen, dass sie selten die Sicht derjenigen berücksichtigen, die die Riots begonnen haben. Wer genauer hinschaut, stößt nicht nur auf Geschichten von Armut und Polizeigewalt, sondern auch auf subkulturelle Formen von Widerstand, die Fragen nach politischer Repräsentation stellen, die über die Revolutionsromantik eines »kommenden Aufstands« oder den Vertretungsanspruch politischer Organisationen hinausgehen.

Christian Werthschulte unterrichtet British Cultural Studies an der Ruhr-Universität Bochum und ist Mitherausgeber der testcard.

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Zweite Woche: Zweimal fub.

Donnerstag, 26.04.2012
RENE DELWO: »Kein Blut für Unobtainium«.
Reaktionäre Ideologien in »Avatar – Aufbruch nach Pandora«
Der Science-Fiction-Film »Avatar – Aufbruch nach Pandora« spielte bis zum Juli 2011 2.782 Millionen US-Dollar ein. Damit ist er der wirtschaftlich erfolgreichste Film der späten Postmoderne; neben »Titanic« (1.823 Mio.) und »Herr der Ringe 3« (1.119 Mio.). DVD und BlueRay wurden über 6,7 Millionen Mal verkauft. Doch was macht dieses High-Tech-Märchen so erfolgreich? Was unterscheidet es von anderen Produkten der Kulturindustrie? Atemberaubende Computer-, 3D- und HD-Techniken alleine können nicht der Grund für diesen Erfolg sein. Die extreme Popularität des Films lässt sich nur damit erklären, dass sich ein Großteil der Zuschauer_innen ebenso vom Inhalt begeistern ließ. Der Vortrag möchte nach der Kernaussage des Blockbusters fragen, besonders danach, welche naturreligiöse Ideologie er vermittelt und inwieweit sich diese explizit auf esoterische und neuheidnische Vorbilder bezieht. Die (strukturell) völkisch-rassistischen, sexistischen und antisemitischen Erzählmittel und Figuren des Films werden dabei beleuchtet und einer emanzipatorischen Kritik unterzogen. Anschließend wird der Frage nachgegangen, wieso nicht nur Astro-TV-Anrufer_innen, Metalheads und Besucher_innen von Mittelaltermärkten bekennende Fans sind, sondern ebenso der Mainstream sowie Aktivist_innen sozialer und politischer Bewegungen.

Rene Delwo ist Oi!-Punker und hat in der Freien Uni zuletzt über strukturellen Antisemitismus referiert.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Freitag, 27.04.2012
INGO STÜTZLE/SARAH LEMPP: »analyse & kritik«
Alleinstellungsmerkmal »Selbstausbeutung«.
Produktivkräfte und -verhältnisse einer linken Monatszeitung
Für Lenin war noch alles ganz klar: Die Parteizeitung soll nicht nur kollektive Propagandistin und Agitatorin, sondern auch Organisatorin sein. Und Bertolt Brecht nahm gewissermaßen die Funktionsweise des Internets vorweg, als er für das Radio den Anspruch formulierte, die Nutzer_innen sollen aktiven Teilnehmer_innen werden. Das Internet wiederum provozierte die Frage: Wozu noch Zeitungen auf Papier drucken? Die klassische Antwort hierauf, nämlich: »Linke Zeitungen müssten Gegeninformationen zu den herrschenden Medien verbreiten« trägt angesichts der mannigfaltigen Informationsmöglichkeiten der Gegenwart längst nicht mehr. Der Vortrag stellt die 40-jährige Geschichte der linken Zeitung ak – analyse & kritik (früher: Arbeiterkampf) vor, in der sich zugleich die Geschichte und das sich wandelnde Selbstverständnis der deutschen Linken widerspiegelt: Was bedeutet Gegenöffentlichkeit? Wie ist das Verhältnis von Papier und Internet, wie das von redaktioneller Tätigkeit, Leser_innen und linken Bewegungen? Und sind all diese Diskussionen nicht ausgesprochen unmaterialistisch, wenn nicht zugleich nach den eigenen Produktionsbedingungen gefragt wird…?

Ingo Stützle ist seit 2006 ak-Redakteur und hat den jüngsten Veränderungsprozess mit auf den Weg gebracht. Sarah Lempp ist seit 2011 dabei und hat damit knapp die Phase verpasst, in der das Layout noch geklebt wurde.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Semesterauftakt!

Mittwoch, 18.04.2012
MENSAPARTY
Support your local AStA e.V.!

DJ_anes: Majakovskij and the Rocket Engineers , We got Soul Dj-Team, Käptn Karacho
Beginn: 23:00
Eintritt: 3,00€
Ort: Mensa-Austraße

Gin-Tonic-Special 0,2l für 2,50€
Cuba Libre 0,3l für 3,5€

Donnerstag, 19.04.2012
HADI, ASHKAN, SIAMAK: Iran
Elections, Government and Recent Developments

We want to talk about the general condition of Iran regarding its government, its politics and also about the recent elections. We seek to explain the political situation of Iran from our view as former Iranian students as well as from outside. We hope that we all can learn something from this evening. Since we do not speak German, our talk and the following discussion will be in English.

Hadi, Ashkan and Siamak witnessed the protests of 2009 and are currently seeking asylum.
Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Noch zwei mal fub!

Kommende Woche beschließen wir das Wintersemester der freien uni mit zwei Veranstaltungen, weiter geht es dann im Somnmersemester, das Sommer-Programm wird in den nächsten Wochen ausgeknobelt – falls also jemand Wünsche, Vorschläge oder Anregungen hat oder selbst was vortragen will – einfach eine kurze Email an freieunibamberg(at)googlemail.com schreiben.

Donnerstag, 09.02.2012

JONAS ENGELMANN: riot girrrl

Revolution Girl Style Now!

Kleine Anmerkung: Ursprünglich hätte ja Katja Peglow referieren sollen, da sie aber krankheitsbedingt ausfällt, wird Jonas Engelmann, mit dem sie das Buch, auf dem Vortrag basiert, herausgegeben hat, für sie einspringen – Jonas hat letztes Semester ja schon über die Comics von Art Spiegelmann und einen Tag später im Morphclub über Emo-Kultur gesprochen

(Info s. unten)

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Und

Freitag, 10.02.2012

ANDREAS RAUSCHER: Das Phänomen »Star Trek«

Lesung mit Videobeispielen

(Info s. unten)

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

INFO JONAS ENGELMANN: riot girrrl

Revolution Girl Style Now!

20 Jahre Riot Grrrl! 1990 gründeten sich Bikini Kill und Heavens to Betsy, aus denen später Sleater-Kinney hervorgingen. Damals hätte wohl keine der Beteiligten geahnt, dass 20 Jahre später eine Frau zum Superstar avancieren würde, die sich auf eben diese Bands beruft: Es gibt kaum einen Musikpreis, den Beth Ditto mit ihrer Band The Gossip in den letzten Jahren nicht bekommen hätte, kaum eine Musikzeitschrift, auf deren Cover sie nicht abgebildet war. Höchste Zeit, also zurückzublicken und das Standardwerk zur Geschichte dieser Bewegung dem deutschen Publikum zugänglich zu machen: »Riot Grrrl!« erzählt die Entwicklung aus der Perspektive von Frauen, die in ihrer Wut auf den Sexismus der Punkszene und die gesellschaftlich vorgegebenen weiblichen Rollenmuster kurzerhand ihre eigene Szene gründeten – unter dem Schlachtruf: »Revolution Girl Style Now!«.

Jonas Engelmann promoviert über Rassismus, Krankheit und Religion im Comic, arbeitet beim Ventil Verlag und für die testcard.

INFO: ANDREAS RAUSCHER: Das Phänomen »Star Trek«

Lesung mit Videobeispielen

»Star Trek« hat wie keine andere Serie bereits mehrere Generationen in ihren Bann gezogen. Aber nicht nur das: Sie selbst ist ein Stück Zeitgeschichte, in dem sich die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse eines halben Jahrhunderts widerspiegeln. Der Vortrag spürt dem medialen Phänomen »Star Trek« nach und liefert eine ausführliche Analyse der Teilserien sowie der Kinofilme.

Andreas Rauscher hat Filmwissenschaft, Amerikanistik und Philosophie studiert. Er ist Lehrbeauftragter für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, schreibt regelmäßig für Testcard, Splatting Image und Screenshot – Texte zum Film und ist Mitherausgeber von »Subversion zur Prime Time – Die Simpsons und die Mythen der Gesellschaft« (2001).

Donnerstag, 02.02.2012 MICHAEL HEINRICH: Workshop und Vortrag

Workshop:
Dass die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie nach wie vor aktuell ist, haben nicht zuletzt die Krisenprozesse der letzten Jahre deutlich gemacht. Allerdings ist diese Ökonomiekritik ein in wesentlichen Bereichen unabgeschlossenes Unterfangen geblieben. Einerseits konnte Marx seine für das »Kapital« geplanten Analysen nicht zu Ende führen, andererseits weisen Grundkategorien wie »Wert«, »abstrakte Arbeit« und »Geld« Ambivalenzen auf, die zu einer Vielzahl unterschiedlicher »marxistischer« Auffassungen geführt haben. Um mit der Marxschen Ökonomiekritik arbeiten zu können, anstatt ihre Gültigkeit bloß zu behaupten, müssen sowohl diese Ambivalenzen als auch der fragmentarische Charakter der Marxschen Analysen bewusst sein. Der Workshop soll eine Einführung in diese Thematiken geben. Die Teilnehmer_innen sollten über Grundkenntnisse der Marxschen Analyse von Ware, Geld und Kapital verfügen.

Ort: Universität Bamberg, Raum U2/25
vorherige Anmeldung unter: freieunibamberg@googlemail.com
Beginn: 15–18 Uhr
Teilnahme: frei

MICHAEL HEINRICH:
Kapitalismus, Krise und Kritik
Vortrag und Diskussion
Während der »Asien-« (1997/98) und der »Argentinienkrise« (2001/2002) konnte sich Deutschland noch damit beruhigen, dass sich alles weit weg und unter gänzlich anderen politischen und ökonomischen Bedingungen abspielte. Spätestens mit der »Finanz-« (2008/2010) und der aktuellen »Eurokrise« wird auch hierzulande klar, dass Kapitalismus ohne schwere Krisen nicht zu haben ist. Die herrschenden Wirtschaftstheorien stehen dieser Situation hilflos gegenüber: In der neoklassischen sind Krisen gar nicht vorgesehen; Keynesianer_innen wissen zwar, dass es sie gibt, glauben aber fest daran, sie durch richtige Wirtschaftspolitik vermeiden zu können. Lediglich Marx stellte den Zusammenhang von Kapitalismus und Krise ins Zentrum seiner Untersuchungen – kein Wunder also, dass sich die Menschen seit einigen Jahren wieder verstärkt für sie interessieren. Nicht nur um die Marxsche Analyse des Kapitalismus, sondern auch um die damit verbundene Kapitalismuskritik – die etwas anderes ist, als die inzwischen modisch gewordene Kapitalist_innen- und Spekulant_innen-Schelte – soll es gehen.

Michael Heinrich ist Redakteur bei PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Entwicklung der Marxschen Theorie, die Geschichte der politischen Ökonomie und die Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus. Letzte Buchveröffentlichungen: »Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition«, »Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung«, »Kapital und Kritik. Nach der neuen Marx-Lektüre« (zusammen mit Werner Bonefeld).
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Donnerstag, 26.01.2012 THOMAS GREIF: »Die deutscheste aller Landschaften« … Franken und der Nationalsozialismus

Hitlers bekanntes Wort von der »deutschesten aller Landschaften« ist Ausgangspunkt für eine landeshistorische Betrachtung Frankens in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Vortrag skizziert in zwei Schwerpunkten die herausragende Bedeutung Frankens für den Aufstieg der NSDAP in der Weimarer Republik und erläutert ausführlich die ideologische Wertschätzung, die Franken im Weltbild von Hitler, Streicher & Co. besaß. Die Zuhörer_innen begegnen braunen Protagonist_innen aus Franken, die es zu internationaler oder wenigstens regionaler Berühmtheit gebracht haben, und lernen die zentralen Stätten und Ereignisse des Geschehens kennen – vom Reichsparteitag in Nürnberg bis zum reichsweit ersten »Denkmal der Bewegung« in Gunzenhausen.

Dr. phil. Thomas Greif, Jahrgang 1968, ist Redakteur beim Evangelischen Sonntagsblatt (Nürnberg) und forscht zu Themen der regionalen Zeitgeschichte, u. a. »SS-Standort Waischenfeld – Ahnenerbe und Hilfswerklager« (2000), »Forchheimer Stadtgeschichte in der Weimarer Zeit und im Nationalsozialismus« (2004), »Aufstieg der NSDAP im Bezirk Forchheim« (2006).

Donnerstag, 19.01.2012 Karl Pfeifer: Ungarn auf dem Weg zur Autokratie?

Seit mehr als einem Jahr regiert in Ungarn eine Koalition aus dem nationalistischen und zum Teil völkischen »Ungarischen Bürgerbund« (Fidesz) und der klerikalen »Christlich-Demokratischen Volkspartei« (KDNP). Diese Koalition, die über eine Zweidrittelmehrheit im Parlament verfügt, hat im April 2011 die Verfassung geändert. In den Medien wird nicht nur über das neue skandalöse Medienrecht berichtet, sondern auch über die national-sozialistische »Bewegung für ein (besseres) rechteres Ungarn« (Jobbik) und das Unwesen, das die mit ihr verbundenen paramilitärischen Garden treiben, die von der Regierung geduldet werden. Wie konnte es soweit kommen? Was ändert sich in Ungarn? Wie gelangt Antisemitismus und Antiziganismus in regierungsnahe Medien? Und: Welche Kräfte leisten Widerstand?
Karl Pfeifer (83) lebt als Journalist und Autor in Wien, seine Beiträge erscheinen unter anderem in der Budapester Wochenzeitung Hetek, der Jungle World und der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung.
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Donnerstag, 02.02.2012 MICHAEL HEINRICH: Die Marxsche Ökonomiekritik und ihre Ambivalenzen. Workshop

Donnerstag, 02.02.2012
MICHAEL HEINRICH:
Die Marxsche Ökonomiekritik und ihre Ambivalenzen.
Workshop
Dass die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie nach wie vor aktuell ist, haben nicht zuletzt die Krisenprozesse der letzten Jahre deutlich gemacht. Allerdings ist diese Ökonomiekritik ein in wesentlichen Bereichen unabgeschlossenes Unterfangen geblieben. Einerseits konnte Marx seine für das »Kapital« geplanten Analysen nicht zu Ende führen, andererseits weisen Grundkategorien wie »Wert«, »abstrakte Arbeit« und »Geld« Ambivalenzen auf, die zu einer Vielzahl unterschiedlicher »marxistischer« Auffassungen geführt haben. Um mit der Marxschen Ökonomiekritik arbeiten zu können, anstatt ihre Gültigkeit bloß zu behaupten, müssen sowohl diese Ambivalenzen als auch der fragmentarische Charakter der Marxschen Analysen bewusst sein. Der Workshop soll eine Einführung in diese Thematiken geben. Die Teilnehmer_innen sollten über Grundkenntnisse der Marxschen Analyse von Ware, Geld und Kapital verfügen.

Michael Heinrich ist Redakteur bei PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Entwicklung der Marxschen Theorie, die Geschichte der politischen Ökonomie und die Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus. Letzte Buchveröffentlichungen: »Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition«, »Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung«, »Kapital und Kritik. Nach der neuen Marx-Lektüre« (zusammen mit Werner Bonefeld).

Ort: Universität Bamberg, Raum U2/25
vorherige Anmeldung unter: freieunibamberg@googlemail.com
Beginn: 15–18 Uhr
Teilnahme: frei

12.01 PETER WALDMANN Die jüdischen Wurzeln des Punk & 13.01 GÜNTHER FRIESINGER Stadtguerilla

Donnerstag, 12.01.2011

PETER WALDMANN: Blank Generation. Oder: Die jüdischen Wurzeln des Punk

(Info s. unten)

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

(war schon mal fürs letzte Sommersemester angesetzt, ist aber leider ausgefallen)

Und

Freitag, 13.01.2012

GÜNTHER FRIESINGER (monochrom):

Stadtguerilla. Taktisches Handeln in der Stadt der Zukunft

(Info s. unten)

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

INFO: PETER WALDMANN: Blank Generation. Oder: Die jüdischen Wurzeln des Punk

Ein literarisches Bild, das uns in den Tagebüchern von Franz Kafka überliefert wurde, gibt eine präzise Beschreibung, wie man/frau sich jüdische Identität in der Moderne vorzustellen hat. Kafka zeigt den assimilierten Juden seiner Generation als kleines, unscheinbares Tier, das sich gerade im Absprung befindet. Seine Hinterbeine kleben noch an den Ursprüngen, während seine Vorderbeinchen ihr Ziel, den festen Boden, auf dem es sich ausruhen lässt, noch nicht gefunden haben. Dieses Bild, das an eine Momentaufnahme erinnert, beschreibt äußerst genau, in welcher Situation sich Jüd_innen im 20. Jahrhundert befunden haben. Durch Assimilation und Aufklärung wurden sie von ihren religiösen Ursprüngen entfremdet. Ihre Füße stehen kaum noch auf dem Boden der religiösen Traditionen, die so lange bestimmend waren. Doch ein neues Fundament ist ebenso wenig in Sicht. Dieses Bild wird ein wichtiger Bestandteil im Denken von Deleuze und Guattari. Sie sprechen von einer Existenzform des Tier-Werdens, die das Leben und Handeln von Minderheiten auszeichnet. Minderheiten sind für sie stets in Bewegung, in der sie sich die Freiheit von den Fesseln der Mehrheitsgesellschaft erkämpfen.

Diese Tradition jüdischer Identität meint wohl Steven Lee Beeber, wenn er in der Einleitung zu seinem Buch »The Heebie-Jeebies at CBGB‘S« sagt: »Punk is Jewish. Not Judaic«. Dies führt zu der These, dass Punk eine subkulturelle Strategie des Widerstands ist, die sich aus der jüdischen Herkunft seiner maßgeblichen Protagonist_innen erklären lässt. Der Vortrag möchte sie erklären und verifizieren.

Dr. Peter Waldmann ist Kulturwissenschaftler, Komparatist, Philosoph, Privatdozent und Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Rheinland Pfalz.

INFO: GÜNTHER FRIESINGER (monochrom):

Stadtguerilla. Taktisches Handeln in der Stadt der Zukunft

Die Stadtguerilla operiert im städtischen Milieu und greift dabei auf Strategien und Methoden der klassischen Guerilla zurück. Waren es zu Beginn der 1970er militante Gruppen der so genannten Spontiszene, veränderte sich der Begriff in den letzten Jahren. Heute steht er für ein Ensemble aus Politikformen, die »Guerilla Gardening«, »Urban Hacking« oder »Culture Jamming« umfassen. Doch wie sieht die Zukunft der Stadtguerilla aus? Häufig wird davon ausgegangen, dass sich die Stadt von morgen zu einer utopischen Stadtwelt für den Meta-Menschen entwickeln wird. Doch ist diese Vorstellung erstrebenswert? Und welche Strategien werden Stadtguerillas in Zukunft entwickeln, um einem derart reglementierten Leben zu entgehen?

Günther Friesinger ist Philosoph, Künstler, Kurator, Produzent und Edu-Hacker. Gründer und Leiter des „paraflows“-Festivals, Chairman des QDK Wien, Geschäftsführer der Kunstgruppe monochrom. Aktuelle Publikationen: »Urban Hacking: Cultural Jamming Strategies in the Risky Spaces of Modernity« (2010), »ZukunftsWebBuch 2010: Chancen und Risiken des Web 3.0« (2010), »Geistiges Eigentum und Originalität: Zur Politik der Wissens- und Kulturproduktion« (2011).

Donnerstag, 15.12.2011 GEORG SEESSLEN / MARKUS METZ: Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität

Diese Gesellschaft verwandelt sich von einem System, das von sich selbst nichts wissen kann, über ein System, das von sich selbst nichts wissen darf, in ein System, das von sich selbst nichts wissen will…

»Fernsehen macht dumm«, »Unser Bildungssystem produziert karrieristische Fachidiot_innen«, »Der Kapitalismus braucht Konsumtrottel« – Wenn eine Gesellschaft auf das in ihr (zu Recht) grassierende Unbehagen an »allgemeiner Verblödung« statt mit handfesten Gegenmaßnahmen bevorzugt mit kulturpessimistischen Slogans und Verschwörungstheorien reagiert, wird klar, wie sehr sie sich bereits in ihrem Dummsein eingerichtet, es gar zum System erhoben hat. Markus Metz und Georg Seeßlen analysieren die Mechanismen, mit denen Dummheit heute produziert wird, nebst den fatalen Strategien, mit denen die meisten Individuen sie »bewältigen« und dergestalt noch verstärken. Wer sich der Dynamik der »Blöd-Maschinen« nicht blind oder – noch schlimmer – sehend ergeben möchte, muss ihre Strukturen begreifen. Nur so entsteht die Chance, sie zu zerschlagen.

Georg Seeßlen hat Malerei und Kunstgeschichte an der Kunsthochschule München studiert und ist freier Autor und Journalist unter anderem bei Die Zeit, konkret und taz. Er lebt in Kaufbeuren.

Markus Metz hat Publizistik, Politik und Theaterwissenschaften an der FU Berlin studiert, ist freier Journalist und Autor und lebt in München.

2x fub diese Woche

Donnerstag 8.12

Andreas Kallert / Heine r Heiland / Vincent Gengnagel:

Deutsche Perspektiven auf Ostafrika

Krieg mit anderen Mitteln (Info s. unten)

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Freitag, 09.12.2011

GEORG FÜLBERTH:

Die Funktion von Wirtschaftskrisen im Kapitalismus

(Info s. unten)

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Andreas Kallert / Heine r Heiland / Vincent Gengnagel:

Deutsche Perspektiven auf Ostafrika

Krieg mit anderen Mitteln

»Wir haben bestimmte Standards, weil unsere Entwicklungspolitik wertorientiert ist. Von diesen Standards weichen wir nicht ab. Entwicklungspolitik darf aber auch interessengeleitet sein, solange die Werte im Vordergrund stehen.« (Bundesentwicklungsminister Niebel, 2010)

Wir werden zunächst die machtpolitische Situation in Ostafrika skizzieren, um die Rolle Deutschlands in dieser Region kritisch aufzeigen zu können: von der Kolonialgeschichte – insbesondere Somalias, Äthiopiens, Sudans und Kenias – bis hin zur entwicklungspolitischen Niebel-Köhler-Ära, die mit wachsender Selbstverständlichkeit den humanitären Wertekanon übergehen »darf« – und dafür gute Gründe hat. Eine Analyse der strategischen Interessen der »Zivilmacht« Deutschland soll die Grundlage für die anschließende Diskussion bilden, die zum Beispiel der Frage nachgehen könnte, worin der Unterschied zwischen entwicklungspolitischen Engagement außer- und innerhalb der Bundeswehr liegt.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert haben im letzten Semester über Entwicklungslinien der bayerischen Außenpolitik gegenüber Tschechien und Ungarn gesprochen, während Heiner Heiland als Praktikant unter Niebel gedient hat.

GEORG FÜLBERTH:

Die Funktion von Wirtschaftskrisen im Kapitalismus

Die Trennung von spekulativem und produktivem Kapitalismus ist irreführend. Eine zentrale Voraussetzung von Investition im Kapitalismus ist die „Erwartung“, dass eingesetztes Kapital einen Gewinn bringt. „Erwartung“ lässt sich auch mit „Spekulation“ übersetzen. Nicht nur der/die Börsenjobber_in, sondern auch der/die produktive Unternehmer_in muss also in diesem Sinn investieren.
Durch Gewinne wird das vorhandene Kapital vermehrt, Fachausdruck: “akkumuliert“. Da dies unter den Bedingungen von Konkurrenz geschieht, kommt es immer wieder zu Über-Akkumulation, die anschließend in einer zyklischen Krise abgebaut wird. Diese zyklischen Krisen haben eine Reinigungsfunktion.
Daneben gibt es Systemische Krisen, die überzyklisch auftreten und in denen das kapitalistische Gesellschaftssystem eine völlig neue Form annimmt. In der bisherigen Geschichte gab es sie viermal: 1873, 1929, 1975 und seit 2007.
Wie wird der Kapitalismus nach der gegenwärtigen Krise aussehen? Das soll in Vortrag und Diskussion erörtert werden.

Donnerstag 01.12.2011: FRANK APUNKT SCHNEIDER: Deutschpop, halt’s Maul! Für eine Ästhetik der Verkrampfung

Popkultur war vielleicht das wichtigste Reeducation-Programm, das die Alliierten auflegten. Sie überschrieb deutsche Kultur und entfremdete die Kids von Scholle und Volksgemeinschaft. Popmusik auf Deutsch war daher lange Zeit undenkbar. Erst mit Punk entstanden deutsche Texte, die sich zur Kolonialisiertheit durch Pop bekannten. Und als aus der guten alten BRD wieder hässliches neues Deutschland geworden war, verstärkten Bands wie Kolossale Jugend oder die frühen Blumfeld (nicht zu verwechseln mit den späten) die Dissonanzen. Ihre Sperrigkeit war eine Abfuhr ans neu verordnete Wir-Gefühl. Aber in ihrem Windschatten entstand eine neue Generation, die endlich ganz unverkrampft deutsch singen wollte. Tomte, Kettcar oder Klee sangen (noch…) nicht für Deutschland, aber ihr kleinbürgerlicher Gemütsindiepop passt gut zum Entkrampfungsbefehl der Berliner Republik.
An das, was dafür aufgegeben wurde, will der Vortrag erinnern, indem er vom »Fremdwerden in der eigenen Sprache« (NDW) erzählt, von der Materialästhetik der Verkrampfung (Hamburger Schule), von der unglaublich seltsamen Unmöglichkeit deutscher Popaffirmation (Schlager) und natürlich von der Hässlichkeit des Unverkrampften.

Frank Apunkt Schneider ist unfreier Künstler, Autor und selbsternannter Poptheoretiker, Redakteur bei Testcard und Skug und außerdem deutscher Außenposten der Kulturbewegung monochrom (www.monochrom.at). Zuletzt hat er in der Freien Uni über das Thema »Indie-Hände-gespuckt. Zur Kritik der Kultur der Unabhängigkeit« gesprochen.

Donnerstag 24.11.11: STEPHAN GRIGAT: Kritik des Spektakels – Kritik der Situationistischen Internationale. Guy Debord und seine schlechten Erben

Die Situationistische Internationale und Guy Debord stehen für einen der wichtigsten Versuche, Gesellschaftskritik gegen den Traditionsmarxismus zu betreiben. Doch die Ignoranz gegenüber dem Antisemitismus, welche die SI mit großen Teilen jener Linken teilte, die sie ansonsten völlig zu Recht attackierte, verunmöglichte ihr von vornherein ein Verständnis des Zionismus. Debords Absage an die Kunst markiert zudem eine Differenz zur Kritischen Theorie: Nicht dialektische Aufhebung ist sein Programm, sondern Tabula rasa. Im Politischen schlug sich das in einer Begeisterung für spontane Aufstände nieder, die jedoch stets in einem Widerspruch zu Debords Forderung stand, die Arbeiter_innen müssten Dialektiker_innen werden. Doch die heutigen Fans der SI interessieren sich nicht mehr für solche Ambivalenzen und sehen in Debord nur mehr einen Stichwortgeber für den »kommenden Aufstand«.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und Mitherausgeber von »Spektakel, Kunst, Gesellschaft. Guy Debord und die Situationistische Internationale«

(gratis Download: http://sammelpunkt.philo.at:8080/2028/). Zuletzt hat er in der Freien Uni über die »Renovierung der Postnazis. Vergangenheitspolitik in Deutschland und Österreich« gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 17.11.2011 Daniel Kulla: Der kommende Aufstand

»Der kommende Aufstand« ist eine anarchistisch-kommunistische Anleitung zum Illusionsverlust und ein Aufruf, aufständische Assoziationen zu schaffen. Besonders in Deutschland hat der Text – im bürgerlichen Feuilleton ebenso wie in der linken Kampfpresse – eine bisweilen groteske Fehlrezeption erfahren. Kulla wird einige der häufigsten Missverständnisse aufklären und mögliche Lesarten für die bedauerliche Gegenwart hierzulande vorschlagen.

Daniel Kulla bloggt auf www.classless.org, wuchs im Osten mit dem kommunistischen Glücksversprechen auf und versucht seitdem damit klarzukommen, dass das bürgerliche noch das Beste von den anderen ist. Hält Vorträge über diskordische Philosophie, kommunistischen Aufstand und psychedelische Drogen. »Intellektueller Arm von Egotronic«. Ist irre verliebt. Zuletzt hat er in der Freien Uni über das Thema »Entschwörungstheorie. Niemand regiert die Welt« gesprochen.

Donnerstag, 20.10.2011 »Sommer der Liebe« – Ein Film von Wenzel Storch

Wir schreiben das Jahr 1971, Erdzeit. Auf unserem kleinen blauen Planeten stößt eine Gruppe junger moderner Menschen in neue unbekannte Dimensionen des Bewusstseins vor. Sie suchten den Schlüssel zu einer besseren Welt und öffneten das Tor zum Sommer der Liebe…
Heilige Berge und verbotene Früchte, Tramperinnen im Kochtopf und Sextherapie im Hühnerstall: Wenzel Storchs Langhaarigen-Report erzählt die kunterbunte Mär vom Aufstieg und Fall der westdeutschen Blumenkinder. Eine Rutschpartie ins Goldene Zeitalter – hinein in die Zeit, als die Kleidung noch hautsympathisch und pflegeleicht war, und als die Zauberworte noch »Polyacryl«, »Polyamid« und »Polyurethan« lauteten.
»Ein jämmerlicher Film, der mehr Mitleid erregt als provoziert. Storch, der damit kokettiert, durch seine beiden Filme ein erkleckliches Sümmchen an Schulden angehäuft zu haben, stünde finanziell um einiges besser da, wenn er seine Filme einfach nicht gemacht hätte. Er liefert persönliche Kopfgeburten, die nur ihn interessieren, und so ist es schon ein kleiner Skandal, dass ‚Sommer der Liebe’ mit Mitteln der Filmbüros Hamburg und Nordrhein-Westfalen finanziert wurde. Das Ergebnis ist jedenfalls ein Film, der einem den Feierabend gründlich vergällt.« (Katholischer Filmdienst)

Wenzel Storch ist Filmemacher (»Der Glanz dieser Tage«, 1989; »Sommer der Liebe«, 1993; »Die Reise ins Glück«, 2004) und schreibt für konkret, vorwiegend über kuriose Catholika. 2009 erschien im Ventil Verlag sein Buch »Der Bulldozer Gottes«. Zuletzt hat er in der Freien Uni über den Entstehungsprozess seiner Filme gesprochen: Heute zeigen wir einen seiner Filme.
Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)
Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Letze fub des Sommersemeters

Jonas Engelmann: Gefangen auf dem Höllenplaneten.

Flucht und Verwandlung in den Comics von Art Spiegelmans

(Infos s. unten)

Die Veranstaltung findet dieses mal allerdings am Freitag statt

Außerdem wird Jonas Engelmann, wenn er schon mal da ist, am Samstag im Morphclub einen Vortrag zur Emo-Kultur halten (und den im Ventil Verlag erschienen Emo-Reader vorstellen)

(Infos weiter unten)

Im August werden wir uns dann mit dem Programm fürs kommende Wintersemester befassen, falls jemand Vorschläge hat oder gerne bei uns mitmachen möchte, bitte einfach kurz bei mir melden

Freitag, 29.07.2011

Jonas Engelmann: Gefangen auf dem Höllenplaneten.

Flucht und Verwandlung in den Comics von Art Spiegelmans

In Art Spiegelmans Comic »Maus« haben die Juden und Jüdinnen Mäuse-, die Deutschen Katzenköpfe, die Pol_innen sind Schweine, etc. Ein wichtiger Einfluss auf seine Entscheidung, sie so zu zeichnen, sei Kafkas »Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse« gewesen, hat Spiegelman in einem Interview angegeben – eine von vielen Erzählungen Kafkas, in denen mittels der Darstellung von Tieren über das Judentum nachgedacht wird. Gilles Deleuze und Félix Guattari haben in »Kafka. Für eine kleine Literatur« das Tier-Werden bei Kafka als Versuch des Ausbrechens aus festgelegten Identitäten interpretiert. Sie schreiben: »Das Wesentliche am Tier ist für Kafka der Ausweg, die Fluchtlinie, auch ohne sich von der Stelle zu rühren, selbst wenn man im Käfig bleibt. Nicht die Freiheit, sondern ein Ausweg.« Ausgehend davon soll das Tier-Werden in den Comics von Spiegelman, vom Frühwerk über »Maus« bis hin zu seiner Auseinandersetzung mit dem 11. September, »In the Shadow of No Towers«, im Kontext einer Auseinadersetzung mit der Funktionsweise antisemitischer Projektionen gelesen werden.

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Samstag, 30.07.2011

Jonas Engelmann: Emo

Keine Veranstaltung der Freien Uni, aber trotzdem empfohlen: Emos werden gehasst und belächelt. In Essen werden sie derzeit als Problem im Rathaus diskutiert. Anderswo war und ist ihre Kultur massiven Anfeindungen ausgesetzt – von tätlichen Übergriffen wie in Lateinamerika bis hin zu Diskussionen über ein Verbot der Emo-Mode im russischen Parlament. Die ansonsten um Erklärungsmuster nicht verlegenen bürgerlichen Medien stehen dem Phänomen seltsam sprachlos gegenüber. Dies mag daran liegen, dass sich Emo schwer einordnen lässt: Handelt es sich um eine Subkultur oder eine Mode? Zu unterscheiden ist zwischen zwei Entwicklungen: Einerseits bezeichnet der Begriff »Emo« seit den 1980er-Jahren eine Entwicklung im US­amerikanischen Hardcore, die auf das zunehmende Machogehabe innerhalb der Szene mit einer Betonung von Emotionalität reagiert. Andererseits entstand seit dem Jahrtausendwechsel parallel dazu eine Szene, die optisch dem entspricht, was heute mit Emo assoziiert wird. Diese versteht sich, anders als die Musikszene, nicht als explizit politisch, hat aber mit ähnlichen Vorurteilen zu kämpfen: Den Emo-Musiker_innen wurde eine Verwässerung und Verweichlichung von Hardcore vorgehalten, die jüngeren Emos werden wegen ihres androgynen Auftretens angefeindet. Doch wie hängen beide Szenen zusammen, und was ist der politische Rahmen, in dem sich Emo bewegt? Und woher kommt der Hass auf die Szene?

Beginn: 21:00

Ort: Morphclub

Jonas Engelmann promoviert über Rassismus, Krankheit und Religion im Comic, arbeitet beim Ventil Verlag und für die testcard.

fub of the week

Donnerstag, 14.07.2011

Sandro Holzheimer: Demokratie und Politik

Wenn das liberale Modell der Demokratie das Lob der Verständigung unter freien Bürger_innen spricht, wenn Berufspolitiker_innen das Wohl der Demokratie mit der »inneren Einigkeit« der Gesellschaft über Fragen ihres »Zusammenhalts« gleichsetzen und wenn, wie kürzlich in der causa Sarrazin, sich diese Einigkeit unmittelbar einstellt, dann steht damit im Grund das Eigene der Demokratie auf dem Spiel, das nicht im zivilen Einvernehmen, sondern in einem »Unvernehmen« (Jacques Rancière), nicht im Konsens, sondern im Streit zu suchen ist. Der Vortrag wird zunächst an einigen Stationen der Philosophiegeschichte die abendländische Reflexion nachzeichnen, um zu klären, warum die Demokratie von Platon über die Aufklärung bis in die Moderne ein philosophisches Skandalon darstellt. Davon ausgehend wird anhand neuerer philosophischer Aufwertungen dieser Anstößigkeit der Demokratie, die mit den Namen Jacques Rancière und Claude Lefort verbunden sind, versucht, das Eigene der Demokratie und vor allem auch einer demokratischen politischen Praxis nachzuvollziehen.

(Vortrag war bereits fürs letzte Semester angekündigt, musste aber ausfallen)

Sandro Holzheimer promoviert am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Freitag, 15.07.2011

SexyKapitalismus™: Radio – frei wovon und frei wozu?

Zur Praxistheorie Freier Radios

Entlang der drei wesentlichen Elemente Sprache – Assoziation – Musik wollen euch SexyKapitalismus einen Einblick in die Welt des nichtkommerziellen Lokalfunks in Deutschland geben. Dabei ist für uns die Kritik an den linksmedialen Essentials wie Gegenöffentlichkeit, die eben nicht alleine Freie Radios betreffen, von besonderem Interesse. Neben Indiskretionen aus dem Radioalltag und erläuternden Hörbeispielen soll der Vortrag im Besonderen um den Umgang mit Musik in Freien Radios kreisen. Die Basis des Vortrags bildet eine mehrjährige, von uns mitorganisierte Auseinandersetzung mit Praxistheorie und Theoriepraxis Freier Radios in Deutschland.

SexyKapitalismus™ …oder Pop ist eine Pizzaschachtel sendet und trinkt seit 10 Jahren in Stuttgart. Die Schwerpunkte der Sendung liegen genauso in der Kritik der Popkultur wie im gezielten Abspielen von Musik auf ständiger Suche nach Poesie in der Jauchegrube POP. Die Interessengebiete der Redakteure sind notgedrungen breiter gefächert.

Stellungnahme zum Farbanschlag auf das Balthasar

In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2011 wurde der Aufenthalts- und Mehrzweckraum „Balthasar“ im Balthasargässchen 1 Ziel eines offensichtlich rechtsradikal motivierten Anschlags. Dabei wurden die Eingangstür und die angrenzenden Fenster mit schwarzem Lack und Aufklebern der Neo-Naziorganisation „Freies Netz Süd“ beschädigt.
Das Balthasar ist ein selbstverwalteter Raum, der verschiedensten kulturellen und politischen Initiativen offen steht. Verwaltet wird dieses kleine studentische Kulturzentrum von seinen Nutzer_innen, die in einem regelmäßigen Plenum das gemeinsame Programm und generell alle Belange des Balthasars organisieren. Das Balthasar versteht sich als Freiraum. Dabei wird dieser Freiraum nicht nur als Offen-Sein für verschiedene Projekte und Initiativen verstanden, sondern versucht, bestehende Diskriminierungsmuster der Gegenwart zu reflektieren. Zu diesem Zweck wurden gemeinsame Anti-Diskriminierungsrichtlinien in der Hausordnung verankert. Im Balthasar werden alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – wie beispielsweise Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Xenophobie – bekämpft; dies geschieht unter anderem durch eine konsequente Unterbindung solcher Vorkommnisse in unseren Räumlichkeiten.
Offensichtlich hat uns dieser Umstand zum Ziel der rechtsradikalen Szene gemacht. Nicht nur uns. Immer wieder kam es in den letzten Monaten in und um Bamberg zu solchen und ähnlichen Aktionen der radikalen Rechten. Diese Anschläge richteten sich wiederholt gegen Institutionen und sogar gegen Privatpersonen, die nicht in das nationalsozialistische Weltbild des „Freien Netz Süd“ und seiner Sympathisant_innen passen. Dabei werden rechte Parolen mittels Flyern, Aufklebern und Sprühaktionen verbreitet, sowie Sachbeschädigungen verübt. Dass sich diese Aggression derzeit vorrangig gegen Sachen richtet, kann nicht über die grundsätzliche Gewaltbereitschaft dieser Szene hinwegtäuschen.
Wir erwarten, dass sich die zuständigen Ermittlungsbehörden mit Nachdruck um Aufklärung sämtlicher Vorkommnisse dieser Art bemühen!
Wir gehen davon aus, dass die Stadt Bamberg ¬¬– wie angekündigt – „allen rechtsradikalen Tendenzen entschlossen entgegentritt“ und zukünftig zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich solcher und ähnlicher Missstände annehmen, tatkräftig unterstützen wird.

Das Balthasar und seine Nutzer_innen lassen sich von diesem Anschlag nicht beirren und führen ihre Arbeit wie gewohnt fort.

Erstunterzeichner_innen:
AStA Bamberg e.V.
pon:Y
mtck
amnesty-Hochschulgruppe Bamberg
Der Studentische Konvent der Uni Bamberg
Ökologiereferat des Fachschaftenrates der Uni Bamberg
BIGG e.V. (Bamberger Institut für Gender und Gesundheit)
Antifa Bamberg
Masmavi Ensemble – orientalischer Tanz
Sozialreferat des Fachschaftenrates der Uni Bamberg
ökoop Bamberg
Kizomba Tanzkurs
Hochschulpolitisches Referat des Fachschaftenrates der Uni Bamberg
Antifaschismus/Antirassismusreferat des Fachschaftenrates der Uni Bamberg
freie uni bamberg
Grüne Hochschulgruppe Bamberg
Gleichstellungsreferat des Fachschaftenrates der Uni Bamberg
Monochrom
USI e.V.
Testcard
Skug
Krabbelgruppe im Balthasar
Balthasarreferat des Fachschaftenrates der Uni Bamberg
Fachschaft GUK

Donnerstag, 30.06.2011 Tilman Kallenbach: The Moon Asked The Crow. Eine Freakfolk-Hegemonieanalyse

Künstler_innen wie CocoRosie, Joanna Newsom und Sufjan Stevens werden gern unter dem Label »Freakfolk« zusammengefasst. Was sie eint, ist bisweilen schwer zu sagen. Harfe und so genannte »Elfenstimme« hier, ein Haufen von Kinderspielzeug da und nicht selten –zumindest im Spätwerk – ganze Orchester. Geht es dabei wirklich nur um Außenseiter_innentum – und ging es darum in der Popkultur nicht eigentlich schon immer?

Der Vortrag unternimmt den Versuch einer Hegemonieanalyse des »Freakfolk« und will so klären, was dessen Außen bzw. Innen sein könnte – welche Versuche zur Bedeutungsfixierung werden unternommen? Der Vortrag ist nach dem Kulturindustrievortrag im letzten Semester der zweite Versuch des Referierenden, Popkultur zu theoretisieren.

Tilman Kallenbach studiert in Bamberg und hat in der Freien Uni zuletzt über die Serienfigur Buffy gesprochen.

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

fub weekly

Leider muss der Vortrag am Donnerstag ausfallen. Wir empfehlen, als Ersatzhandlung in den Morphclub zu Sonny Vincent zu gehen.

Donnerstag, 23.06.2011

PETER WALDMANN: Blank Generation.

Oder: die jüdischen Wurzeln des Punks.

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei


Info: s. unten

Das schneidet sich leider mit dem Konzert einer New York-Punk-Ikone im Morphclub: nämlich Sonny Vincent (als Vorband spielen die Heartsfields), aber vielleicht lässt sich das ganze ja uach irgendwie verbinden

Freitag, 24.06.2011

CLAUDE LANZMANN: »Warum Israel?«

(Originaltitel: »Pourquoi Israël«)

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Info: s. unten

Donnerstag, 23.06.2011

PETER WALDMANN: Blank Generation.

Oder: die jüdischen Wurzeln des Punks.

Eine äußerst präzise Beschreibung, wie man/frau sich die jüdische Identität in der Moderne vorzustellen hat, gibt ein literarisches Bild, das uns in den Tagebüchern von Franz Kafka überliefert wurde. Kafka stellt sich den assimilierten Juden seiner Generation als kleines, unscheinbares Tier vor, das sich gerade im Absprung befindet. Seine Hinterbeine kleben noch an den Ursprüngen, während seine Vorderbeinchen ihr Ziel, festen Boden, auf dem es sich ausruhen lässt, noch nicht gefunden haben. Dieses Bild, das an eine Momentaufnahme erinnert, beschreibt äußerst genau, in welcher Situation sich Juden im 20. Jahrhundert befunden haben. Durch die Assimilation und die Aufklärung sind sie von ihren religiösen Ursprüngen entfremdet. Die Füße des Tieres stehen kaum noch auf dem Boden religiöser Traditionen, die so lange bestimmend gewesen waren. Doch ein neues Fundament ist ebenso wenig in Sicht. Dieses Bild von Kafka, das ein Tier in Bewegung darstellt, wird ein wichtiger Bestandteil im Denken von Deleuze und Guattari. Sie sprechen von einer Existenzform des Tier-Werdens, die das Leben und Handeln von Minderheiten auszeichnet. Minderheiten zeichnen sich, so die beiden Theoretiker, durch stetige Bewegung aus, mit der sie sich die Freiheit von den Fesseln der Mehrheitsgesellschaft erkämpfen. Diese Tradition der Jüdischen Identität, die Kafka mit dem Bild des springenden Tieres darstellt, meint wohl Beeber, wenn er in seiner Einleitung zu dem Buch »The Heebie-Jeebies at CBGB‘S betont«: »Punk is Jewish. Not Judaic«. Es lässt sich nun die These aufstellen, dass Punk eine subkulturelle Strategie des Widerstands ist, die sich aus der jüdischen Herkunft seiner maßgeblichen Protagonist_innen erklären lässt. Diese These möchte der Vortrag verifizieren.

Dr. Peter Waldmann ist Kulturwissenschaftler, Komparatist, Philosoph, Privatdozent und Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Rheinland Pfalz.

Freitag, 24.06.2011

CLAUDE LANZMANN: »Warum Israel?«

(Originaltitel: »Pourquoi Israël«)

Ein Dokumentarfilm des französisch-jüdischen Regisseurs Claude Lanzmann aus dem Jahr 1973. 25 Jahre nach der Gründung des Staates Israel stellt Lanzmanns Film Gründe für dessen Notwendigkeit vom jüdischen Standpunkt aus dar. Obwohl er die Argumentation aus Sichtweise anderer Religionen und Bevölkerungsgruppen deren Mitgliedern selber überlassen will, soll »Warum Israel?« nicht als einseitiger Propagandafilm verstanden werden. Palästinenser_innen kommen im Film nicht selbst zu Wort. Stattdessen wurden unter anderem Emigrant_innen aus Deutschland, Tzabarim und Sephardim interviewt. Bei den Gesprächspartnern handelt es sich um Menschen verschiedenster Prägung wie Intellektuelle, Polizist_innen, Dockarbeiter_innen oder Gefängnisinsass_innen.

Andreas Kallert/Vincent Gengnagel: Wider den Stunde-Null-Mythos: Faschismus und Antiliberalismus in der bayrischen Außenpolitik gegenüber Tschechien und Ungarn 1933 bis 2010

65 Jahre waren die bayerischen Regierungen nicht in der Lage, außenpolitische Beziehungen zum Nachbarstaat CSSR bzw. zu Tschechien aufzunehmen. Bis zur deutschen Besatzung war die tschechische Republik eine der liberalsten Demokratien Europas. Der erste Besuch eines bayerischen Ministerpräsidenten, 2010 (!) von Horst Seehofer in Prag, stellt jedoch noch lange keine Normalisierung dar. Im Gegensatz zu den problematischen Beziehungen zu Tschechien gestalten sich die bayerisch-ungarischen Beziehungen deutlich kooperativer: Zum Bespiel bot die bayerische Regierung direkt nach dem Wahlerfolg der neofaschistischen Jobbik-Partei verbesserte polizeiliche Zusammenarbeit an. Analog zu Erich Späters historisch hergeleiteter Analyse der deutsch-tschechischen Beziehung (am 05.05) werden wir zunächst auf die deutsch-ungarische Kooperation während der NS-Zeit eingehen, um anschließend eine vergleichende Diskussion zu führen. Aus ihr können Rückschlüsse auf das post-faschistische Bayern gezogen werden, die sich hoffentlich fruchtbar mit Grigats Beschäftigung mit der post-nazistischen Gesellschaft Österreichs (am 07.07) verbinden lassen.

Vincent Gengnagel und Andreas Kallert sind schon länger »in der fub« aktiv und freuen sich auf neue und alte Gesichter. Andreas Kallert hat in der Freien Uni zuletzt die Ideologie von Tauschringen kritisiert.

Diese Woche in der fub: Schleuser_innen und Hochschulpolitiker_innen

Donnerstag, 19.05.2011
Ralf Homann: schleuser.net: Die Lobby für Schleuser_innen und Schlepper_innen

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)
Beginn: 20:00
Info: s. unten

Freitag, 20.05.2011
Lukas Hofstädter/Stefanie Girstmair: Katharsis und Kritik: Uniproteste mit Gramsci und Foucault

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1 (zwischen Kaulberg und Schranne)
Beginn: 20:00
Info: s. unten

INFO: Ralf Homann: schleuser.net: Die Lobby für Schleuser_innen und Schlepper_innen

Eine Säule, oder genauer: ein Wachturm, des EU-Grenzregimes ist die Definitionshoheit über die richtigen Wörter für den Personenverkehr: Von den Fluchthelfer_innen des Kalten Krieges zu den Schleuser_innen, von der Gastarbeiter_innen-Agentur zu Schlepper_innen. Doch es gibt auch Gegenströmungen, die den erfundenen EU-Sprech vom »human smuggler« z.B. durch »migration broker« ersetzen. Dieser innere Zaun aus Imagetransfer und Bildregime bietet der Kommunikationsguerilla ein weites Arbeitsfeld. Der Bundesverband Schleppen und Schleusen, 1998 in München gegründet, entwickelte bis 2008 dazu eine vielfältige Praxis. Ralf Homann skizziert die 10 Jahre dieser »Lobbyorganisation für Unternehmen im undokumentierten grenzüberschreitenden Reisemarkt« (Eigenbezeichnung) und diskutiert, wie die Grenze von politischer und künstlerischer Aktion überschritten werden kann, um den Wachturm von innen heraus anzusägen.

Ralf Homann ist Bildhauer und Autor. Für die Kunstbiennale manifesta 8 befasste er sich im Herbst 2010 mit dem Verhältnis von Nordafrika und Europa; im Januar sendete der Zündfunk sein Radio-Essay »Das Gerade ist fast immer das Böse«. Ralf Homann lebt zurzeit in Berlin.

INFO: Lukas Hofstädter/Stefanie Girstmair: Katharsis und Kritik: Uniproteste mit Gramsci und Foucault

Im Vortrag soll mittels der Hegemonietheorie von Antonio Gramsci sowie des Subjektivierungsansatzes von Michel Foucault eine analytische Perspektive auf die »unibrennt«-Studierendenproteste an den österreichischen Universitäten 2009/2010 gewonnen werden. Die theoretischen Referenzen entspringen dabei den Protesten selbst, weshalb wir versuchen wollen, eine synthetisierende Perspektive einzunehmen. Dieser Blickwinkel führt weg von einer Betrachtungsweise, die Proteste an der unmittelbaren Durchsetzung ihrer politischen Forderungen misst, hin zu einer Position, die stärker die Produktion der handelnden Subjekte in den Blick nimmt sowie deren Versuche, sich selbst neu zu positionieren und strukturierend auf politische Prozesse einzuwirken. Damit verschiebt sich der Fluchtpunkt kritisch-subversiver »Realpolitik« weg von kurzfristigen Einzelaktionen hin zur Frage nach der langfristigen Produktion kritischer Subjektivität und damit von subversivem Potential.

Lukas Hofstätter studiert und arbeitet am Institut für Soziologie der Universität Wien.

Stefanie Girstmair hat in Wien Psychologie und Internationale Entwicklung studiert und ist als freie Forscherin in verschiedenen Projekten tätig.

Donnerstag, 12.05.2011 Benedikt Frank: Sonntag Abend, 20:15. Tatorte der Erinnerungspolitik

Sonntagabend, 20:15, läuft auf den Fernsehern der Durchschnittsdeutschen die neue Folge des »Tatorts«. Wem das wöchentliche Ritual nicht genug ist, der findet an jedem anderen Tag Wiederholungen alter Folgen in den dritten Programmen. Dem Krimi geht es zunächst um Spannung und Unterhaltung. Doch der Anspruch der öffentlich-rechtlichen Sender, einem gesellschaftlichen Bildungs- und Informationsauftrag gerecht zu werden, schlägt auch in die Unterhaltungsformate durch. Entsprechend übertragen »Tatorte« gesellschaftliche Themen in ein fiktionales Format, bestehen aber darauf, in deren Darstellung »realistisch« zu bleiben. So kommt auch der Umgang der Deutschen mit ihrer Nazivergangenheit zur Sprache. Der »Tatort« wirkt hier als Resonanzkörper, der den Status Quo der Vergangenheitsaufarbeitung zur Produktionszeit der jeweiligen Folge widerhallen lässt. Und macht dadurch eine Mentalitätsgeschichte der deutschen »Aufarbeitung der Vergangenheit« und den Wandel der damit verbundenen Geschichtsbilder sichtbar. Anhand von Beispielen soll dies aufgezeigt werden. Das Dispositiv »Fernsehen«, das Kriminalgenre und der Realitätsanspruch bilden dabei ein ideologisches Dreigespann, das den postfaschistischen Karren in die Gegenwart zieht. Sie müssen daher genau durchleuchtet werden.

Benedikt Frank ist Gründer des Bamberger Pirat_Innenkinos und lebt zurzeit in Bayreuth, wo er Theater- und Medienwissenschaft studiert und seine Abschlussarbeit zum Thema des Vortrags schreibt.

Semesterstart

Das Sommersemester der fub sei hiermit eröffnet. Alle Termine sind hier zu finden.

Den Anfang machen zwei Referenten, die schon einmal in der fub zu Gast waren.

Donnerstag, 05.05.2011
Erich Später: Villa Waigner.
Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1
Beginn: 20:00

Freitag, 06.05.2011
Johannes Ullmaier: »Dicke rote Striche unter ganze Zeilen«
Erich Mühsams Tagebücher in der Festungshaft als Vorschein digitaler Überwachung

Ort: Balthasar. Balthasargäßchen 1
Beginn: 20:00

Alle Infos s. unten.

Info: Erich Später: Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag

Mit der Besetzung Prags begann am 15. März 1939 eine sechsjährige deutsche Terrorherrschaft über das »Reichsprotektorat Böhmen und Mähren«. Es wurde dem deutschen Herrschaftsbereich eingegliedert, von deutschen Konzernen und Banken ausgeplündert, das Eigentum seiner 80.000 jüdischen Bürger_innen an deutsche Banken, Konzerne, Gemeinden, Wohlfahrtsverbände und Zehntausende Volksgenoss_innen verteilt.

Erich Späters Vortrag schildert den Prozess der Entrechtung und Deportation der tschechischen Juden und Jüdinnen. Beispielhaft rekonstruiert er die Enteignung und Ermordung des jüdischen Ehepaares Waigner, dessen Prager Villa ein begehrtes Objekt der Begierde hoher Nazifunktionäre wurde. Den Zuschlag für die »Judenvilla« erhielt schließlich der SS-Offizier Hanns Martin Schleyer. Dies zeigt: Ohne Leute wie Schleyer wären weder der Vernichtungskrieg im Osten noch der Holocaust möglich gewesen.

Erich Später, geb. 1959, arbeitet – nach Buchhändlerlehre und Studium in Berlin und Saarbrücken – heute für die Heinrich Böll Stiftung, schreibt für die Zeitschrift Konkret und hat 2009 im konkret-Verlag das Buch »Villa Waigner – Hans Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag« veröffentlicht. Zuletzt hat er in der Freien Uni über den Bund der Vertriebenen gesprochen.

Info: Johannes Ullmaier: »Dicke rote Striche unter ganze Zeilen«. Erich Mühsams Tagebücher in der Festungshaft als Vorschein digitaler Überwachung

Nach Scheitern der Münchner Räterevolution saß der Dichter und Anarchist Erich Mühsam, welcher prominent an ihr beteiligt war, von 1920 bis 1924 in Festungshaft. In dieser Zeit wurde sein Tagebuch, das er seit 1910 regelmäßig – und in der Haft noch intensiver – führte, mehrfach konfisziert, ausgewertet und (teils öffentlich) gegen ihn verwendet. Die schlimmen und absurden Konsequenzen, die daraus erwuchsen, werfen die Frage auf, inwieweit das, was im Rückblick als Entgleisung präfaschistischen Klassenjustizvollzugs erscheint, heute – mit den Möglichkeiten digitaler Überwachung – nicht allgemeiner Standard zu werden droht und wie man/frau sich dagegen wehren kann.

Johannes Ullmaier, geb. 1968, lehrt an der Universität Mainz; ist Mitherausgeber der Zeitschrift testcard; Buchveröffentlichungen: »Yvan Golls Gedicht ‚Paris brennt’. Zur Bedeutung von Collage, Montage und Simultanismus als Gestaltungsverfahren der Avantgarde« (1995); »Pop shoot Pop. Über Historisierung und Kanonbildung in der Popmusik« (1995); »Kulturwissenschaft im Zeichen der Moderne« (2001); »Von Acid nach Adlon und zurück. Eine Reise durch die deutschsprachige Popliteratur« (2001); (Hg.) »Schicht! Arbeitsreprotagen für die Endzeit« (2007). Zuletzt hat er in der Freien Uni gemeinsam mit Natalja Kyaw über Punk und Post-Punk in Jugoslawien gesprochen.

Der Vortrag findet mit freundlicher Unterstützung des Lehrstuhls für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Universität Bamberg statt.

Hinweis.

Wir bitten um gewohnt manische Teilnahme:

Diesen Mittwoch (23.02.) tagt der Stadtrat, um über die Verlängerung der Sperrzeit zu diskutieren. Deswegen unsere Bitte an alle, die nachts gern weiter bis 5.00h weggehen wollen: Erscheint bitte um 15.30h am Schillerplatz (Theater), um den (er-)grau(t)en Damen und Herren zu zeigen, dass es in Bamberg viele Menschen gibt, die entschieden gegen diese Verlängerung sind.
Das scheinen diese Entscheidungsträger nämlich nicht zu wissen. Also, lange Unterhosen angezogen, Thermoskanne eingepackt, weitersagen und erscheinen!

Donnerstag, 17.02. FRANK APUNKT SCHNEIDER Indie-Hände-gespuckt Zur Kritik der Kultur der Unabhängigkeit

Unabhängige Labels – die so genannten »Indies« – spielten eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Popmusik, wie die Entdeckung von Elvis durch Sun Records in Memphis belegt. Im Unterschied zu den so genannten »Majors« waren und sind »Indies« mittelständische Unternehmen, die Nischenmärkte bedienen. Im Zuge der Entstehung einer Popgegenkultur in den späten 1970ern entstand allerdings eine neue Form des »Independentlabels«, das seine Unabhängigkeit und das Prinzip der Selbstorganisation (z.B. der Vertriebsstrukturen) als politisches Statement und als Bestandteil einer ohnehin politisch ausgerichteten Subkultur verstand. Für einen kurzen Moment ließ sich ästhetische Dissidenz mit politischer Kritik in eins setzen. Die Do-It-Yourself-Ästhetik von Punk und Post Punk haben zu einer weltweiten Explosion an »unabhängig« und »alternativ« produzierter Musik beigetragen. In den 1980ern entstand hieraus »Indie« als eigenes Musikgenre und »Unkommerzialität« als (unklar definierter, eher subjektiv gefühlter) Wert. Im Zuge dieser Entwicklung legte sich die »Indie«-Szene jedoch auch eine krypto-bürgerliche Ideologie der »unabhängigen Musik« zu, der Medien als Surrogat des Politischen dienen. Dies hat in fataler Weise zur Entpolitisierung des Popuntergrunds beigetragen und bürgerliche Werte und Tugenden anstelle von (linkem) Bewusstsein gesetzt hat. Warum das verhängnisvoll ist und wie gut »Indie« in die gegenwärtigen (deutschen) Verhältnisse passt, wird der Vortrag erläutern.

Frank Apunkt Schneider ist unfreier Künstler und selbsternannter Poptheoretiker. Er schreibt u. a. für Testcard, monochrom, Skug, Zonic, Bad Alchemy und Intro. Er lebt zurzeit als deutscher Außenposten der Kulturbewegung monochrom (www.monochrom.at) in Bamberg. Im Ventil-Verlag hat er das Buch »Als die Welt noch unterging. Von Punk zu NDW« veröffentlicht.

Zuletzt hat er am 03.12.2009 in der FUB zum Thema »Die Diktatur des ‚man’. Von der Schwierigkeit, in linken deutschen Medien geschlechtsneutral zu sprechen« gesprochen

Diese Woche: Ingo Elbe und Gerd Dembowski

Diese Woche gibt es gleich zwei Veranstaltungen in der Freien Uni, dafür fällt die in der nächsten Woche aus (der Vortragende musste leider absagen, wird aber vermutlich im nächsten Semester wiederholt)

Donnerstag, 03.02.
INGO ELBE: Gesellschaftskritik als »proletarische Weltanschauung«?
Arbeiterklasse und Revolution in der Marxschen Theorie
(Info s. unten)

Freitag, 04.02.
GERD DEMBOWSKI: Fußball vs. Riot-Folk. Mehr als eine Lesung.
(Info s. unten)

INGO ELBE: Gesellschaftskritik als »proletarische Weltanschauung«?

Karl Marx, der Theoretiker des »historisch unvermeidlichen Sieges der proletarischen Revolution«, die Kritik der politischen Ökonomie als »wissenschaftlicher Ausdruck proletarischen Klassenbewusstseins« – so haben es der klassische Marxismus und seine bürgerlichen Kritiker_innen tradiert.
Tatsächlich verarbeitet Marx vor allem in seinen frühen Schriften traditionelle geschichtsphilosophische und politökonomische Motive zu einem revolutionstheoretischen Modell, das im wesentlichen die Verelendung und historische Mission des Proletariats sowie eine Evolution der Produktivkräfte als notwendige und hinreichende Bedingungen für die Bildung revolutionärer Subjektivität und gelingender Umwälzung des Kapitalismus unterstellt.
Der Vortrag soll demgegenüber zeigen, dass sämtliche dieser revolutionstheoretischen Vorstellungen und Kriterien von Marx’ ausgearbeiteter Ökonomiekritik systematisch widerlegt werden. Damit wird Marx als Kritiker auch des proletarischen Klassenbewusstseins erkennbar, als Kritiker geschichtsphilosophischer und politökonomischer Denkformen, der in seiner desillusionierenden Haltung gegenüber der Arbeiterbewegung das »polizeilich Erlaubte und logisch Unerlaubte« ihrer Sozialismusvorstellungen nachweist.

Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg, Lehrbeauftragter an der TU Braunschweig und Mitglied des Arbeitskreises rote ruhr-uni. Zuletzt veröffentlicht: »Marx im Westen. Die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik seit 1965«, 2. Aufl., Berlin 2010 und (als Mitherausgeber): »Eigentum, Gesellschaftsvertrag, Staat.
Begründungskonstellationen der Moderne«, Münster 2009 sowie »Kritik der politischen Philosophie«, Münster 2010. Online-Texte unter www.rote-ruhr-uni.com
Zuletzt hat er am 05.02.2010 in der FUB zum Thema »Der bürgerliche Staat in der neomarxistischen Theorie« gesprochen.

GERD DEMBOWSKI: Fußball vs. Riot-Folk. Mehr als eine Lesung.

Gerd Dembowski aus Berlin und Cairo, IL, liest nicht nur Fortschreibungen seines Buches »Fußball vs. Countrymusik«, das 2007 zum Fußballbuch des Jahres nominiert wurde. Das könnte ja jeder…
An seinen berüchtigten Abenden puzzelt er seine Texte in ein liebevolles Chaos aus Kinderinstrumenten und eigenem Country- und Folkgesang. Dabei packt er zusammen, was nicht zusammen gehört: Fußball und Riot-Folk. Aber nicht nur: Auch aus seinem gerade entstehenden Road-Roman über eine Hobo-Reise durch die USA trägt er vor.
Entwaffnende Kurzgeschichten und amüsant-politische Satire, die mit schonungslos persönlichen Eingängen immer den Weg in ein »großes« gesellschaftliches Thema weisen. Antitainment vom Feinsten.
Hören Sie infame Verleumdungen und herzvolle Liebeserklärungen – ein literarischer Drahtseilakt zwischen FIFA-Kongress und besetztem Haus. So wurden Sie noch nie belesen. Erscheinen Sie deshalb möglichst zahlreich, am besten manisch.

Gerd Dembowski (37) lebt in Berlin als Sozialwissenschaftler, freier Autor und Kurator von Ausstellungen wie »Tatort Stadion«, ist Mitglied bei BAFF sowie der AG Fandialog von DFB und DFL. Er hat soeben das Buch »Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland« bei Brandes & Apsel mitherausgegeben.
Zuletzt hat er am 8.6.2010 in der FUB zum Thema »Wie ‚weich’ ist der deutsche Nationalismus im Fußball?« gesprochen.

PHILIPP EICHHORN: Nationalbolschewismus Zum dialektischen Verhältnis von Nationalismus und Sozialismus

„Nationalbolschewismus wird gegenwärtig vor allem als Schimpfwort gebraucht, mit dem oft aus dem antideutschen Lager nationalistische, protektionistische oder ans »Volk« gerichtete Aussagen linker Gruppierung bedacht werden, die vermeintlich Marx bzw. den Sozialismus nicht verstanden haben.
Allerdings fungiert der Begriff »Nationalbolschewismus« auch als Selbstbezeichnung einer politischen Gruppierung, für die schon seit Jahrzehnten der Sozialismus nicht ohne den Nationalismus verwirklicht werden kann – und vice versa. Darunter der »linke« Flügel der NSDAP um die Strasser-Brüder, die Nationalbolschewistische Partei Russlands oder der Kampfbund deutscher Sozialisten. Aber ist die Dialektik von Nationalismus und Bolschewismus wirklich nur die Spielwiese für Querfrontler_innen, Wölfe im Schafspelz und NS-Nerds? Waren und sind die nationalistischen Tendenzen in der Linken wirklich nur populistisches Instrument und Ausdruck falsch verstandener Emanzipation? Und lassen sich Nationalismus und Sozialismus überhaupt voneinander trennen?
Der Vortrag gibt eine Einführung in die nationalbolschewistische Szene und ihre Ideen, das Verhältnis der Linken zum Nationalismus und stellt am Ende die Frage, ob ein kosmopolitischer Sozialismus überhaupt möglich ist.

Philipp Eichhorn ist FUB-Referent, Pirat_innenkinoaktivist und Autor bei Testcard Zuletzt hat er am 17.6.2010 in der FUB zum Thema »Post Porn Politics. Wie sieht der emanzipative Porno aus?« gesprochen.

Donnerstag, 13.01. CHRISTIAN HELLER: Meine Daten in meiner Festung. Kleine Kritik der Privatsphäre.

»Meine Daten gehören mir« und »Schutz der eigenen vier Wände«: Privatsphäre gilt dem bürgerlichen Subjekt als hohes Gut und als Existenz-Bedingung. Erst in ihr soll sich das freie Individuum, das Eigene der Persönlichkeit herausbilden. Dabei ist der Freiheits-Wert des Privaten uneindeutig: Als Mauer zwischen dem Einzelnem und der Gesellschaft bietet es beiden gleichermaßen Schutz davor, sich mit dem jeweils Anderen auseinander zu setzen. Emanzipation führt oft nicht in einen Schutz des Privaten hinein, sondern aus dessen Isolation heraus. Zugleich beansprucht »informationelle Selbstbestimmung« mit derselben Härte einen Eigentumsanspruch auf Informationsmuster wie die Rechteverwertungsindustrien ihn gegen »Raubkopierer« prozessieren. Die Auflösung des Menschen im Digital-Zeitalter in frei umherschwebende und rekontextualisierbare Informationen nennt der Apologet der Privatsphäre einen Angriff auf dessen Würde und Souveränität.

Christian Heller, Jahrgang 1984, hat in Berlin einige Semester Filmwissenschaft und Philosophie studiert, bevor er sich publizistisch auf den technischen Wandel gesellschaftlicher Formen und Werte und digitale Identitätspolitik verlegte.

Donnerstag, 09.12. TILMAN KALLENBACH: Buffy matters. Kulturindustrie aus (linker) Fanperspektive

Buffy Anne Summers und ihre Freund_innen haben es tagtäglich mit den Schrecken zu tun, die gemeinhin für den Horror des Heranwachsens gehalten werden. Sie bleiben aber auch danach weiterhin existent und sind keineswegs weniger ärgerlich. Buffy kämpft gegen jenes allgegenwärtige Böse, dass uns alle davon abhält, das zu tun, was uns das Liebste wäre.
Und sie kämpft gegen die allgegenwärtige Ignoranz und Gleichgültigkeit diesem bösen Ganzen gegenüber. – Das ist ungefähr die Rahmenerzählung von »Buffy the Vampire Slayer«, einer amerikanischen Fernsehserie der 1990er Jahren.
Als Fox-Serie trifft auf Buffy aber insbesondere das zu, was Horkheimer und Adorno als »Kulturindustrie« brandmarken, jene »Apologie der Gesellschaft«, von der sie in der »Dialektik der Aufklärung« schreiben: »Vergnügtsein heißt Einverstandensein.«
Anhand von Buffy soll im Vortrag die Kulturindustriethese diskutiert und die Frage aufgeworfen werden, ob und inwieweit es Utopie oder gar Kritik innerhalb kulturindustrieller Bedingungen geben kann.

Tilman Kallenbach studiert Soziologie und Pädagogik in Bamberg und kennt Buffy nur im amerikanischen Original.

fub: Dienstag, 07.12. 20 Uhr: Das kunterbunte Universum des Wenzel Storch. Wenzel Storch liest und wirft dazu Bilder an die Wand

Wie gesagt haben wir kurzfristig und sensationellerweise Wenzel Storch, den laut Titanic „besten Regisseur der Welt“ ins Perogramm gekriegt. Die Titanic mag zwar alles andere als geschmacksicher sein (vgl. Eckhardt Henscheid und/oder Robert Gernhardt), aber Storchs Filme sind keine öden Satiren, die irgendwas auf die Schippe nehmen, sondern eigenweltliche LoFi-Ausstattungsorgien, die in derselben Liga spielen wie die Filme von Herbert Achternbusch, Russ Meyer, Kenneth Anger, Bruce LaBruce, Helge Schneider oder Ed Wood.
Und falls die DVD bis dahin schon fertig ist, werden wir im Anschluss noch Storchs Meisterwerk „Sommer der Liebe“ zeigen; lief Mitte der 90er schon mal in Bamberg, nämlich im Residenz (Prä-Lichtspiel) und war jeden Abend komplett ausverkauft. Die Leute haben sich den Film seinerzeit im Durchschnitt mindestens drei mal angesehen. „Monty Phython auf LSD“ fand damals die Titanic
Falls die DVD noch nicht fertig ist, zeigen wir ein Making-of, das minedestens genauso lustig ist (feat. Kulissenbau aus Wurstaufschnitt
u.ä.)