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Donnerstag, 02.06.2022 Kai Richarz „Antifa heißt Angriff!? Die Provinz und ihre Neonazis zur Wende-Zeit“

Südthüringen erscheint angesichts des größten Neonazi-Festivals in Europa, das 2017 in Themar stattfand, sowie der Bundestagskandidatur von Hans-Georg Maaßen für die CDU (2021) in einem ausgesprochen »rechten« Licht. Das war nicht immer so, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Der Vortrag erläutert, wie sich der Neonazismus im (ehemaligen) Bezirk Suhl entwickelt hat und wie dort mit ihm in den 1990ern umgegangen wurde. (Nazi-)Skins haben sich in Südthüringen spät in den 1980ern entwickelt und erst nach der sogenannten Wende kamen sie aus ihren Löchern gekrochen. Eine starke und mitunter militante Antifa-Szene heizte ihnen ein. Erst die bayerisch angeleitete Polizeiarbeit, ein politisch motivierte Extremismustheorie und nicht zuletzt historische Kontinuitäten in der politischen Kultur haben die heutigen Verhältnisse in der traditionell »roten Stadt« etabliert.

Kai Richarz stammt aus Südthüringen, ist Zeithistoriker und lebt in Berlin.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
Beginn: 20:00
Eintritt: frei
Bitte testet euch vorher, innen gilt weiterhin Maskenpflicht (auch am Platz)

Donnerstag, 19.05.2022 Svenja Keitzel: »When I See Police, I See Trouble.« Warum die Polizei nicht für alle Sicherheit bedeutet.

Nicht erst seit den »Black Lives Matter«-Protesten im Sommer 2020 wird das Racial Profiling kritisiert. Für viele Schwarze Menschen, People of Color, Rom*nja und Sinti*zze gehört es zum Alltag. Polizei bedeutet für sie keine Sicherheit. Aktivist*innen und einzelne Politiker*innen forderten daher, die Polizei müsse grundlegend reformiert oder abgeschafft werden. Deutsche Innenministerien und die Polizei selbst verweigern jedoch die Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus in den Sicherheitsbehörden.

Der Vortrag beleuchtet die Institution Polizei aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive, befasst sich mit Orten, die besonders in ihrem Fokus stehen, und zeigt solidarische und widerständige Handlungsmöglichkeiten auf.

Svenja Keitzel ist Humangeographin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Polizeiforschung, Kritische Kriminologie und Stadtgeographie. Sie ist Herausgeberin des Buches »Frankfurt am Main. Eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe«.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
Beginn: 20:00 Uhr
Eintritt: frei

Bitte testet euch vorher. Innen gilt FFP2-Maskenpflicht.

Donnerstag, 12.05.2022, Justin Monday „Der Ukraine-Krieg und die Gewalt der Friedensordnung“

Es ist erstaunlich, wie friedlich die Welt seit Russlands Angriff auf die Ukraine auf einmal gewesen sein will. Alle schwatzen von »unvorstellbaren Ereignissen« und phantasieren eine pazifistische Grundstimmung herbei, in der »wir« uns in der Vergangenheit gemütlich eingerichtet hätten, die sich nun aber als trügerisch erwiesen habe. Es folgte ein Crashkurs in Friedensmilitarismus, den die deutsche Öffentlichkeit mit Bestnoten und in Rekordzeit absolviert hat. Auch die Linke, die die Welt nach dem Kalten Krieg keineswegs für friedlich gehalten hat, reagiert auf die Ereignisse in der Ukraine mit sowohl Realitäts-als auch Orientierungsverlust. Dass ihr dazu nicht mehr einfällt, als sich wahlweise in den hiesigen Friedensmilitarismus einzureihen oder sich distanzlos an die russischen Opfermythen zu klammern, liegt auch an ihrer theoretischen Unfähigkeit, das Gewaltpotential der internationalen Ordnung des Kapitals anders als in stereotypen antiimperialistischen Kategorien zu begreifen. Derartige Versuche gab es nur selten und sie hinterließen auch keinen bleibenden Eindruck. Der Vortrag erörtert, inwiefern im Ukraine-Krieg die Gewaltförmigkeit der kapitalistischen Friedensordnung zum Vorschein kommt.

JustIn Monday betreibt in Hamburg Kritische Theorie.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1

Beginn: 20:00 Eintritt: frei, Spende erwünscht

Bitte teste euch vorher. Innen gilt Maskenpflicht.

Donnerstag, 05.05.2022, Chris Wilpert „Alles super. Zur Popularität des Superheld:innen-Genres“

Die schiere Zahl und der Erfolg der Superheld:innen-Filme in diesem Jahrtausend provoziert die Frage: Warum sind sie so erfolgreich und beliebt? Handelt es sich nur um einen Effekt der Kulturindustrie? Sind sie so erfolgreich, weil sie zahlreiche, durchaus gegensätzliche Angebote zur Welterklärung und zur Weltflucht machen? Befriedigen sie Bedürfnisse des Publikums, weil ihre Erzählungen an Mythen anschließen, die nicht weniger wollen, als die gesamte Welt erklären? Sind Superheld:innen-Filme so beliebt, weil sie wie jedes kulturelle Phänomen auch von gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen erzählen –sei es kritisch, sei es affirmativ?

In der Heterogenität des Genres ist Raum für antikapitalistische, identitätspolitische, diverse und gebrochene Helden:innen, Antihelden und Außenseiter:innen, aber auch für proto-faschistische Fantasien und neoliberale Selfmade-Men. Aber enthalten sie auch eine Kritik an der neoliberalen Ideologie und der politischen Ökonomie, wie die Rezeption in den Cultural Studies es unterstellt?

Chris W. Wilpert ist Übersetzer, Redakteur einer marxistischen Zeitschrift und schreibt u. a. für Jungle World, Neues Deutschlandund Phase 2. In der freien uni hat er zuletzt über Leo Löwenthal und die Aktualität der Kritischen Theorie gesprochen.

Ort: Balthasar, Balthasargäßchen 1
Beginn: 20:00 Eintritt: frei

Bitte testet euch vorher! Innen gilt während der gesamten Veranstaltung FFP2-Maskenpflicht! (auch am Platz)

+++ ALTERNATIVER EINFÜHRUNGSTAG +++ Freitag 29.04.2022 16-20 Uhr

Zu Beginn des Sommersemesters stellen sich Bamberger (Polit)gruppen wieder im Balthasar vor. Am Freitag, 29.4. von 16-20 Uhr könnt ihr euch über Plakate, Vorstellungsvideos und im Gespräch über Bamberger Gruppen informieren, was sie machen, wann sie sich treffen, wie ihr mitmachen könnt etc. Ihr könnt euch auch einfach an den Tresen setzen und nichts tun. Auch ok. Aber bitte alle mit FFP2-Maske. Bis dahin. Eure fub. Mehr Infos hier: AET

Donnerstag, 28.04.2022, KRUPSKI „Die Knittrigen“, Lesung, juz Bamberg

Sie müssen liefern, teilen aus und sie stecken ein: Die verschuldeten, psychotischen, vernachlässigten, abgebrühten und zukünftigen Lohnabhängigen. Vorbei an bröckelnden Fassaden, glatten Oberflächen leerer Regale und stillen Korridoren, wo die Wirklichkeit unmittelbar zuschlägt und Träume verwelken. Krupski skizziert die Verrohrung in den Milieus und klagt einen ansteigenden Leistungsdruck an, dem sich schwer zu entziehen ist. Die Portraits handeln vom Hadern und dem widerspenstigen Sein in vorbestimmten Rahmen entsprechen zu müssen.

„Ein Buch wie ein Film Noir über das Ende des Kapitalismus, in dem die Rastlosen ausrasten, Menschen in Funktionskleidern nicht mehr funktionieren und Sprachlose Erpresserbriefe schreiben. “Buchrezension: http://hdiyl.de/krupski-die-knittrigen

KRUPSKI wurde 1984 geboren, ist Lohnabhängiger, Schreihals und Texter der Postpunk Band schubsen. Krupski schreibt unter seinem Pseudonym Kurzgeschichten, Erzählungen, Gedichte und Liedtexte. 2015 veröffentlichte er gemeinsam mit Bird Berlin die Gedichtsammlung „Bitterhonig & Der Klang des Taumelns“. 2017 folgte mit „Nach dem Autoscooter links – Erzählungen“ und mit „Die Knittrigen“ weitere Veröffentlichungen.

www.facebook.com/iamkrupski
www.instagram.com/krupski_krupski
www.krupskishop.bigcartel.com

Bei der Veranstaltung gilt im Innenraum, die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske! Die Inzidenzen sind immer noch hoch – bitte testet euch vorher.

Beginn: 20:00

Ort: JUZ Bamberg, Margaretendamm 12a

Eintritt/Zugang: frei, Spende is ok

Donnerstag, 10.02.2022 Julia Ingold: Weibliche Selbstermächtigung in der deutschsprachigen Lyrik von Else Lasker-Schüler bis Schwesta Ewa

Aus weiblicher Perspektive stellen sich Kultur und Politik anders dar, als sie sich in Geschichtsbüchern niederschlagen. Die weibliche Stimme ist eine prekäre. Insofern es sie überhaupt gibt, wird sie nicht gehört und sie verfliegt, anstatt in einen Kanon einzugehen. Das Motiv der Prostituierten in der Literatur etablierte sich, während sich das kapitalistische Wirtschaftssystem im 19. Jahrhundert festigte. Die Prostituierte als literarische Figur wurde zur ultimativen Allegorie des Warenfetischismus. Die Stimme der Prostituierten in der kapitalistischen Realität ist selbst subaltern und machtlos. Egal wie sie dargestellt werden, solange sie nicht für sich selbst sprechen, sind Frauen sprachlose Objekte in den »Klassikern« männlicher Autoren. Mit der aufkommenden und erstarkenden Frauenbewegung mehren sich die weiblichen Stimmen im Literaturbetrieb. Und die subalterne, promiskuitive bis prostituierte Frau beginnt für sich selbst zu sprechen. Die Spur der emanzipierten und emanzipatorischen weiblichen Stimme lässt sich bis heute verfolgen. Die als problematisch geltende Rapperin und ehemalige Prostituierte Schwesta Ewa dreht den Spieß allerdings um. Sie spricht nicht mehr nur für sich, sondern versteht sich als Sprachrohr der Unterklasse.

Julia Ingold ist Literaturwissenschaftlerin an der Uni Bamberg. Ihre Doktorarbeit hat sie über die deutsch-jüdische Avantgarde-Künstlerin Else Lasker-Schüler geschrieben. Ansonsten beschäftigt sie sich mit Comics, Popmusik und Literaturtheorie.

Link: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 03.02.2022 Eike Sanders & Thomas PORENA: »Eisen und Feuer«: Warum die Taten der rechtsterroristischen »Gruppe Ludwig« aus dem Bild gefallen und ihre Opfer in Vergessenheit geraten sind


1984 wurde die junge Barangestellte Corinna Tartarotte bei einem Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool in München durch die italienisch-deutsche rechtsterroristische Gruppe Ludwig ermordet. Die Opfer der Mord- und Anschlagsserie, die zwischen 1977 und 1984 insgesamt 15 Menschen – Sinto, Schwule, Sexarbeiter*innen, Drogenkonsumenten, Priester und Sexkino- und Diskothekenbesucher*innen in Norditalien und eben München – das Leben kostete, sind bis heute nur selten Teil des Gedenkens an die Kontinuität rechten Terrors und ihrer Analyse. Die Veranstaltung ruft die Geschichte in Erinnerung und begibt sich damit auf eine Spurensuche nach der Rolle extrem rechter Sexualmoral, patriarchaler Geschlechtervorstellungen und der vermeintlichen Bekämpfung von »Sittenverfall«, Dekadenz und »Unreinheit« im Rechtsterrorismus und bei seinen ideologischen Vordenker*innen.

Eike Sanders ist Sozialwissenschaftlerin, Autorin und Bildungsreferentin. Sie ist Mitglied des Autorinnenkollektivs Feministische Intervention (AK Fe.In), des Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus und des Netzwerkes NSU-Watch.

Thomas Porena ist Historiker und Bildungsreferent. Er forscht zu Faschismus und südosteuropäischer Geschichte.

Link: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag 27.01.22: Andreas Rauscher: Wie Star TREK DIE WELT VERÄNDERT HAT

»Unendliche Vielfalt in unendlichen Kombinationen« ist ein Motto der Vulkanier aus dem »Star Trek«-Universum, das auch als inhaltliches Gestaltungsprinzip der »Star Trek«-Serie(n) gelten kann. Als eine der wenigen Utopien der Science-Fiction-Geschichte verhandelt »Star Trek« gesellschaftliche, kulturelle und politische Themen immer wieder neu – von der Situation des Kalten Krieges der 1960er über die Versprechen der Virtuellen Realität in den 1990ern bis hin zu den Migrationsbewegungen der Gegenwart. »Star Trek« ist ein prägendes Phänomen der Popkultur mit einer seit Jahrzehnten aktiven Fankultur. Neben der Funktion als diskursives Versuchslabor im Format einer ebenso komplexen wie unterhaltsamen Serie, hat »Star Trek« technische Innovationen vom Mobiltelefon bis hin zum MP3-Player inspiriert. Der Vortrag begibt sich auf eine Spurensuche durch 55 Jahre Seriengeschichte, veranschaulicht die wesentlichen Paradigmen und Diskurse der Serie und nimmt auch die aktuellen Entwicklungen des Serienkosmos in den Blick.PD Dr. habil. Andreas Rauscher lehrt Filmwissenschaft in Mainz, Siegen, Kiel, Potsdam und an der Filmakademie Ludwigsburg. Er schreibt für epd Film, testcard, Splatting Image u.a. und hat eine Monographie über das Phänomen »Star Trek« veröffentlicht. Demnächst erschienen Bücher zu David Lynch und John Carpenter.

Link: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 20.01.22: DOROTHEA HELLENTHAL: Widerstand unter Plastik. Gewerkschaftliche Kämpfe im Gemüseanbau in Südspanien

Im Süden Spaniens rund um die Städte Almeria und El Ejido befindet sich Europas höchste Gewächshauskonzentration. Hier im sogenannten »Plastikmeer« wird ein Großteil des spanischen Exportgemüses angebaut. Die Folgen für die Umwelt sind verheerend und die Arbeits- und Lebensbedingungen der meist migrantischen Arbeiter*innen schockierend. Geltendes Arbeitsrecht wird hier nur selten eingehalten. Die Arbeitgeber*innen drücken sich darum, Mindestlöhne, Pausenzeiten und Arbeitsschutz zu gewähren. An kaum einem anderen Ort sind die perfiden Ausmaße des neoliberalen Kapitalismus so sehr zu spüren wie hier. Doch fromiert sich auch immer mehr Widerstand. Einige Arbeiter*innen organisieren sich in Gewerkschaften und anderen Zusammenschlüssen. Der Vortrag schildert die Situation der Arbeiter*innen in Almeria sowie ihren Widerstand und möchte dazu einladen, sowohl die bestehende Situation als auch mögliche Auswege aus ihr zu diskutieren.

Dorothea Hellenthal ist gewerkschaftlich aktiv und war 2019 zwei Monate mit dem Interbrigadas eV in Almeria, um die Arbeit der Gewerkschaft Soc-Sat zu unterstützen. Sie hat mehrere Artikel zu den dortigen Arbeitsbedingungen in veröffentlicht.

Link: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 02.12.21: TOM UHLIG: Lisa Eckhart, Cancel Culture und das erlaubte Ressentiment

»Der Humor, die letzte Bastion der freien Meinung, ist bedroht vom linken Tugendterror der Cancel Culture«, rumort es derzeit offenbar ununterbrochen in den reaktionären Schädeln des Feuilletons. Eines der grausamsten Opfer der illiberalen Politkomissar*innen soll die Kabarettistin Lisa Eckhart gewesen sein, deren antisemitische und rassistische Witzeleien als das benannt wurden, was sie sind. In der Zeitspanne von nicht einmal einem Jahr wurde die Kabarettistin daraufhin angeblich mundtot gemacht und zum Medienliebling befördert. Die Dynamik öffentlicher Auseinandersetzung scheint exemplarisch im deutschsprachigen Raum, wo halluzinierte Sprechverbote schnell dazu führen, dass die vermeintlich Betroffenen berühmter werden als sie es zuvor gewesen waren. Kritik wird von ihrem Inhalt entleert und zum Aufhänger für Interviews genutzt, kaum aber ernsthaft thematisiert. Das soll in diesem Vortrag nachgeholt und sowohl der Skandal um Eckhartals auch die Beziehung des Witzes zum Ressentiment besprochen werden.

Tom Uhlig ist Mitherausgeber der Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie Freie Assoziation sowie von Psychologie und Gesellschaftskritik. Zuletzt hat er in der freien uni über »Deutschlands Platz in der Antarktis« gesprochen.

Vortrag Live via Zoom: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

(kein Kenncode erforderlich, Zutritt ohne Zoom-Installation über „Join from Your Browser“ möglich)

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 25.11.21: PLURALE ÖKONOMIK / DANIEL MAYERHOFFER / JAN SCHULZ: »Ich sehe was, was du nicht siehst«: Soziale Vergleiche und die Grenzen der Wahrnehmung

In der orthodoxen volkswirtschaftlichen Modellwelt sind Akteur*innen häufig vereinzelte Wesen und interagieren nur in Ausnahmfällen. In der Realität vergleichen wir uns hingegen ständig entlang verschiedener Dimensionen mit den Menschen in unserem Nahbereich. Unser Wohlbefinden hängt aber nicht nur davon ab, wie gut es uns selbst geht, sondern auch davon, wie gut es uns im Vergleich zu anderen geht. Das hat bedeutende Auswirkungen auf die Weise, wie Märkte funktionieren (und für wen) und ebenso darauf, ob wir soziale Ungleichheiten im Alltag wahrnehmen und inwieweit ethischer Konsum tatsächlich einen signifikanten Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten kann. Im Vortrag wollen wir aufzeigen, wie eine Modelltheorie sozialer Vergleiche uns verstehen helfen kann, warum die steigende ökonomische Ungleichheit derart wenig Protest nach sich zieht, warum marginalisierte Menschen Ungleichheiten besser einschätzen können und woher eigentlich plötzlich die ganzen SUVs auf den Straßen kommen.

Daniel Mayerhoffer ist seit 2019 bei der Pluralen Ökonomik Bamberg. Er promoviert auf dem Gebiet der Computerunterstützten Sozialwissenschaftlichen Modellierung und tüftelt in seiner Freizeit an Legomodellen. Jan Schulz promoviert in Bamberg zu Fragen der ökonomischen Ungleichheit, hat 2015 die Gruppe Plurale Ökonomik in Bamberg mitbegründet und sucht seitdem nach Wegen, soziale Interaktion fruchtbar zu modellieren.

Vortrag Live via Zoom: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

(kein Kenncode erforderlich, Zutritt ohne Zoom-Installation über „Join from Your Browser“ möglich)

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 18.11.21: LASSE PESCHKA: Sex mit Puppen: Patriarchaler Albtraum oder perfekte Partnerinnen?

Sexpuppen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Vom aufblasbaren Latex-Spielzeug, das allenfalls zum Gag bei Junggesellenabschieden taugt, haben sie sich in übersexualisierte und ultrarealistische Silikon-Abbilder des weiblichen Körpers verwandelt. Die Beurteilung dieser Puppen könnte unterschiedlicher nicht sein: Während die einen in Ihnen die »perfekte Partnerin« und die Zukunft der Intimbeziehung sehen, sorgen sich andere um das Wohl von Frauen und Kindern und fordern ein Verbot von Sexpuppen und -robotern.In dieser polarisierten Debatte möchte ich den Spagat versuchen, die Kritik an Sexpuppen und die möglichen negativen Konsequenzen ihrer Nutzung zu bedenken und gleichzeitig ihre Nutzer*innen nicht vorzuverurteilen. Sind Sexpuppen die final objektifizierte Frau und ist die Puppenszene der Nährboden für sexistisches Gedankengut? Oder sind die Puppen harmlos und bergen vielleicht sogar queeres Potenzial?

Lasse Peschka hat Psychologie studiert und seine Masterarbeit über die Nutzung von Sexpuppen geschrieben. Seine Schwerpunkte sind unter anderem Sexualität und Geschlecht. Aktivistisch setzt er sich für Fragen der Gleichberechtigung ein, derzeit vor allem im Eltern-Kontext.

Vortrag Live via Zoom: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

(kein Kenncode erforderlich, Zutritt ohne Zoom-Installation über „Join from Your Browser“ möglich)

Beginn: 20:00 Eintritt

Zugang/Eintritt: frei

Donnerstag, 11.11.2021: FRANKO BUROLO: Let Us Hear Now the Crisis of Brains on the Asphalt: Three Punk Expressions of Crisis

Since the crisis-marked beginnings of punk, its obvious relationship with anarchism could be easily described as »it’s complicated« . In spite of the wide use of the word and the circled A symbol, not every artist considered anarchy in its political meaning of radical egalitarianism and libertarian socialism. I am considering the presence in punk of the »impulse of anarchy« as a more-than-political aesthetic phenomenon present in all avant-garde poetry (and arts in general) in modern history, consciously or not, whose ultimate goal is still, all considered, »to change life and modify the world«. Through this perspective, the lecture will present a comparative analysis of a selection of three expressions of crisis by three different punk groups from three different European countries, in three different languages: »Možgani na asfaltu« (»Brains on the Asphalt«) in Slovene by Berlinski zid from (then) Yugoslavia, »Lasciateci sentire ora« (»Let Us Hear Now«) in Italian by Franti from Italy, and »Crisis« in English by Poison Girls from the UK. The lecture will thus try to contribute to the understanding of anarchist and anarchic influences in cultural coping with crisis under international capitalism and bourgeois hegemony.The lecture will be held in English.

Franko Burolo is a PhD candidate in literature and culture at the Otto-Friedrich University. He has graduated at Zagreb where he was also active in the local underground poetry circles in Zagreb with his own experimental poetry, and currently looking for allies for similar activities in Bamberg.

Vortrag Live via Zoom: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

(kein Kenncode erforderlich, Zutritt ohne Zoom-Installation über „Join from Your Browser“ möglich)

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

DER VORTRAG MUSS WEGEN KRANKHEIT ENTFALLEN! SORRY! Donnerstag, 28.10.21: SEBASTIAN LIPP: Waldorfschulen und völkische Bewegung

Vortrag entfällt leider wegen Krankheit des Referenten, wir holen den Vortrag am 13.01. nach!

Beginn: 20:00 DER VORTRAG MUSS WEGEN KRANKHEIT LEIDER ENTFALLEN. SEBASTIAN LIPP EMPFIEHLT DIE DOKU „Wie Rechtsextremisten unsere Schulen unterwandernhttps://www.youtube.com/watch?v=LQrxlpPEa98 ALS KLEINEN ERSATZ

Waldorfschulen gelten als fortschrittliche Alternative zur staatlichen Beschulung. Dennoch steht die Waldorfpädagogik bis heute in der Tradition ihres Gründers Rudolf Steiner, dessen angeblich durch hellseherische Einsichten erworbene Überzeugungen zutiefst rassistisch, autoritär, wissenschaftsfeindlich und esoterisch sind. Die Mischung aus Image und Tradition macht Waldorfdschulen ebenso für (links-)alternative und ökologische wie für (rechts-)esoterische und völkische Milieus attraktiv. Der Vortrag gibt Einblick in die okkult-rassistischen Hintergründe der Steiner-Pädagogik und legt ihre Verstrickung in eine völkische und rechte Denktradtion offen.

Sebastian Lipp recherchiert und berichtet als Journalist für verschiedene Medienhäuser, darunter Zeit online, öffentlich-rechtliche Sendeanstalten und einige Tageszeitungen. Als Chefredakteur bei www.allgaeu-rechtsaussen.de sieht er bei der dortigen rechtsradikalen Szene besonders genau hin.

Vortrag Live auf Zoom: https://uni-bamberg.zoom.us/j/95941800585

(Meeting-ID 959 4180 0585; kein Kenncode erforderlich, Zutritt ohne Zoom-Installation über „Join from Your Browser“ möglich)

Donnerstag, 15.07.2021: Offenes Planungstreffen. Nach dem Sommersemester = vor dem Wintersemester

Wir wollen euch natürlich auch im Wintersemester 2021/22 wieder ein ausgewogen unausgewogenes Programm bieten und treffen uns daher am letzten Donnerstag des Wintersemesters auf jitsi, um Bier zu trinken und über das Wintersemester nachzudenken. Alle, die uns kennenlernen oder in der freien uni bamberg mitmachen wollen, sind dazu sehr herzlich eingeladen.

Wir treffen uns hier: https://meet.jit.si/freieunibamberg

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 08.07.2021: JEJA KLEIN: Zum Fortleben sexueller Gewalt in linken Milieus

Linke Milieus gerieren sich gern als Gegenpol zu Phänomenen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie oder Antisemitismus. Schilder in linken Läden lassen etwa verlauten, Sexismus werde hier nicht geduldet. Doch warum hält sich sexuelle Gewalt so hartnäckig in diesen Kreisen? Davon zeugen nicht zuletzt die ständigen Auseinandersetzungen, die vor allem Frauen zum Beispiel mit ehemaligen Partnern führen müssen. Diese Konflikte bilden jedoch nur die Spitze dessen, was in den Betten dieses »aufgeklärten Milieus« vor sich geht. So ist das Erleben von Mitgliedern linker Szenen stark geschlechtlich getrennt: Während Männer sich um wichtige politische Anliegen, Demos, Aktionen und Strategien kümmern können, befinden sich viele linke Frauen und Queers in einem ständigen Beziehungskampf um Anerkennung sowie um Räume und soziale Netzwerke, in denen sie sich frei bewegen und sicher fühlen können. Der Widerspruch zwischen dem antisexistischen Selbstbild und der sexistischen Lebenspraxis der Linken liegt auch in der massiven Unterschätzung der Tiefe begründet, mit der sich sexistische Gesellschaftsstrukturen in Denken, Fühlen und Handeln von uns allen eingraben.
 
Jeja Klein macht freien Journalismus unter anderem für neues deutschland, Supernova, analyse & kritik oder Titanic. Es hat unter anderem Philosophie und Geschichte studiert und interessiert sich insbesondere für Fragen der sexuellen Gewalt, der Männlichkeit und der männlichen Sexualität sowie für queere Themen. Jeja ist nichtbinär und wird mit den Pronomen Es und Sie angesprochen.
Der Vortrag findet in Kooperation mit Phia e.V. statt und bildet den Auftakt der Vortragsreihe »Beziehungsweise Männlichkeit – von Catcalling bis Femizid«. Weitere Vorträge werden am 22. und 29. Juli im Mjut in Leipzig und am 5. und 12. August in der Zukunft am Ostkreuz in Berlin stattfinden. Alle Vorträge werden online übertragen, nähere Infos unter www.phia-ev.de.

Link zum Vortrag: https://uni-bamberg.zoom.us/j/97399912770

Passwort: ph!a21

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 01.07.2021: BILKE SCHNIBBE: Toxische Männlichkeit? Wie Männlichkeit und sexuelle Gewalt zusammenhängen

In einem Werbespot der Marke Gilette werden Männer aufgefordert, die beste Version ihrer selbst zu sein, und alle rasten aus. Nicht erst seit diesem Video wird heiß darüber diskutiert, was genau das eigentlich ist: Männlichkeit, und welche negativen Konsequenzen es hat, wenn Männer immer männlich sein müssen. Im Vortrag wird es um den problematischen Zusammenhang von sexueller Gewalt und Männlichkeit gehen und um die folgenden Fragen: Warum wird sexuelle Gewalt fast ausschließlich von Männern begangen? Warum ist sie so weit verbreitet und warum gibt es so wenig wirksame Maßnahmen gegen sie? Und nicht zuletzt: Wie kann uns eine radikale kritische Perspektive auf Männlichkeit helfen, diese Probleme anzugehen?

Bilke Schnibbe ist Redaktionsmitglied der linken Monatszeitung analyse & kritik und arbeitet außerdem als Psycholog*in Berlin. Aktuell sind Bilkes Themen Feminismus und Care-Arbeit, sexuelle Gewalt und Psychotherapie.

Der Vortrag findet in Kooperation mit Phia e.V. statt und bildet den Auftakt der Vortragsreihe »Beziehungsweise Männlichkeit – von Catcalling bis Femizid«. Weitere Vorträge werden am 22. und 29. Juli im Mjut in Leipzig und am 5. und 12. August in der Zukunft am Ostkreuz in Berlin stattfinden. Alle Vorträge werden online übertragen, nähere Infos unter www.phia-ev.de.                    

Link zum Vortrag: https://uni-bamberg.zoom.us/j/97399912770

Passwort: ph!a21

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 17.06.2021: ALINA NÜSSING / LENA UHL: Feminismus und Klimaaktivismus. One Struggle, One Fight?

Die Klimakrise und die Unterdrückung von FLINTA-Personen sind tief verwurzelt in den herrschenden Macht- und Unterdrückungssystemen. Wie insbesondere Klimagerechtigkeit und Feminismus zusammenhängen, soll aus einer intersektionalen feministischen Perspektive analysiert werden. Anschließend stellt der Vortrag die berühmt-berüchtigte Frage, wie sich die Theorie denn in Praxis umsetzten lässt, und versucht Wege aufzuzeigen, Klimagerechtigkeitsaktivismus feministischer zu gestalten.

Alina Nüßing und Lena Uhl studieren beide Politikwissenschaften und arbeiten zu Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und Soziale Bewegungen. Neben dem Studium sind die beiden u. a. in der Klimagerechtigkeitsbewegung sowie in feministischen Kontexten aktiv.


Stream auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=_WaIhCROdog

Diskussion ab 21:30 Live auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg

Beginn jeweils: 20:00 Uhr

Donnerstag, 10.06.2021: MIRJAM ELSEL: Flucht und Asyl im Zeichen von Abschottung, Abschreckung und Abschiebung


Die Situation von Geflüchteten hat sich durch die Pandemie – wie alle Bereiche, die zuvor schon prekär waren – deutlich verschlechtert. Das Bundesland Bayern hält an ihrer Unterbringung in sogenannten »AnkER-Zentren« fest. In Bamberg befindet sich eine der größten Massenunterkünfte dieser Art. Was bedeutet das für die Menschen, die dort leben? Und wie wirkt sich dort die Pandemie aus? Von Bamberg aus werfen wir auch einen Blick auf die Flüchtlingspolitik in Deutschland und in Europa.
 
Mirjam Elsel ist Pfarrerin und Koordinatorin für die Flüchtlingsbegleitung im Dekanatsbezirk Bamberg. Sie organisiert seit über vier Jahren die Bamberger Mahnwachen Asyl mit und ist im Sprechstundenteam von Freund statt fremd aktiv. Sie ist Mitinitiatorin der Interreligiösen Fraueninitiative und Mitglied im Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus.
 
Vortrag Live auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
Live-Stream auf Youtube:
https://youtu.be/48H4XcDg2Ec 

Beginn jeweils: 20:00 Uhr

Donnerstag, 27.05.: STEFAN DIETL / KATHRIN BIRNER: Die modernen Wanderarbeiter*innen. Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte

Sie arbeiten in Schlachthöfen, in der Pflege, auf dem Bau, in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft, aber auch im industriellen Sektor, und ihre Ausbeutung bildet zunehmend die Grundlage des deutschen Exportmodells: zeitlich befristete Arbeitsmigrant*innen, die regelmäßig für einige Wochen oder Monate ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten.
Obwohl sie überall präsent sind und die Produktion ohne sie in zahlreichen Wirtschaftszweigen zum Erliegen käme, bleiben sie gesellschaftlich unsichtbar. Geprägt ist die Arbeit dieser modernen Wanderarbeiter*innen durch lebensgefährliche Arbeitsbedingungen und systematischen Lohnraub. Der Vortrag beschreibt eindringlich die prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse, die den Alltag von Arbeitsmigrant*innen in Deutschland prägen. Ebenso sollen bisher wenig beachtete Ansätze der gemeinsamen Organisierung wie Baustellenbesetzungen, Streiks oder Demonstrationen vorgestellt werden.
 
Stefan Dietl arbeitet als freier Journalist und schreibt zu sozial- und gewerkschaftspolitischen Themen u. a. für die Wochenzeitung Jungle World und das Monatsmagazin konkret.
Kathrin Birner arbeitet als Gewerkschaftssekretärin und ist im Netzwerk der Global Labour University aktiv.
 
Der Vortrag und die Diskussion live in Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
Der Stream auf YouTube: https://youtu.be/d-wqnFBhtK8

Beginn: 20:00 Uhr

Der Vortrag wird von der DGB-Jugend Oberfranken und der DGB-Hochschulgruppe Bamberg gefördert.

Donnerstag, 20.05.2021: VID STEVANOVIC: Ironie, Transgression, Terror: Rechtsterrorismus und Meme-Culture

Während die Berichterstattung zur Corona-Pandemie nach wie vor die öffentlichen Debatten dominiert, wurde Deutschland zum international prominenten Standort in Sachen Rechtsterrorismus und das Kapitol der Vereinigten Staaten von Rechtsextremen gestürmt. Die Theorie kommt dem Terror nicht hinterher. Neben vernetzt agierenden Zellen (Nordkreuz, Gruppe S. etc.) sind es vor allem (vermeintliche) Einzeltäter*innen, die Anschlüsse an den globalen Rechtsterrorismus knüpfen. Die Attentäter*innen teilen eine bestimmte ästhetische und mediale Praxis. Dem inszenierten Spektakel des Terrorakts ist der »Memetic Warfare« vor- und nachgelagert: In Chatgruppen, Discord-Channels und auf Imageboards wird die Verbindung von Ideologie und Terror hergestellt. Dabei sind Ironie und Tabubruch dominante Strategien. Der Vortrag wird diesem Verhältnis nachgehen, um zu klären, wie diese Praktiken und rechter Terror voneinander abhängen.
 
Vid Stevanovic arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LMU in München.
 
Vortrag auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=Rqmi_D4LbHY
Live und Diskussion auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg

Beginn: 20:00
Eintritt: frei

Donnerstag, 06.05.: CONSTANTIN GANß / LEA HIRSCHFELDER / ENGEL FRIEDERIKE HOLST: Antisemitische Bilder am Dom? Der Streit um die Synagoge des Bamberger Fürstenportals

Am 23.10.2020 titelte das regionale Nachrichtenportal InFranken.de anlässlich der Diskussion um ein Figurenpaar am Bamberg Dom reißerisch: »Sind diese Statuen antisemitisch?«. Der Streit um den Umgang mit antijudaistischen Darstellungen in mittelalterlichen Kirchen ist auch in Bamberg nicht neu. Leider zeichnete sich der öffentliche Diskurs darüber bisher durch unzureichende Recherche und mangelndes Verständnis der Figuren, ihrer theologischen Grundlage und der baulichen Situation aus. Auch gibt es bisher keine zufriedenstellenden Konzepte für einen langfristigen Umgang mit den betreffenden Figuren. Der Vortrag möchte diese Lücken schließen und dadurch eine fundiertere Diskussionsbasis schaffen.

Constantin Ganß, Lea Hirschfelder und Engel Friederike Holst studieren Politikwissenschaften, Geschichte, Denkmalpflege und Kunstgeschichte und engagieren sich im Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bamberg gegen Antisemitismus.

Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Jungen Forum (JuFo) der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bamberg statt.

Vortrag um 20:15 auf YouTube: youtube.com/watch?v=gABqrgBGLFI

Diskussion ab 21:15 auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Donnerstag, 29.04.: RUBEN GERCZIKOW / MONTY OTT: Die Juden sind nicht kleinzukriegen

Jüdinnen:Juden wird in der Öffentlichkeit die Rolle von Opfern zugeschrieben. Entsprechend machen viele von ihnen die Erfahrung, dass ihre Sichtbarkeit sich darauf begrenzt, als Betroffene von Antisemitismus oder als Auslandsvertretung von Israel aufzutreten. Die Komplexität jüdischer Erfahrungen findet darin keinen Platz. Das betrifft sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit. Jüdisches Leben in Deutschland wird in der deutschen Geschichte auf die Zeit der Verfolgung und Ermordung während der Shoa reduziert. Die Vielfalt der jüdischen Kultur kann so nicht gesehen werden, vor allem dann nicht, wenn es sich um eine wehrhafte handelt. Dabei sprach bereits die in Deutschland beliebte Philosophin Hannah Arendt davon, dass der »jüdische Lebenswille berühmt und berüchtigt« sei. Doch wo sind all die Geschichten von den kämpfenden Jüdinnen:Juden und die von ihrem Widerstand gegen autoritäre Herrschaft?

Monty Ott ist Publizist, promoviert zu »Queerem Judentum in Deutschland«, und war bis 2021 Gründungsvorsitzender der queer-jüdischen Initiative Keshet Deutschland e.V. Ruben Gerczikow beschäftigt sich seit vielen Jahren mit rechtsextremen Strukturen, war Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland und der European Union of Jewish Students. Beide sind Teil des jüdischen Medienprojektes Laumer Lounge.

Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Jungen Forum (JuFo) der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bamberg statt und wird von der »Partnerschaft für Demokratie in der Stadt Bamberg« im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Stream des Vortrags auf Youtube: https://youtu.be/AMUeIgiCUqA

Diskussion und Vortrag auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Donnerstag, 22.04.2021: ANASTASIA BAUCH / CHRISTOPHER HÖLZEL: Die Bakuninhütte. Erinnerungskultur, Denkmalpflege und zeitgenössische Archäologie



Die Bakuninhütte bei Meiningen wurde in den 1920ern von Mitgliedern der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft FAUD errichtet. Als deutschlandweit einziges staatlich anerkanntes Kulturdenkmal des Anarchosyndikalismus bietet sie einzigartige Möglichkeiten der Erforschung und der Partizipation. Die Geschichte der Bakuninhütte ist wie ein Brennglas für die Geschichte Deutschlands in den letzten 100 Jahren. Sie wurde als Wander- und Schutzhütte errichtet und bis 1933 zum überregionalen Zentrum der anarchosyndikalistischen Bewegung ausgebaut, diente aber auch als beliebtes Ausflugsziel für die lokale Bevölkerung. Trotz »doppelter Opposition« in Nationalsozialismus und DDR ist die Hütte erhalten geblieben. 2015 wurde sie als Kulturdenkmal eingetragen. Heute ist die Hütte in Vereinsstrukturen, verschiedene politische Bewegungen und lokale (Erinnerungs-)Politiken eingebunden. Die AG Geschichte der Bakuninhütte hat sich zur Aufgabe gemacht, ihre vielfältige und wechselvolle Geschichte sowie die der Menschen, die sie gebaut und gestaltet haben, ihre verschiedenen Nutzungsphasen und das allgemeine politische Klima in Südthüringen in der Weimarer Republik zu erforschen.
 
Christopher Hölzel ist Archäologe und in der AG Geschichte der Bakuninhütte aktiv. Anastasia Bauch absolviert den Master Denkmalpflege in Bamberg, kommt aus Meiningen und ist an der Bauplanung zum Erhalt der Hütte beteiligt.

Live-Stream des Vortrags auf Youtube: https://youtu.be/hs-7r0wLOoE
Anschließende Diskussion auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt


Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei
 

Donnerstag, 04.03.2021: Offenes Planungstreffen

Wir wollen euch natürlich auch im Sommersemester ein ausgewogen unausgewogenes Programm bieten und setzen uns daher am letzten Donnerstag des Wintersemesters zusammen, um virtuell Pizza zu bestellen, Bier zu trinken und über das Sommersemester nachzudenken. Alle, die uns kennenlernen oder in der Freien Uni mitmachen wollen, sind dazu sehr herzlich eingeladen.

Link: https://meet.jit.si/freieunibamberg
Beginn: 20:00

Donnerstag, 25.02.2021: CHRISTIAN NOETH: Zwischen Universität und Aktivismus. Einführung in eine kritische Theorie der Gesellschaft


»Der Klimawandel wartet nicht, bis dein Bachelor fertig ist!« – Diese in der aktuellen Klimabewegung prominente Parole drückt treffend das Empfinden vieler politisch-engagierter Studierender aus: Gründe, eine Veränderung der Welt zu wünschen, gibt es genug – von Klimawandel bis hin zu andauernder weltweiter sozialer Ungerechtigkeit, von vielseitiger Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt gegenüber stigmatisierten Personengruppen bis hin zu autoritären Tendenzen in Gesellschaft und Politik. Selbst nach einem Studienabschluss in Politik- oder Sozialwissenschaften sieht die Situation meist nicht viel besser aus. Die richtige Erkenntnis, dass Theorie nicht alles sein kann und darf, wenn es um die Veränderung der Gesellschaft geht, schlägt somit allzu oft in politische Vorhaben um, welche die Strukturen nicht verstehen, auf die sie einwirken sollen. Der Vortrag möchte dementgegen ein Verständnis von Theoriearbeit anbieten, welches seinem eigenen Anspruch nach über den universitären Wissenschaftsbetrieb hinausweist und stattdessen auf eine grundlegende emanzipatorische Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse hin ausgerichtet ist.
Christian Nöth studiert an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/dWk4pq4DleY

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt


Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei
 

Donnerstag, 18.02.2021: JOHANNA BLOKKER: Denkmalsturz als Systemkritik: Der Bildersturm und die »Black Lives Matter«-Bewegung

Der Schriftsteller Robert Musil hat einmal gesagt, dass nichts so unsichtbar sei wie ein Denkmal: Einmal errichtet, befreit es die Menschen von der Arbeit des aktiven Erinnerns und ermöglicht ihnen das Vergessen. Dennoch gibt es Zeiten, in denen Denkmale wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, in denen die Erinnerungen, die sie tragen, sie plötzlich zu Steinen des Anstoßes machen. Gegenwärtig erleben wir so einen Moment: Im Zeichen der globalen »Black Lives Matter«-Bewegung werden überall auf der Welt – auch in Deutschland – Standbilder von kolonialzeitlichen Figuren und Held*innen verunstaltet oder von ihren Sockeln geholt. Im Vortrag werden Denkmale als Orte des Streits und der Aushandlung von Erinnerungen in der Gesellschaft diskutiert. Dabei wird der Fokus auf den aktuell wütenden »Bildersturm« gelegt: Um welche Symbolik geht es dabei? Was soll dadurch erreicht werden, und was wird tatsächlich erreicht? Wie geht es weiter und wie sollten die Behörden darauf reagieren? Wie kann vermittelt werden zwischen denen, die diese Denkmale als Verkörperung und Verankerung eines systemischen Rassismus sehen, und denen, die die »Zerstörung des Erbes« befürchten und jeden Versuch einer »Veränderung« oder »Auslöschung der Geschichte« ablehnen?
 
PD Dr. Johanna Blokker hat an der New York University promoviert und ist seit 2012 Assistentin am Lehrstuhl für Denkmalpflege der Universität Bamberg.


Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/wqpgP0ufRjI

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt


Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 11.02.2021: HANNAH O‘ NEILL: Rechtsruck aus dem Internet? Irlands neuer Rechtsextremismus

Dass das Internet zur Verbreitung rechtsextremer Ideologien in Europa und den USA beiträgt, ist weitgehend bekannt.Aber wie genau sieht die Wechselwirkung zwischen sozialen Netzwerken und dem Erstarken rechtsextremer Bewegungen aus, und welche Rolle spielen sie? Antworten auf diese Fragen finden wir vielleicht in Irland: Nachdem die Republik, im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten, weitgehend immun gegen den Rechtsruck gewesen zu sein schien, beunruhigte im Sommer 2020 die Nachricht über einen Anstieg rechtsextremer Aktivitäten. Interessant ist, dass hier (zumindest auf den ersten Blick) fast ausschließlich Radikalisierungsprozesse in sozialen Netzwerken als Ursprung betrachtet werden. Wir werden daher prüfen, ob diese Erklärung tatsächlich ausreicht, welche Lösungsvorschläge auf staatlicher Ebene möglich sind und welche Gegenmaßnahmen sich aus einer linken Perspektive hieraus ableiten lassen.

Hannah O‘Neill studiert Politikwissenschaft in Bamberg.

In ihrem ersten Vortrag in der freien uni bamberg hat sie 2019 über feministische Perspektiven auf den Brexit gesprochen.

Ab 20:15 – Vortrag auf Youtube: https://youtu.be/IaD8-yAbi-M

Ab 21:30 – Diskussion in zoom: https://uni-bamberg.zoom.us/j/94057810266
Passwort: vq6kH^

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 04.02.2021: FAU BONN: Arbeitskampf im Herzen der Bestie. Der Erntehelfer*innen-Streik in Bornheim

Fehlender Arbeitsschutz, Lohnprellerei, katastrophale Unterbringungen – die prekäre Lebensrealität von Saisonarbeitskräften ist nicht erst seit gestern bekannt. Doch erst im Zuge der globalen Pandemie und der damit verbundenen Wirtschaftskrise schaffte es das Thema in die Massenmedien.
Aber was war da eigentlich in Bornheim los …?
Ein Gewerkschafter der anarchistisch-syndikalistischen Freien Arbeiter*innen Union Bonn gibt Einblick in die herrschaftsfreie Gewerkschaftsarbeit und berichtet von der harten Realität des einwöchigen Streiks von Bornheim – und darüber, was das Ganze gebracht hat! Selbstorganisierung der Lohnarbeitenden und darüber die Überwindung der herrschenden Verhältnisse – so lauten der Plan und die Utopie. Doch wie macht mensch das: Arbeitskampf? Nicht zuletzt in informellen Beschäftigungsfeldern wie der »Saisonarbeit«.
 
Die Freie Arbeiter*innen Union Bonn ist eine Basisgewerkschaft, die bundesweit mit anderen Syndikaten zur FAU zusammengeschlossen ist.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/cELr6qna-u8

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt


Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 28.01.2021: LARS QUADFASEL: Woke Capitalism? Über die marktwirtschaftliche Rezeption antirassistischer Proteste

Die Ermordung George Floyds löste eine der größten antirassistischen Protestwellen der Geschichte aus, deren Ausläufer von den USA bis nach Europa und Asien ausstrahlten – und die fast überall auf ganz ungewohnten Beifall stieß: Städte stürzten rassistische Denkmäler, Großkonzerne verkündeten »Black Lives Matter« und verpflichteten sich zu mehr »diversity«. Als Kritikerin der Verhältnisse plötzlich mit Google und Coca Cola im selbem Boot zu sitzen, ist keine behagliche Aussicht. Daher tun manche den Aktivismus der Eliten als »bloß symbolisch« ab; andere wiederum sehen sich in in ihrem langgehegten Verdacht bestätigt, dass die so genannte »Identitätspolitik« ohnehin nur dem Neoliberalismus in die Hände spiele: Der nämlich liebe es, von Diskriminierung zu reden, weil sie ihm erlaubt, von Ausbeutung ganz zu schweigen. Das emanzipatorische Unbehagen an seinen neuen Verbündeten kann aber auch Ausgangspunkt sein, etwas grundsätzlicher über die Fallstricke der Emanzipation nachzudenken: warum der Kapitalismus stets das Gute, Freiheit und Gleichheit, will und dennoch stets das Böse, gewaltsame Ungleichheit, schafft; warum auch die Gegnerin der Verhältnisse an deren Verbesserung mitzuwirken gezwungen ist; und warum womöglich dennoch das neoliberale Ende der Geschichte derzeit an sein eigenes Ende kommt.
 
Lars Quadfasel ist assoziiert in der Hamburger Studienbibliothek (http://studienbibliothek.org) und schreibt u.a. für Konkret.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/487913bOYkQ
Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 21.01.2021: MARCUS BÖICK: Die Treuhandanstalt. Idee, Praxis, Erfahrung

Die »Treuhand« darf als eine der umstrittensten Organisationen der jüngeren deutschen Geschichte gelten – zumindest im Osten des Landes. Ab 1990 trägt sie, unter der Führung westdeutscher Manager*innen, die Verantwortung für die Privatisierung oder Abwicklung von über 8.000 Betrieben mit vier Millionen Beschäftigten, die zu Massenentlassungen führten und Diskussionen und Proteste auslösten. Die Treuhand prägt die neuen Bundesländer bis in die Gegenwart hinein. Während Autor*innen des konservativ-liberalen Spektrums sowie ehemalige Treuhand-Mitarbeiter*innen von einer »alternativlosen« Erfolgsgeschichte auf den »Trümmern« der Planwirtschaft sprechen, sehen linke und v. a. ostdeutsche Kritiker*innen darin eine brutale »Abwicklung« oder sogar die neoliberale »Kolonialisierung« des Ostens unter Federführung von Westkonzernen. Der Vortrag beleuchtet die ideellen Grundlagen, den praktischen Alltag sowie die konkreten Erfahrungen der Treuhand und ihres Personals sowie ihre langfristigen Spuren in der (ost-)deutschen Erinnerungskultur bis in die Gegenwart.

Marcus Böick hat als Stipendiat der Stiftung Aufarbeitung promoviert. Seit 2017 ist er Akademischer Rat am Historischen Institut der Ruhr-Universität.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/96ryeL2NtW8

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 14.01.2021: KIBA: Von Rechten nichts Neues?! Rechte Strukturen in Bamberg und Umgebung

Link zum Video: https://youtu.be/2S0JWfnyV-o (wird um 20:15 Public geschaltet).

Diskussion hier im Pad: https://pad.systemli.org/p/kiba_bamberg

Bamberg wird mit seinen Rot-Grünen Stadtoberhäuptern, den vielen alternativen Studis, die sich in Goa-Hosen im Hain tummeln, und seiner Kunst- und Kulturszene gerne als Insel des Liberalismus in einem Meer aus blau-schwarzen Käffern wahrgenommen. Doch auch in Bamberg gibt es rechte Organisationen, die in und aus Bamberg heraus agieren. KIBA, your favourite local antifascists, wollen euch einen kleinen Abriss über die letzten fünf Jahre geben: Auf neonazistischer Seite stechen vor allem der Prozess gegen die Weiße Wölfe Terrorcrew und Aktionen des Dritten Wegs hervor. Auch die steile Karriere der AfD seit der vorletzten Kommunalwahl und ihre gefühlte Omnipräsenz in der Stadt werden wir uns genauer ansehen.

KIBA steht für Kultur, Information, Bildung und Antifaschismus. Die Gruppe ging aus dem Organisationskollektiv des festival contre le racisme hervor und betreibt in Bamberg politische Kultur- und Aufklärungsarbeit.

Besucht zum angegebenen Vortragstermin um 20 Uhr die Seite https://pad.systemli.org/p/kiba_bamberg. Hier teilen wir den Link zum Video und ggf. ein Passwort zum Öffnen der Datei und Moderieren den Vortragsabend. Außerdem können hier Fragen an die Referent*innen gestellt werden. 

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 17.12.2020: RENÉ HAASE: Postwachstum und Kommunismus?

Seit den 2010er Jahren versammeln sich unter dem Begriff »Degrowth« bzw. »Postwachstum« verschiedene Akteure mit zum Teil widersprüchlichen Inhalten. Sie alle eint die Kritik an Wirtschaftswachstum und der Klimakrise. So weit, so vage. Im deutschsprachigen Raum repräsentiert z. B. Niko Paech ein bestimmtes Spektrum von »Postwachstum«, das mit »Entschleunigung« und »regionalisierter Subsistenzwirtschaft« aufwartet und eine Nähe zu Zinskritik und individualisierten Verzichtsappellen aufweist. Linke und (ideologie-)kritische Kritik daran ist durchaus sinnvoll und richtig. Sie tendiert aber dazu, das sprichwörtliche Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn hinter die ökologische Krise gibt es kein Zurück, und auch die kommunistische Weltgesellschaft wird sich nicht einfach im Handumdrehen als das vollautomatisierte Paradies auf Erden einstellen. Entgegen dem Vorurteil, Postwachstum sei reine Alltagsreligion, möchte der Vortrag marxistische und antikapitalistische Positionen innerhalb des Diskurses stark machen und mögliche Anknüpfungspunkte für die kommunistische Praxis aufzeigen.

René Haase ist Sozialwissenschaftler und arbeitet beim Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig. Seine Themenschwerpunkte sind Öffentlichkeitsarbeit, Gesellschaftstheorie und Kritik von Lohnarbeit.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/-VsafxRLdZA

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00

Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 10.12.2020: CHRIS W. WILPERT: Das Bewusstsein des Nichtmitmachens. Leo Löwenthal und die Aktualität der Kritischen Theorie

In Gesprächen am Ende seines Lebens rekapitulierte Leo Löwenthal den Kern der Kritischen Theorie: »Man kann niemals, und dagegen haben wir uns immer gewehrt, positiv ausführen, was das richtige Leben ist.« Löwenthal gehörte als Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung zum engsten Kreis um Max Horkheimer. An Adorno und Horkheimers Elemente des Antisemitismus hatte er wesentlichen Anteil. Einen eigenen Beitrag zu den Studien zum Autoritarismus legte er zusammen mit Norbert Guterman in Prophets of Deceit vor. Seit den 1930er-Jahren arbeitete er an einer materialistischen Literaturwissenschaft und analysierte das »bürgerliche Bewusstsein in der Literatur«. Seine soziologische Auseinandersetzung mit der Massenkultur knüpfte an Adornos Analyse der Kulturindustrie an. Da Löwenthal als einziger aus dem engeren »Horkheimer-Kreis« noch die 1980er und 1990er erlebte, begleitete er nicht nur die Rezeption der Kritischen Theorie. Er widmete sich zusammen mit Sabine Lang auch kritischen Studien über die Postmoderne, die eine politische Kultur der »Exklusivität und Ausgrenzung« erzeuge. Sein Werk ist Ausgangspunkt für die Frage nach Geschichtlichkeit und Aktualität der Kritischen Theorie.
 
Chris W. Wilpert ist fub-Alumni, Literaturwissenschaftler und Technischer Redakteur. Zuletzt hat er zusammen mit Robert Zwarg in der freien uni bamberg über »Hipster und andere destruktive Charakter der Gegenwart« gesprochen.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/Xfmm2rgP44s

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 03.12.2020: JAN-NIKLAS JÄGER: Factually: Subversion im Pop am Beispiel der Pet Shop Boys

Seit über 30 Jahren zeigen die Pet Shop Boys, dass sich kommerzieller Erfolg und ein subversives Verständnis von Pop nicht ausschließen. Bereits ihre erste Single, der Welthit »West End Girls«, thematisierte Klassenunterschiede. Mithilfe nur scheinbar einfacher Pop-Songs zeichnen die Pet Shop Boys ein komplexes Gesellschaftsbild. Ihr Werk muss daher einer genaueren Analyse unterzogen werden: vom großen Hit bis zur B-Seite, von der Ikonographie bis zum Live-Auftritt. Es geht dabei um soziale Geschichte, sexuelle Identität und Clubkultur. Und um die Popkultur im Allgemeinen, die durchaus einem kritischen Anspruch gerecht werden kann.
 
Jan-Niklas Jäger lebt aktuell in Nürnberg und schreibt für jungle world und testcard. 2019 erschien sein erstes Buch Factually: Pet Shop Boys in Theorie und Praxis. Zuletzt hat er Sex Revolts: Gender, Rock und Rebellion von Joy Press und Simon Reynolds ins Deutsche übersetzt.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/6GsfbqKAcnE

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 26.11.2020: LUKAS WITTMANN: Die Vibes der Konservativen Revolution: Über die Neue Rechte und ihre Vorbilder

Eine heute häufig gestellte Diagnose ist, dass ein politischer Rechtsruck stattgefunden hat und noch immer stattfindet. Eine Akteurin dieser Verschiebung ist die stets besonnen und intellektuell auftretende »Neue Rechte«. Wie diese Strömung tickt, soll anhand eines Rückblicks in die Weimarer Republik geklärt werden: Hier wirken die Autoren der »Konservativen Revolution«, die den primären historischen Bezugspunkt der Neuen Rechten darstellen. Die Grundstimmung, das Weltbild und die Motive, kurz: die Vibes der Konservativen Revolution, begegnen uns heute wieder. Der geschichtliche Zusammenhang kann helfen, sie besser zu verstehen und zu durchschauen.

Lukas Wittmann hat Philosophie und Soziologie in Bamberg studiert und die freie Zeit bis zum Beginn seines Masterstudiums unter anderem dafür genutzt, sich mit der Konservativen Revolution zu beschäftigen.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/kqFAFd31d2g

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 19.11.2020: CONSTANTIN GANSS: Antisemitismus im Kontext der »Anti-Corona-Demonstrationen« in Bamberg

Seit das Auswärtige Amt am 17. März Einreisestopps sowie eine weltweite Reisewarnung bekanntgegeben hat und seit am 22. März die ersten Kontaktbeschränkungen wirksam wurden, ist die Covid-19-Pandemie im alltäglichen Bewusstsein der Menschen in Deutschland angekommen. Das Problemfeld Antisemitismus blieb hiervon nicht unberührt – im Gegenteil. Zunächst brach sich Antisemitismus unter Corona-Bedingungen in Form von Verschwörungsideologien Bahn, die vor allem über das Internet verbreitet wurden. Jüdisches Leben wurde dort online angegriffen, wo es selbst verstärkt in Online-Formaten stattfand. Dabei ist es jedoch nicht geblieben. Auf Demonstrationen der »Corona-Rebellen«, von »Querdenken« und Attila Hildmann traten die kruden antisemitischen Verschwörungsideologien offen zu Tage, die in Teilen der deutschen Bevölkerung bereits angelegt waren und durch die Pandemie zusätzlichen Auftrieb erhalten hatten. Der Vortrag will die Entwicklungen um die »Anti-Corona-Demonstrationen« und den dort formulierten Antisemitismus am Beispiel Bamberg empirisch untersuchen und führt zu diesem Zweck zunächst in die zugrunde liegenden antisemitischen Erklärungsmuster und Denkweisen ein.
 
Constantin Ganss studiert Geschichte und Politikwissenschaften in Bamberg und hat in der Weltholocaustgedenkstätte Yad Vashem und bei Amacha gearbeitet. Er ist Sprecher des Jungen Forums der Deutsch Israelischen Gesellschaft Bamberg und engagiert sich gegen Antisemitismus.

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/oY7Fx5kWzMU

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Beginn: 20:00
Eintritt/Zugang: frei

Donnerstag, 12.11.2020: LOTHAR GALOW BERGEMANN / ERNST LOHOFF: Die Hoffnung auf das „revolutionäre Subjekt. »Arbeiterklasse« als Ausdruck linksidentitärer Sehnsucht

Linke, die jahrzehntelang die soziale Frage entweder völlig vergessen oder stiefmütterlich behandelt haben, haben die Deutung wichtiger gesellschaftlicher Konflikte den Liberalen und Konservativen überlassen. Viele erhoffen sich jetzt von der Rückbesinnung auf die Klasse und ihre Kämpfe einen Ausweg. Doch in dem von Finanzmarktdynamik und Globalisierung getragenen Kapitalismus, in dem die Konkurrenz aller gegen alle mehr denn je Gesellschaft und Alltagsleben dominiert, ist die Beschwörung irgendeiner ominösen Klassenidentität nur eine nostalgische Phantasie. Ob Wohnungsfrage, radikale Arbeitszeitverkürzung oder die Verhinderung der Klimakatastrophe – für keinen der Kämpfe, die heute geführt werden müssen, ist mit der Wiederentdeckung der Klasse irgendetwas gewonnen.

Ernst Lohoff ist Redakteur der Zeitschrift krisis – Kritik der Warengesellschaft (www.krisis.org). Lothar Galow-Bergemann schreibt u. a. auf der Seite Emanzipation und Frieden (www.emafrie.de.org) und hat in der freien uni bamberg zuletzt über »Digitalisierung: Die Chance für ein besseres Leben ergreifen!« gesprochen.

Unterstützt durch die DGB Hochschulgruppe Bamberg.

Ort: Der Vortrag wird nicht über YouTube gestreamt, sondern findet über das Videokonferenz-tool „Zoom“ statt. Um teilzunehmen, einfach um 20 Uhr auf folgenden Link klicken:

https://uni-bamberg.zoom.us/j/98187083521

Dass Passwort der Sitzung lautet: 7#+vnJ

Die Meeting-ID lautet: 981 8708 3521

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

Donnerstag, 05.11.2020: BALTHAZAR BENDER: A_sexualität. Über Begriffe, Communities, Amöbenwitze und Diskriminierung

Asexualität – das A im ständig wachsenden und immer unübersichtlicheren Buchstabensalat von LSBTTIAQP+. Aber was bedeutet dieses Wort eigentlich? Welche Begriffe und Definitionen gibt es? Welchen Platz hat A_sexualität zwischen all den anderen Buchstaben der queeren Community, und welche Erfahrungen machen a_sexuelle Menschen in queeren Kreisen, aber auch im Alltag? Was hat das alles mit Amöben zu tun? Diesen Fragen wollen wir in einem interaktiven Vortrag auf den Grund gehen. Dafür ist kein Vorwissen nötig – wir starten bei den Basics und haben genug Zeit für Fragen und allen Redebedarf.

Balthazar Bender (er/ihm oder keine Pronomen) studiert Gender Studies im Master an der Universität Freiburg und betreibt a_sexuellen Aktivismus online, bei Vorträgen und in Workshops. Besonders gerne beschäftigt sich Balthazar mit a_sexueller Repräsentation in den Medien und a_sexueller Geschichte. Seit 2013 ist Balthazar außerdem beim Queer Lexikon aktiv, einer Online-Anlaufstelle für queere Jugendliche.

Unterstützt durch die QueerCommUNIty Bamberg

Ort:

Interaktiv auf Jitsi: https://meet.jit.si/freieunibamberg
PW: AdornoHatGesagt

Live-Stream auf Youtube: https://youtu.be/oY7Fx5kWzMU

Beginn: 20:15 (pünktlich)

Eintritt: frei

Donnerstag, 09.07.2020: VINCENT WEICKART: Dumm ist der, der Dummes tut: Eine historisch-politische Betrachtung der Intelligenzmessung

Die Intelligenzmessung stellt bis heute eines der bedeutendsten Forschungsgebiete psychologischer und sonderpädagogischer Diagnostik dar. Dabei löst das »Intelligenz«-Konstrukt – nicht zuletzt aufgrund seiner Anknüpfungspunkte für rassistische Ideologien –immer wieder Kontroversen aus. Die Wurzeln der Eugenik lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen.Die ihr zugrunde liegende Vorstellung von der natürlich vererbten Überlegenheit bestimmter Menschengruppen findet sich aber auch in aktuellen Debatten wieder. In diesem Vortrag soll Intelligenz daher in ihrem historischen und politischen Kontext kritisch betrachtet werden, um das ihr innewohnende Potential der Hierarchisierung in einer technisch-rationalen Gesellschaft zu problematisieren.
 
Vincent Weickart studiert im Fachbereich Human- und Sozialwissenschaft in Bamberg und ist nebenbei gewerkschaftlich aktiv.
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Vorgehen für Online-Vorträge der fub allgemein:
Besucht zum angegebenen Vortragstermin um 20 Uhr die Seite https://l.linkspad.de/p/fub-bamberg-digital. Hier teilen wir den Link zum Video und ggf. ein Passwort zum Öffnen der Datei und Moderieren den Vortragsabend. Außerdem können hier Fragen an die Referent*innen gestellt werden. 

Donnerstag, 25.06.2020: ALICIA SCHLENDER: Vom Kümmern, dem Kummer und der Kleinfamilie. Feministische Familienkritiken und neue Familienformen

Die Corona-Krise ist auch eine Krise der Kleinfamilie. Sie zeigt, dass ein oder zwei Menschen nicht ausreichen, um sich neben dem Vollzeitjob noch um Kinder (um andere soziale Beziehungen und um sich selbst etc.) zu kümmern, ohne dabei verloren zu gehen. Auf politischer Ebene ist die Kleinfamilie jedoch noch immer sehr beliebt. Steuerlich und wohnungspolitisch wird sie privilegiert. Obwohl Gleichberechtigung in aller Munde ist und viel darüber gesprochen wird, dass die Familienformen sich wandeln, gilt die heterosexuelle Kleinfamilie weiterhin als normal – und mit ihr die Ungleichheit in Familien: Sorgearbeit ist größtenteils noch immer Frauensache. Ein Phänomen, dass in der Corona-Krise deutlicher denn je zutage tritt.

Welche Rolle spielt das Ideal der Kleinfamilie dabei, Geschlechterungleichheit und die gesellschaftlichen Elternrollen (z. B. die Mutter als Hauptverantwortliche) immer neu hervorzubringen? Welche Möglichkeiten für gleichberechtigte Elternschaft gibt es?  Co-Elternschaft soll in diesem Zusammenhang als Familienform, die nicht (allein) auf einem romantischen Beziehungskonzept aufbaut, vorgestellt und in ihren Vor- und Nachteilen diskutiert werden.

Alicia Schlender hat Politik und Geschlechterforschung studiert und beschäftigt sich mit Familie und Feminismus, Ungleichheit, Mutterschaft und alternativen Familienformen. Sie lebt mit Kindern in einer Wohngemeinschaft.

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Vorgehen für Online-Vorträge der fub allgemein:
Besucht zum angegebenen Vortragstermin um 20 Uhr die Seite https://l.linkspad.de/p/fub-bamberg-digital. Hier teilen wir den Link zum Video und ggf. ein Passwort zum Öffnen der Datei und Moderieren den Vortragsabend. Innerhalb des Pads werden Fragen zum Vortrag gesammelt, die dann entweder direkt nach dem Vortrag oder möglichst zeitnah in einer gesonderten Videoantwort beantwortet werden.

Donnerstag, 04.06.2020: kATRIN DEGEN: Jung – feministisch – extrem rechts? Zur Bearbeitung der Kategorien Geschlecht und Sexualität im Rechtsextremismus

Rechtsextreme – das sind doch diese Typen mit Glatze und Springerstiefel, die von »Rassereinheit« träumen und vom »geheimen Judenstaat« schwadronieren … Spätestens seit den Wahlerfolgen der Alternative für Deutschland (AfD) dürfte klar sein, dass derlei vereinfachte und einseitige Vorstellungen der Vergangenheit angehören. Die (extreme) Rechte in Deutschland ist vielseitig und anpassungsfähig. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Beteiligung von Personengruppen, die der traditionalistischen, nationalistisch-rassistischen und homo-/transphoben Ideologie der Rechten zu widersprechen scheinen. Der Vortrag beleuchtet einige Strategien der (extremen) Rechten zur Legitimierung dieser Paradoxien und gibt anhand ausgewählter aktueller Beispiele – vom »nationalem Feminismus« bis zur Mitwirkung von Trans*-Personen in rechten Organisationen oder Gruppen – einen Überblick über die aktuelle Ausdifferenzierung der Rechten hinsichtlich Gender- und Queerthemen.

Katrin Degen ist Sozialarbeiterin M.A. bei der Aidshilfe Nürnberg e.V. und Promovendin an der Universität Bamberg.

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Donnerstag, 28.05.2020: TOM DAVID UHLIG: Deutschlands Platz in der Antarktis. Wie sich die Volksgemeinschaft an der Kälte wärmt

»Oder soll man es lassen?«, titelte im Sommer 2018 Die Zeit und stellte damit zur Debatte, ob Menschen im Mittelmeer überhaupt aus Seenot gerettet werden sollen. Die Indifferenz und Kälte, die Flüchtenden oder Prekarisierten entgegenschlägt, ist mehr als nur ein Element der zur technischen Rationalität verkümmerten Vernunft. Sie ist weder Selbstzweck noch Extremfall der bürgerlichen Gesellschaft, deren ekstatischer Taumel die Volksgemeinschaft ist. Sie ist ihr Kitt. Mit Hass auf das Individuum, und auf sich selbst, wird die Liebe zur Gemeinschaft erkauft. Diskussionen über die Rettung von Ertrinkenden zeugen von einer Gesellschaft, die in der Kälte gegen andere Kälte gegen sich selbst auslebt und sich dabei an der eigenen Mitleidlosigkeit berauscht. Demagog*innen versuchen sich darin zu übertrumpfen, wer am gefühllosesten ist, wer als erster erwägt, Frauen und Kinder an der Grenze zu erschießen, wer am vehementesten für Abschiebungen eintritt, wer den brutalsten Sozialchauvinismus zur Schau stellt und wer der Welt am deutlichsten klar macht, dass »wir« nicht ihr Sozialamt sind. Eine szenische Lesung über Deutschlands Suche nach seinem Platz in der Antarktis.

Tom David Uhlig ist Mitarbeiter der Bildungsstätte Anne Frank und Mitherausgeber der Zeitschrift Freie Assoziation für psychoanalytische Sozialpsychologie sowie von Psychologie & Gesellschaftskritik. Mit Katharina Rhein und Eva Berendsen veröffentlichte er 2019 Extrem Unbrauchbar. Über Gleichsetzungen von links und rechts.

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Donnerstag, 14.05.2020: MATHIAS BESCHORNER: Postwachstumsökonomie als Alltagsreligion und Abgrenzungsbedürfnis

Die »Postwachstumsökonomie« kann weder die ökologische noch die soziale Frage lösen. Sie geht mit einem Abgrenzungsbedürfnis gegenüber den arbeitenden Klassen einher und ist anschlussfähig für die politische Rechte. Postwachstumstheoretiker*innen setzen auf ein neues Menschenbild, auf eine Ethik des Verzichts und sie tragen Forderungen an die Menschen heran, die zu einer Alltagsreligion geworden sind. Sie führen zu Schuldgefühlen und erwecken den Eindruck moralischer Überlegenheit. Wichtiger als die Kritik des Wachstumsprinzips wäre es allerdings, die ökologische Krise selbst in den Fokus der Kritik zu rücken und zu erörtern, was sie mit der Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft zu tun hat.

Mathias Beschorner ist Historiker und freier Autor. Er lebt in Leipzig und referiert zu den Themen »Postwachstumsideologie« und »Polyamorie«. Gemeinsam mit Konstantin Nowotny und Jennifer Stevens arbeitet er an einem Sammelband zur romantischen Liebe, offenen Beziehungen und zu Polyamorie.

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